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Kostbare Schokolade: Morgens ein Tässchen im Bett

Von Elke Silberer 07.05.2009, 12:20

Aachen/dpa. - Für Ihre Hochwohlgeboren begann den Tag mit einem Tässchen Schokolade im Bett. Das praktische Frühstückstablett gab es noch nicht - die halb liegende Adelige musste die Tasse balancieren.

Der Genuss war von der Gefahr des Schlabberns getrübt. «Neben der Sauerei wäre es schade um das damals sehr kostbare Getränk gewesen», sagte die Leiterin des Aachener Couven-Museums, Dagmar Preising. Das war die Geburtsstunde der Trembleuse-Tasse, der «Zittertasse». Eine feste Manschette auf der Untertasse sollte das Malheur im Bett verhindern.

Das Aachener Couven-Museum beleuchtet in seiner Ausstellung «Süße Versuchung - Vom Kakao zur Schokolade» (9. Mai bis 6. September) die Geschichte der Schokolade und die Schokoladenkultur des europäischen Adels im 17. und 18. Jahrhundert. Nach dem Import von Kakao, wahrscheinlich durch die Spanier, habe es Schokolade zunächst nur in flüssiger Form gegeben - als bittere Medizin. Sie wurde in Apotheken verkauft. «Schokolade wurde ausgezehrten Patienten verschrieben», sagte Preising.

Das fettige Getränk war zunächst so weit vom Genuss entfernt, dass es mit dem Segen vom Papst sogar in der Fastenzeit getrunken werden durfte. Was ein bisschen Zucker dann ausmachte: Die gesüßte Schokolade wurde zum teuren Genuss für den Adel und des reichen Bürgertums. Man gönnte sich ein Tässchen im Bett am Morgen und zelebrierte den Kakaogenuss im ausgewählten Kreis.

«Das Getränk war kostbar, die Gefäße waren es auch», sagte Preising. Ausgeschenkt wurde in Chocolatièren aus Silber oder Porzellan, schlanke Schokoladenkannen mit einem abstehenden Griff. Im Deckel war ein Loch für den Rührquirl. «Oben auf schwamm das Fett, das mit dem Quirl untergerührt wurde», erklärte die Museumschefin vor Leihgaben in den Vitrinen.

Die szenische Darstellung einer Porzellanfigur aus Meißen - im 18. Jahrhundert als Tischschmuck hergestellt - unterstreicht, wie sehr Schokolade damals auch Prestigegetränk war: Die zarte Dame im prächtigen Rokoko-Kleid hält preziös ein Tässchen Schokolade in der Hand, im Rücken ein «Mohrenpage», der sie bedient.

Mit der Ausstellung besinnt sich das Couven auf die Geschichte seines Gebäudes. Darin hatte der Aachener Apotheker Andreas Monheim Trink-Schokolade als Medizin verkauft. Sein Enkel Sebastian reiste später durch Deutschland und Frankreich und stieß in Mainz auf Ess-Schokolade. «Das war aber eine bröckelige, unansehnliche Geschichte», sagte die Kuratorin Gisela Schäffer.

Erst als es technisch möglich war, Schokoladenpulver mit sehr niedrigem Fettanteil herzustellen, war die Zeit für die cremige Tafelschokolade reif. Die erste Tafelschokolade in Deutschland soll Sebastian Monheim 1857 in Aachen produziert haben, in der Nähe des Couven-Museums. Das war der Beginn der «Chocolaterie Monheim». Durch seine maschinelle Produktion wurde Schokolade fürs Volk bezahlbar.

Zu dieser Zeit habe es noch keinen anderen Schokoladenproduzenten in Deutschland gegeben, sagte Schäffer: «Es sieht alles danach aus, dass Leonhard Monheim damit die ersten Tafelschokoladen in Deutschland produziert hat.» Durch die Heirat mit Irene Monheim wurde der Kunstsammler Peter Ludwig später Chef des Unternehmens.

Das Museum in Aachen: www.couven-museum.de