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Konditor findet Sahnehäubchen: Singlebörse für Gastronomen

Von Anette Le Riche 16.11.2009, 12:09

Radolfzell/dpa. - Radolfzell ­ Thomas Honold ist Küchenchef. Trotzdem will er die Hoffnung auf die Liebe fürs Leben nicht aufgeben. Sie zu finden, ist schwierig mit einem elterlichen Betrieb im Nacken und viel Arbeit, wenn andere Feierabend haben.

Weil sich der 31-jährige Gastwirt aus Radolfzell am Bodensee auf dem Singlemarkt im Internet verloren fühlte, baut er seit zwei Jahren seine eigene Singlebörse auf. Auf «gastrosingles.de» sollten «Köche die heiße Liebe» finden, «Restaurants ihre Fachfrauen» und ganz allgemein jeder «Deckel seinen Topf», beschloss Honold. Inzwischen zählt die Gesamt-Plattform 6700 Mitglieder und hat zahlreiche Ableger, denn nicht nur Gastronomen arbeiten, wenn andere tanzen. Auch Bäcker, Fleischer, Monteure, Polizisten, Landwirte und Mediziner können unter dem Dachportal «jobsingles.de» erste virtuelle Kontakte zu Berufsgenossen knüpfen.

Die Arbeit am Portal erledigt das Multitalent Honold vor allem montags, wenn sein Fischrestaurant auf der Bodenseehalbinsel Mettnau Ruhetag hat. «Ansonsten hab ich den Laptop in der Küche und mache zwischen zwei Kretzerfilets weiter», erzählt er lachend. Die Software habe er mit Freunden entwickelt, einige Administratoren helfen seinen Angaben zufolge bei der Userbetreuung unentgeltlich mit. Die Entwicklungskosten und «hohen Servergebühren» von bisher knapp 35 000 Euro bestritt er demnach aus Erspartem und Eigenmitteln. Werbeeinnahmen und -ausgaben für den virtuellen Kuppeldienst hielten sich gerade so die Waage, sagt Honold. Noch kann er so den Dienst kostenlos anbieten.

Dass er nicht nur kochen und programmieren, sondern auch stilsicher formulieren kann, beweist Honold mit den Textbändern, die über die Seite streifen: «Winzer findet Frau mit Prädikat» heißt es da, «Huhn findet Korn» oder «Konditor findet Sahnehäubchen» «Die hab ich mir kurz mal einfallen lassen», schmunzelt Honold lässig. Bei aller Lockerheit legt er Wert auf Seriosität. Deshalb betont er, dass die «Seitensprung- Funktion auf der Website ausgeklammert wurde». Wichtig ist dem Küchenmeister, dass sich die Mitglieder über ihren Beruf austauschen können. Schon bei der Registrierung auf «Gastrosingles.de» wird nach dem Lieblingsessen gefragt. Sterneküche, thailändisch oder gut bürgerlich?

Thomas Eberhardt hat ein solches Angebot im Netz «schon seit Jahren vermisst». Dem 37-jährigen Gastwirt aus Neidlingen bleibt wie Honold vor lauter Arbeit im Familienbetrieb kaum Zeit für Romanzen. Auf «Gastrosingles.de» hat er sich angemeldet, um vielleicht doch noch die Richtige für Herz und Herd zu finden. Schön findet er, dass die Mitglieder sogenannte Winks verschicken können, erste Kontaktaufnahmen ohne Text, virtuelles Äquivalent vielsagender Blicke in der Disco. «Witzig ist auch der Office-Status, falls man beim Chatten ungebetenen Besuch von Kollegen oder Familienangehörigen bekommt», sagt Eberhardt und lacht. Mit einem Mausklick kann mit diesem Spezialfeature die Benutzeroberfläche zu einem vermeintlichen Büroprogramm verändert werden.

150 Paare haben sich nach Honolds Schätzung über die Seite bisher gefunden. Dabei stützt er sich auf Rückmeldungen und Einträge im Gästebuch. «Bei manchen ist schon Nachwuchs unterwegs.» Seine eigene Traumfrau hat der Allrounder noch nicht gefunden. «Es haben sich ein paar Freundschaften entwickelt», murmelt er vage. «Aber bisher gibt es nichts Konkretes.» Andere hatten mehr Glück: «Ich bin Hotelfachfrau und er ist Koch, wir wollen jetzt unseren Weg gemeinsam gehen», schreibt da beispielsweise eine Ricarda im Gästebuch. «Ich hatte die Vorstellung, dass jemand meine Arbeitszeiten akzeptiert, schon lange aufgegeben.»

Zur Singlebörse: www.jobsingles.de (dpa)