Kommunikation bei Paaren Kommunikation bei Paaren: Die Furie und der Schweiger
Braunschweig/dpa. - "Empirische Untersuchungen bestätigen, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Kommunikation gibt", sagt Kurt Hahlweg, Psychologe an der Universität Braunschweig. "Gespräche haben kulturell begründet unterschiedliche Funktionen bei den Geschlechtern", erklärt Dirk Zimmer, Psychotherapeut aus Tübingen. Frauen entlasten sich durch Gespräche, wünschen sich Zuspruch und Bestätigung. Die männliche Kommunikation hingegen ist zielorientierter. Wenn sie über Probleme reden, dann meist, um sie aus der Welt zu schaffen. "Gespräche über Gefühle sind immer noch eine Frauendomäne", sagt Zimmer.
Am Arbeitsplatz erfüllt das männliche Schweigebedürfnis seinen Zweck. "Es ist nicht förderlich, wenn Gefühle in beruflichen Situationen geäußert werden", erklärt Psychologe Hahlweg. Ärger ist allerdings programmiert, wenn der Partner zu Hause weiter schweigt. "Es fällt Männern einfach schwer, vom Beruflichen ins Private umzuschalten." Nur langsam und mit viel Verständnis, so Psychotherapeut Zimmer, könne der Partner lernen, über das zu reden, was ihn bewegt. Vorwürfe und zu hohe Erwartungen seien fehl am Platz.
"Frauen neigen dazu, in der Partnerschaft die Mutterrolle einzunehmen", sagt die Psychotherapeutin Anna Schoch aus München. Statt den Partner so zu akzeptieren, wie er ist, wollen sie ihn erziehen. Dies könne fatale Folgen haben: "Männer mögen es nicht, im Unrecht zu sein", erklärt Schoch. Fühlen sie sich angegriffen, ziehen sie sich oft noch mehr zurück. "Da sind sie wie kleine Jungen, die von der Mutter ermahnt werden."
Auch durch Weinen oder heftiges Schimpfen fühlen sich viele Männer persönlich angegriffen - die Folgen sind auch hier oft Rückzug und Schweigen. "Die Regel lautet: Red' von dir und öffne dich", sagt Hahlweg. "Als Sprecher sollte man immer bei sich bleiben und dem Partner nichts unterstellen." Pauschale Formulierungen wie "immer", "jedes Mal" oder "dauernd" bringen nicht weiter. Es gelte, Kritik sachlich und situationsbezogen zu äußern. Frauen sollten schwammige Antworten, Ausflüchte und Andeutungen vermeiden. "Männer nehmen alles wortwörtlich", erklärt Schoch. "Deswegen ist es wichtig, dass man ihnen klipp und klar sagt, was man von ihnen erwartet."