Klein und erfolgreich Klein und erfolgreich: Immer mehr Frauen machen sich selbstständig

Berlin/Bonn/dpa. - Inzwischen hat sie zwei Läden mit zehnMitarbeitern. Damit ist Albrecht eine Ausnahme. Zwar machen sichimmer mehr Frauen selbstständig, doch häufig arbeiten sie nichtVollzeit, sondern versorgen nebenher noch Haushalt und Kinder.
Diese so genannten Zuerwerbsgründungen nehmen bei Frauen stark zu.«Viele Mütter nutzen diesen Weg, um sich in der Familienphase einberufliches Standbein zu sichern», erklärt Michael-BurkhardPiorkowsky, Professor für Haushalts- und Konsumökonomik an derUniversität Bonn. Die Selbstständigkeit ermögliche ihnen, zeitlichflexibel zu arbeiten. Bisher sei dieser Bereich jedoch kaumwahrgenommen worden. «Meistens wird davon ausgegangen, dass Gründermännlich und jung sind und ihre Selbstständigkeit alsHaupterwerbstätigkeit ausüben.».
Dass dies nicht stimmt, zeigen Auswertungen des Mikrozensus: Rund1,25 Millionen Frauen waren im Jahr 2004 ihr eigener Chef, das sindknapp ein Viertel mehr als 1996. Zwar stehen ihnen drei Millionenselbstständige Männer gegenüber, doch steigt der Anteil der Frauen.Ihre Unternehmen sind jedoch häufig kleiner und konzentrieren sichauf Dienstleistungen, etwa die Bereiche Gesundheit und Soziales.
Frauen gehen häufig anders an die Selbstständigkeit heran: «Siesind vorsichtiger und informieren sich vorab intensiv, während Männerbei einer Idee oft einfach loslegen», erzählt Gabi Geulen-Naujoks,Beraterin von der Regionalstelle Frau & Beruf in Würselen. Frauenscheiterten dafür seltener.
Trotzdem haben es Frauen am Anfang besonders schwer. «DieGründungsberatung ist meist auf Männer und eine Vollerwerbstätigkeitausgerichtet», sagt Piorkowsky. «Wollen sich Frauen nur in Teilzeitselbstständig machen, wird ihnen gesagt: Das lohnt sich nicht.» Dabeizeige eine Analyse, dass etwa die Hälfte der Teilzeitgründungeninnerhalb von fünf Jahren in eine Vollzeitselbstständigkeit wechseln.
Auch bei der Finanzierung hapert es. Für Gründer ist esgrundsätzlich schwierig einen Kredit zu bekommen. Gerade bei kleinenDarlehen hielten sich die Banken zurück, sagt Klaus-Heiner Röhl vomInstitut der deutschen Wirtschaft in Köln. Zwar gibt es öffentlicheFörderungen, etwa die Mikrodarlehen der Kreditanstalt fürWiederaufbau. «Doch die Programme springen erst ein, wenn eine Bankgefunden wurde.» Bei Frauen seien die Geldinstitute noch zögerlicher,ergänzt Katja Gieseler von der Bundesweiten Gründerinnenagentur (bga)in Stuttgart.
Voraussetzung für einen Kredit sind ein ausgearbeitetes Konzeptund ein so genannter Businessplan. Dazu gehöre zunächst eineMarktanalyse, sagt Gieseler. Zunächst sollte recherchiert werden, obes bereits ähnliche Angebote gibt und ob sich das eigene Unternehmenvon anderen unterscheidet. Dann müsse geklärt werden, welche Preisegezahlt werden und wie hoch die Kosten sind. «So bekommenGründerinnen ein Gefühl dafür, ob sie eine Chance haben.»
Zur Analyse gehört auch ein Profilcheck. «Dabei sollte sich dieFrau ehrlich fragen, ob sie die notwendigen Qualifikationenmitbringt», rät die Beraterin. Kenntnisse in dem gewählten Berufseien zwar nicht zwingend, aber doch hilfreich. Zudem müsse geklärtwerden, wo Wissenslücken bestehen. «Viele scheitern, weil sie mit derbetriebswirtschaftlichen Seite nicht klar kommen», warnt Röhl.
Ebenso wichtig wie der Businessplan, ist das Gespräch mit derFamilie. Freizeit und das zur Verfügung stehende Geld sind durch eineSelbstständigkeit stark eingeschränkt. «Die Familie muss dahinterstehen, sonst klappt es nicht», sagt Geulen-Naujoks. KonditorinAlbrecht kann das bestätigen. «Man hat nie richtig frei und istabends oft kaputt. Da braucht man einen verständnisvollen Partner.»
Hinzu kommt bei vielen Frauen die Doppelbelastung von Haushalt,Kindererziehung und Beruf. «Sinnvoll ist, einen Plan aufzustellen,wieviel Zeit für das Unternehmen bleibt und wieviel für die Familie»,sagt Gieseler. Feste Arbeitszeiten und ein Büro außerhalb der Wohnungerleichterten die Abgrenzung. «Auf der anderen Seiten hat ein Büro zuHause auch Vorteile, weil die Kinder nicht alleine sind.»
Ein- bis eineinhalb Jahre müssen Existenzgründerinnen einplanen,bis ihr Unternehmen läuft. Doch auch danach werden sie mit ihrerArbeit selten reich. Prof. Piorkowsky rät, sich davon nichtabschrecken zu lassen. «Die Selbstständigkeit sollte mehrdimensionalbetrachtet werden. Auch wenn sie nicht viel Geld bringt, trägt siedoch sehr zur Arbeitszufriedenheit bei.»
Viel Geld bleibt auch bei Stephanie Albrechts Konditorei bishernicht hängen. «Wenn man vorher viel verdient, sollte man sich denSchritt gut überlegen». Trotzdem ist sie überzeugt, dass dieEröffnung der eigenen Konditorei richtig war. «Es ist sehrbefriedigend, für sich selbst zu arbeiten.»
Informationen: Berater vor Ort vermittelt die bundesweiteGründerinnenagentur (bga), Willi-Bleicher-Straße 19, 70174 Stuttgart(Tel.: 01805/229022, www.gruenderinnenagentur.de); RegionalstelleFrau & Beruf, Kaiserstraße 95/97, 52146 Würselen (Tel.: 0241/51 98 5722, Internet: www.frau-und-beruf-nrw.de/aachen.htm).