Kleidung Kleidung: Der Mini-Rock kommt in die Jahre
Düsseldorf/dpa. - Erfunden hat den Mini die damals noch unbekannte junge EngländerinMary Quant. 1955 eröffnete sie im Londoner Stadtteil Chelsea ihrModegeschäft «Bazaar». Vier Jahre später erfand die damals 25-Jährigeden Mini-Rock - aus Frustration darüber, dass die gängigenKollektionen ihres Erachtens schlicht «impossible» («unmöglich»)waren. Kurzerhand schneiderte sie ihre eigenen Modelle.
Mit pfiffigen Kreationen aus schlichten, billigen Stoffen stellteQuant eine Provokation dar im Londoner Modezirkus der populären,teuren Designer. Den Durchbruch brachte schließlich das Mini-Rock-Foto in der ehrwürdigen Mode-Zeitschrift «Vogue». Es löste einenweltweiten Siegeszug des kurzen Kleidungsstücks, eine Nachfrage-Lawine, aber auch Protestwellen aus, die die Designerin nie erwartethatte.
Zunächst zogen nur die jungen Mädchen das Aufsehen erregende Teilan, dass viele Eltern nicht als Kleidungsstück, sondern allenfallsals «Fähnchen» einordneten. Doch sehr bald schon genoss der Hinguckerso viel Popularität, dass auch die Damen der High Society begeistertzugriffen. Die Erfindung der Feinstrumpfhose katapultierte den Minischließlich kometenhaft in den Mode-Himmel. 1965 war Mary QuantsEntdeckung der Hit rund um den Globus. Der Vatikan lehnte zwar denMini weiterhin kategorisch als «unzüchtig» ab, kämpfte aber aufverlorenem Posten.
Erst zu Beginn der 70er Jahre wurden die Knie wieder bedeckt.Mitte der 80er feierten die kurzen Röcke aber bereits ihre modischeWiederauferstehung. Bis Ende der 90er waren sie dann wiederweitgehend aus dem Straßenbild verschwunden. «Eine neue Rocklänge biszur Knie-Mitte wurde von den meisten Frauen freudig angenommen», sodie Düsseldorfer IGEDO-Experten. Den Vergleich mit den mageren Kniender Top-Models scheuten doch viele Durchschnittsfrauen.
Dass der Mini nicht tot zu kriegen ist, bewies er erneut bei denModeschauen zum Frühjahr/Sommer 2000. Dort trat er auf den Laufstegensuperkurz und häufig kombiniert mit Mini-Oberteilen wieder insScheinwerferlicht. Auch in diesem Winter sah man ihn in den Mode-Metropolen zwischen Mailand, Paris und Düsseldorf, mal feminin mitblickdichten Strümpfen, Pumps oder kniebedeckenden Stiefeln oder auchganz sportlich mit rustikalen Schuhen.
«Auch in diesem Sommer ist der Minirock auf den internationalenLaufstegen ein Thema, und zwar wieder superkurz», prognostiziert ElkeGiese vom Deutschen Modeinstitut in Köln. Mit Beginn der warmenJahreszeit setzen die Designer erneut auf Minis aus Leder-Imitaten,Jeans und Baumwolle. Auch der Folklore-Stil in kurz kommt wieder.
«Das Gute an der heutigen Mode ist, das es kein Diktat mehr gibtwie in den Anfangsjahren des Mini-Rocks», sagt Giese. Damals musstesich in den Mini zwängen, wer «in» sein wollte. Heute liegt jedeRock-Länge bei jedem Wetter im Trend.