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Kleiderordnung Kleiderordnung: Im Zweifel lieber «overdressed»

Von Melanie Brandl 19.07.2005, 09:50
Bei vielen Anlässen besteht kein Zweifel, welche Garderobe angebracht ist. Wer sich nicht sicher ist, sollte vorher besser den Gastgeber fragen. (Foto: dpa)
Bei vielen Anlässen besteht kein Zweifel, welche Garderobe angebracht ist. Wer sich nicht sicher ist, sollte vorher besser den Gastgeber fragen. (Foto: dpa) H&M

München/dpa. - Das peinliche Gefühl, falsch angezogen zusein, kennt jeder: Eingeladen zu einer großen Party macht man sichschick - und findet sich völlig overdressed unter lauter Jeansträgernwieder. Noch unangenehmer ist die umgekehrte Variante: Während alleGäste mit Schlips und Kragen für einen edlen Empfang gerüstet sind,steht man betreten in Turnschuhen und T-Shirt herum im Glauben, eshandle sich um ein Grillfest. Ganz ausschließen lassen sich solchePannen kaum. Doch wer sein Outfit clever plant, wird nur seltenvollkommen daneben liegen.

«Bei bestimmten Anlässen besteht in der Regel kein Zweifel, welcheGarderobe gefordert ist», sagt Stephanie Palm, Stilberaterin inMünchen. Hochzeiten, Beerdigungen, Konfirmationen und ähnlicheFeierlichkeiten haben meist eindeutige Kleiderordnungen. «Solltendennoch Fragen offen sein, empfiehlt es sich, vorher den Gastgeberanzurufen», rät Bernhard Roetzel aus Vettweiß-Sievernich(Nordrhein-Westfalen), Autor des Ratgebers «Mein wunderbarerKleiderschrank».

Doch auch die Einladungen verraten oft eine Menge über dieerforderliche Garderobe. Selbst wenn nicht explizit vermerkt ist,welche Kleidung erwartet wird, lassen der Ort der Veranstaltung, aberauch der Einladungstext tief blicken: «Je informeller die Einladung,desto lockerer die Kleidung», bringt es Benimm-Expertin ElisabethBonneau auf den Punkt. «Büttenpapier heißt immer Anzug. Werde ichhingegen per SMS zum Wein eingeladen, kann ich dort sicher imPullover erscheinen.»

Ansonsten gilt lieber over- als underdressed. «Ausziehen lassensich Sakko und Krawatte immer», erklärt Bonneau. «Aber wo bekomme ichein Jacket her, wenn ich im T-Shirt erschienen bin?» Außerdem sehe esder Gastgeber meist als Kompliment, wenn man sich für seine Feierbesonders fein mache, so die Expertin. Deshalb vertrete sie dieRegel, Männer nie ohne Kragen und Frauen nie schulterfrei.

Befolgt man diesen Rat, wird man in Sachen Outfit nur seltenvöllig falsch liegen, bestätigt auch Roetzel. «Männer sind mit einemAnzug und schwarzen Schuhen überall gut angezogen. Und bei Frauenpasst das kleine Schwarze auch zu jedem Anlass.»

Zeitlose Kleidung besteche eher durch Qualität und kleine Detailswie hübsche Knöpfe oder Satineinfassungen am Halsausschnitt als durchBauchfreiheit und wilde Muster. Solche Modelle könnten mit wenigenHandgriffen aufgepeppt oder «downgedresst» werden, betont StephaniePalm. Bei den Damen helfe dabei ein schicker Gürtel, Ohrringe, eineKette oder ein auffälligerer Lippenstift. Für Herren bieten eineandere Krawatte, eine Krawattennadel oder Schuhe Möglichkeiten,Akzente in Richtung «casual» oder «très chic» zu setzen.

Voraussetzung dafür ist natürlich, solche Accessoires inGriffweite zu haben. Deshalb empfehle sich für Situationen, in denenman kleidungstechnisch unsicher sei, ein zweites Paar Schuhe und eineArt «Notfall-Tasche» im Auto liegen zu haben, so Roetzel. «Das kannauch dann nützlich sein, wenn man direkt nach der Arbeit ausgeht.» Indem Fall genügten ein paar Sneaker statt der High Heels, eine Jeansstatt des Rocks oder ein Pullover statt des Jacketts - schon sehe dasBusiness-Kostüm viel weniger förmlich aus.

Selbst die einst verpönten Blue Jeans seien heute mit denentsprechenden Schuhen und ergänzt durch einen edlen Pashmina-Schalum die Schultern durchaus salonfähig, weiß Stylistin Maria Hans ausHamburg. «Und auch mit der Frisur lässt sich schnell viel zaubern:Hochgesteckt sehen halblange Haare viel eleganter aus als offen.»

Sollten all diese Tipps nichts nutzen und man sich trotzdem imvöllig unpassenden Outfit auf einer Feier wieder finden, heißt es vorallem: Haltung bewahren. «Stehen Sie selbstbewusst zu ihrem Faux Pasund geben Sie dem Ganzen keine zusätzliche Energie», rät StephaniePalm. Sich beim Gastgeber für den Fehlgriff zu entschuldigen seisicher angebracht, ergänzt Elisabeth Bonneau. «Aber sprechen Sienicht noch mit den anderen Gästen darüber», warnt sie. «Darum zubetteln, dass man Ihnen Entlastung gibt, macht alles viel schlimmer.»