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Klassiker in zeitgemäßen Kleidern Klassiker in zeitgemäßen Kleidern: Neues für Tee- und Kaffeeliebhaber

Von Sandra Hoffmann 08.12.2003, 16:35
Künstlermotive für Cappuccino und Co.: Die «Liebeslied»-Kollektion ziert unter anderem die «Ballade vom Froschkönig». (Foto: dpa)
Künstlermotive für Cappuccino und Co.: Die «Liebeslied»-Kollektion ziert unter anderem die «Ballade vom Froschkönig». (Foto: dpa) SKV Arzberg

Hamburg/dpa. - Kräftig oder mild, entkoffeiniert oder mit Karamelaroma, mit Milchschaum oder eisgekühlt: Die vielerorts aus dem Boden geschossenen Coffeeshops haben aus dem braven Kuchenbegleiter Kaffee ein schickes Trendgetränk gemacht. Und längst werden exotische Abwandlungen des schwarzen Klassikers auch in den eigenen vier Wänden zubereitet. «Kaffee boomt nach wie vor», sagt Imme Vogelsang von der Brancheninitiative «Treffpunkt Tisch» in Hamburg. «Was derzeit aber noch stärker im Kommen ist, ist Tee» - weshalb seit neuestem neben Kaffeeliebhabern auch Tee-Fans von den Porzellanherstellern mit den unterschiedlichsten Accessoires bedacht werden.

Vorbei die Zeiten, in denen Teetrinker selbst in teuren Restaurants mit Beuteltee aus schmucklosen Gläsern abgespeist wurden: «Bestimmte Teesorten, denen eine positive gesundheitliche Wirkung nachgesagt wird, sind derzeit in ganz Europa als Wellness-Drink angesagt», sagt Ana Ljubas vom Porzellanhersteller Villeroy & Boch in Mettlach (Saarland). Das Thema Tee werde bei Villeroy & Boch in den nächsten Kollektionen eine große Rolle spielen. Nicht nur rund um den schwarzen Tee, sondern auch um grünen und Kräuter-Tee würden umfassende Produktgruppen entworfen.

Im Zuge der Entwicklung zum Trend-Getränk setzen die Designer dabei statt auf rund und gemütlich mehr und mehr auf schick und avantgardistisch. Ein Beispiel dafür ist die Teekanne «Naoko» des dänischen Herstellers Bodum. Aus Edelstahl gefertigt und auf drei Metallfüßen stehend, erinnert die Kanne stark an ein Raumschiff. Die Entscheidung für das Material Edelstahl hat laut der Firma mit Deutschlandsitz in Kaltenkirchen bei Hamburg aber nicht nur ästhetische Gründe: Der Edelstahl nimmt weder Geschmack des Tees noch Flecken an - so können in einer Kanne die verschiedensten Tees zubereitet werden.

An der japanischen Teetradition orientiert sich das Set «Thé a deux», das der Designer Peter Maly für den französischen Hersteller Ligne Roset entworfen hat. Die Teekanne - ein flacher Porzellan-Zylinder wahlweise in Weiß oder in Schwarz - wird ergänzt durch vier Tassen. Zwei davon sind «Sommertassen», zwei «Wintertassen»: Während die Sommerform sich nach oben öffnet, schließt sich die Winterform nach obenhin leicht. So bewahrt sie länger die Wärme des Tees, heißt es bei Ligne Roset mit Deutschlandsitz in Gundelfingen (Baden-Württemberg).

Doch auch wenn der Tee derzeit zum Liebling der Szene avanciert, bleibt Kaffee weiterhin ein Trendthema, so die Einschätzung von Kerstin Seifert vom Hersteller SKV-Arzberg in Arzberg (Bayern). «Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht.» Eine wichtige Rolle spielten vor allem die italienischen Verwandten des Kaffees wie Cappuccino und Espresso. So auch in der Künstlertassen-Kollektion «Liebeslied», die die Illustratorin Stefanie Harjes für SKV-Arzberg gestaltete. Sie versah dafür unter anderem Espresso-Tassen und Milchkaffee-Schalen mit sechs verschiedenen Liebesgeschichten - von der «Ballade vom Froschkönig» bis zu «Amors Tango».

Bei Villeroy & Boch ist man ebenfalls nicht der Ansicht, dass der häufigere Griff zur Teekanne spürbar auf Kosten der Liebe zum Kaffee gehen wird. Dort wird das Traditions-Gebräu unter dem Motto «Cocktail & Coffee» auf zeitgemäßen Look getrimmt: Die Serie umfasst neben verschiedenen Cocktail-Gläsern auch drei schlicht geformte Gläser für die wichtigsten Kaffeespezialitäten Cappuccino, Espresso und Caffè Latte. Glas ist jedoch etwas empfindlicher als Porzellan, zumindest wenn es um heiß und kalt geht. Deshalb sollten beim Einfüllen des heißen Kaffees nach Angaben des Unternehmens extreme Temperaturunterschiede vermieden werden.

Auf besonders exklusiven Wegen hat sich das italienische Unternehmen Alessi dem Tee- und Kaffee-Thema genähert: «Tea & Coffee Towers» nennt sich das Projekt, das Firmeninhaber Alberto Alessi und der Designer Alessandro Mendini gemeinsam gestartet haben. «Aus einer Liste von 100 Architekten aus aller Welt haben wir zusammen 22 ausgewählt», erklärt Alberto Alessi. Diese sollten völlig frei Tee- und Kaffeeservices entwerfen. Das Ergebnis sind handgefertigte Kunstobjekte aus edelsten Materialien wie Massivsilber, die alle auf eine Auflage von 99 Stück limitiert wurden. «Hauptsächlich Museen oder reiche private Sammler» sieht Alessi als mögliche Abnehmer der Entwürfe, von denen einige mehrere zehntausend Euro kosten.

Auch wenn solche kostspieligen Exemplare eher als Ausstellungsstück in die Vitrine kommen, sieht Imme Vogelsang durchaus Chancen, dass manches edle Stück den Weg in den Alltag finden wird. «Bei Kaffee hat man gesehen: Die ganzen teuren Maschinen wurden gekauft - da wurde richtig Geld ausgegeben.» Tee-Automaten hätten sich im Gegensatz dazu bislang zwar nicht durchgesetzt, bei Accessoires sehe es jedoch besser aus. «Schließlich soll Teetrinken zelebriert werden», so die Expertin. Und was im Teesalon vorgelebt wird, das würden viele auf Dauer gerne auch zu Hause genießen können.