Kinderbetreuung per Klick: Internetbörse für Eltern

Leer/dpa. - Wenn Eltern eine Betreuung für ihre Kinder suchen, sind sie oft auf Kleinanzeigen und Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen. Doch es geht auch einfacher, wie ein Beispiel aus Niedersachsen zeigt: In Leer gibt es eine Betreuungsbörse im Internet.

Für Gabriele Broek-Dirks war das Internet die letzte Hoffnung. Die junge Mutter aus dem ostfriesischen Leer hatte vor knapp einem Jahr die Chance, ihren alten Job wieder anzutreten, aber kein Angebot für die Betreuung ihres heute zweijährigen Colins.

«Alle Krippenplätze waren voll, es gab ellenlange Wartelisten. Dabei hatte ich Colin schon mit vier Monaten angemeldet», sagt die 36-Jährige. In ihrer Verzweiflung gab sie in einer Internet-Suchmaschine die Begriffe «Kinderbetreuung» und «Leer» ein - und landete auf der Seite der Kinderbetreuungsbörse im Landkreis Leer. Dort konnte sie bequem von zu Hause per Mausklick Betreuungsangebote für Colin suchen - und wurde auch prompt fündig.

«Vorher hatte ich auch in Zeitungen nach Tagesmüttern gesucht und mich überall umgehört», berichtet die Alleinerziehende. Nach dem schnellen Sucherfolg im Internet stieß Broek-Dirks auf das Angebot der Leeraner Tagesmutter Annemarie Stolz. Dort gibt sie ihren Sohn nun jeden Tag ab und hat so Beruf und Kind unter einen Hut gebracht. Wäre Colins Oma damals nicht eingesprungen und hätte Broek-Dirks im Internet nicht eine Lösung gefunden, «dann hätte es mit meinem Job nicht geklappt», sagt die 36-Jährige. Zufällig wohnt die Tagesmutter sogar nur eine Straße weiter.

Die junge Mutter nimmt Colin auf den Arm, trägt ihn zum PC und wählt die Seite der Betreuungsbörse an. «Die Bedienung erklärt sich von selbst», sagt sie. Nur fünf Mausklicks sind nötig, dann tut sich das Angebot von Tagesmutter Stolz neben vielen anderen auf. «Ich hatte schon viele erfreuliche Rückmeldungen», sagt Stolz über ihr Angebot, mit dem sie seit einem Jahr für sich wirbt.

Auf den Internetseiten der Betreuungsbörse lassen sich einzelne Orte anwählen, um ein Angebot ganz in der Nähe zu bekommen. Das System funktioniert von zwei Seiten: Die Kinder- und Jugendförderung im Landkreis Leer listet freie Kita- und Krippenplätze aktuell auf. Doch auch alle Babysitter und Tagesmütter können sich registrieren und online um Kunden werben. Dafür stellen sie ihr Profil mit Angaben zur Qualifikation, möglichen Referenzen sowie den bevorzugten Arbeitsorten und -zeiten ein. Sogar Kategorien wie Ferienbetreuung oder Großelternservice sind in der Internetbörse anwählbar.

Wie Projektleiter Carsten de Groot berichtet, ist oberstes Ziel die Qualitätssicherung. So benötigen etwa alle Tagesmütter eine Erlaubnis des Jugendamtes. Und viele Babysitter werben auf den Seiten mit absolvierten Kursen in Säuglingspflege und Erster Hilfe. Trotz des Erfolges soll das Anfang 2007 gestartete Internetportal, das oft bis zu 500 Besucher pro Monat habe, laufend verbessert werden. «Noch ist es die Pilot-Version», sagt de Groot. Derzeit werde etwa an Möglichkeiten für Kitas gearbeitet, ihre Räume und Konzepte zu präsentieren - damit Eltern noch besser vergleichen können.

Nach Angaben der Landkreis-Sprecher Dieter Backer und Jens Stöter macht das Internet-Konzept nun landesweit Schule. Knapp 30 Jugendämter planten ähnliche Börsen. Ein Grund dafür sei auch das von Niedersachsen auf den Weg gebrachte Förderprogramm «Familien mit Zukunft». Damit soll die Kinderbetreuung verbessert und auch die Chance geschaffen werden, Betreuungsplätze im Internet zu suchen.

Das niedersächsische Sozialministerium lobt das Modell aus Leer. «Es gehört zur Intention des Förderprogramms 'Familien mit Zukunft', die vielfältigen Betreuungsmöglichkeiten auch transparenter zu machen», sagte Ministeriumssprecher Thomas Spieker. Die Umsetzung im Landkreis Leer sei «vorbildlich und nachahmenswert». Wie de Groot berichtet, kostete das Internetangebot den Landkreis nur 4640 Euro.

Die Betreuungsbörse im Netz: www.betreuungsboerse-leer.de