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Kind kommt betrunken nach Hause: Totalverbot sinnlos

14.11.2008, 14:25

Lübeck/dpa. - Wenn der Sohn oder die Tochter von einer Party betrunken nach Hause kommt, sind weder Wutausbrüche noch Vorhaltungen der Eltern hilfreich. «In diesem Moment bekommt er das eh' nicht richtig mit.»

Das sagt Barbara Pauls von der Alkoholberatungsstelle des Gesundheitsamtes der Hansestadt Lübeck. Erstmal sollte sich der Jugendliche ausschlafen, am folgenden Tag sei dann Gelegenheit für ein Gespräch. Dieses führen die Eltern am besten gemeinsam. Doch auch dann sollten nicht Vorwürfe und Verbote wie «Du darfst nie wieder Alkohol trinken» auf den Jugendlichen niederprasseln. «Denn sonst trinkt er nur heimlich», warnt Pauls.

Wichtig sei, dass die Eltern mit dem Jugendlichen über die Gefahren des Alkoholkonsums sprechen, ohne Alkohol generell zu verteufeln. Dann sollten sie gemeinsam über Regeln sprechen: «Die Eltern können zum Beispiel von ihrem Kind fordern, dass es nicht angetörnt nach Hause kommt», sagt Pauls. Auch über die Konsequenzen, wenn sich das Kind nicht an die Regel hält, wird besser gleich gesprochen: «Dann darf der Jugendliche zum Beispiel erstmal nicht mehr auf Partys gehen.»

Kommen Sohn oder Tochter einmal betrunken nach Hause, sei das keine Katastrophe. Wiederholt sich dies allerdings, sollten Eltern Rat bei einer Alkoholberatungsstelle suchen. Baut der Jugendliche bei seinen Leistungen ab, hat er Gedächtnisprobleme, ist er ständig knapp bei Kasse oder vernachlässigt er Freunde, könne das auf ein Alkoholproblem hinweisen. «Es kann aber auch ganz andere Gründe haben, da muss man nachforschen», sagt Pauls.

Ist das Kind nach einer Party stockbetrunken, lallt es oder ist es nicht mehr ansprechbar, muss ein Notarzt gerufen werden. Bei einem Vollrausch bestehe die Gefahr eines Atemstillstandes, warnte Pauls.

Laut einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist der Anteil der 12- bis 17-Jährigen, die regelmäßig Alkohol trinken, seit dem Jahr 2004 von 21,2 auf 17,4 Prozent zurückgegangen. Allerdings sei der problematische Alkoholkonsum, insbesondere das exzessive Rauschtrinken, noch immer stark verbreitet. 2,5 Prozent der Jungen und 1,5 Prozent der Mädchen nähmen sogar so viel Alkohol zu sich, dass sie die für Erwachsene geltenden Grenzen zum «gefährlichen Alkoholkonsum» überschreiten.