Keine verlorene Zeit Keine verlorene Zeit: Wehr- und Zivildienst als Karriereauftakt
Berlin/dpa. - Für denberuflichen Erfolg in anderen Branchen spielt es dagegen kaum eineRolle, ob Wehr- oder Zivildienst geleistet wurde.
Angehende Soldaten können die Weichen für eine spätere Karrierebei der Bundeswehr stellen, indem sie sich für eine Laufbahn alsOffizier, Feldwebel oder auch Unteroffizier bewerben. Das geschiehtnach Angaben eines Bundeswehrsprechers über die verschiedenen Zentrenfür Nachwuchsgewinnung und die Offizierbewerberprüfzentrale in Köln.Auch wer erst während des Grundwehrdienstes beschließt, eine solcheVerpflichtung anzustreben, kann das noch tun.
Die Verpflichtungszeit für die Laufbahn der Offiziere dauert inder Regel zwölf Jahre. «Darin enthalten ist grundsätzlich ein Studiuman einer der beiden Bundeswehr-Universitäten in Hamburg und München»,erklärt ein Sprecher der Bundeswehr. Das Fächerspektrum reicht vonPädagogik bis zu technischen Studiengängen wie Maschinenbau. Für dieZeit nach den zwölf Jahren besteht die Möglichkeit, sich um Übernahmein das Dienstverhältnis eines Berufsoffiziers zu bewerben. Bewerberfür die Unteroffizier- oder die Feldwebellaufbahn verpflichten sichin der Regel für acht oder zwölf Jahre - wer länger bleiben will,muss Berufssoldat werden.
Allerdings ist die Messlatte für eine Laufbahn als Offizier hochgesetzt. «Wir hatten 2005 gut 10 500 Bewerber für die Laufbahn derOffiziere des Truppendienstes, nehmen konnten wir nur 1817», sagt derBundeswehr-Sprecher. Bei den anderen Rängen sieht es zumindest etwasbesser aus: «Hier gab es insgesamt 37 000 Bewerber, von denen habenwir 19 550 nehmen können.»
Wer sich von vornherein für einen kürzeren Zeitraum an den «Bund»binden will, kann freiwillig zusätzlichen Wehrdienst leisten. Dasbedeutet, dass er seinen Grundwehrdienst auf bis zu 23 Monateverlängert. «Allerdings muss er dann grundsätzlich bereit sein,während dieser Zeit einen Auslandseinsatz zu leisten», erläutert derBundeswehr-Sprecher.
Übernahmechancen hin oder her: «Zivis», die Spaß am Dienst habenund darauf aufbauen möchten, können von einer solchen Vielzahl anvorgegebenen Möglichkeiten nur träumen. Wer zum Beispiel nach seinenneun Monaten im Krankenhaus oder Altenheim eine Ausbildung zumKranken- beziehungsweise Altenpfleger in Angriff nehmen will, bekommtden Dienst nicht auf die Ausbildungszeit angerechnet.
Das Bundesamt für den Zivildienst hat zwar festgeschrieben, dassunter bestimmten Umständen während des Dienstes mit einer Ausbildungzum Krankenpflege-, Heilerziehungspflege- oder Altenpflegehelferbegonnen werden kann. «Aber die Ausbildungsträger setzen das in allerRegel nicht um», sagt Peter Tobiassen von der Zentralstelle für Rechtund Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen inBockhorn (Niedersachsen).
Dennoch sind die neun Praxis-Monate des Zivildienstes nicht nurlaut Tobiassen ein guter Start für alle, die weiter im Pflegesektorarbeiten wollen. «Wenn jemand Erfahrungen in einem bestimmten Bereichgesammelt hat, stellt das immer einen Vorteil dar», sagt auch JosefOpladen vom Bundesamt für den Zivildienst in Bonn.
Wer schon vor Antritt des Dienstes weiß, dass er eine solche Lehreoder ein Medizinstudium antreten will, sollte sich nach den jeweilszu leistenden Praktika erkundigen - und dann versuchen, in Absprachemit der Dienststelle die neun Monate so zu gestalten, dass sie alsPraktikum anerkannt werden. «Das klappt in vielen Fällen aber leidernicht», sagt Josef Opladen und bremst damit zu großen Optimismus.
Auch eine weitere Möglichkeit, die neun Monate als Sprungbrett indie Pflege zu nutzen, dürfte oft einiges an Durchsetzungsvermögen beider Dienststelle erfordern: Angehende «Zivis» können sich bemühen,während des Dienstes an berufsfördernden Maßnahmen teilzunehmen, wieTobiassen erklärt. «Wenn jemand zum Beispiel in einem Krankenhausseinen Dienst leistet und mit den dortigen Azubis einmal die Wochezur Berufsschule geht, wäre das zivildienstseitig kein Problem.»
Junge Männer, die in keinem Fall auf das Dreivierteljahr aufbauenwollen, müssen sich im Hinblick auf ihre spätere Karriere bei derEntscheidung für Kaserne oder Krankenhaus keine grauen Haare wachsenlassen. «Beides wird von den Arbeitgebern meist mehr oder wenigerhingenommen», sagt Alexander Leschinsky von der PersonalberatungKienbaum Executive Consultants in Gummersbach. Allein Berufsanfängermüssten manchmal begründen, warum sie sich für welchen Dienstentschieden haben - um zu testen, wie sie auf die Fragen reagieren.
Selbst eine langjährige leitende Tätigkeit beim Bund qualifiziere nicht unbedingt für eine Führungsposition in der freien Wirtschaft,so Daniel F. Pinnow, Geschäftsführer der Akademie für Führungskräfteder Wirtschaft in Überlingen am Bodensee. «Den extrem autoritärenFührungsstil gibt es zwar auch beim Bund längst nicht mehr.» Dennochstellten viele Firmen an leitende Mitarbeiter andere Anforderungen.«Die Bundeswehr bildet exzellent aus», sagt auch Leschinsky. «Aberdie Personalverantwortlichen, die nicht selbst beim Bund waren, sehendarin nicht unbedingt einen Nutzen.»