1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Katzen: Katzen: Wenn die Mieze randaliert

Katzen Katzen: Wenn die Mieze randaliert

Von Florian Oertel 21.07.2005, 08:36
Standpauken nach der Kratzattacke bringen rein gar nichts: Das Schärfen der Krallen ist bei Katzen ein Naturtrieb. Wer Tapeten und Mobiliar schützen will, sollte seinem Tier einen standfesten Kratzbaum kaufen und die Wände in nächster Nähe mit Plastikfolie schützen. (Foto: dpa)
Standpauken nach der Kratzattacke bringen rein gar nichts: Das Schärfen der Krallen ist bei Katzen ein Naturtrieb. Wer Tapeten und Mobiliar schützen will, sollte seinem Tier einen standfesten Kratzbaum kaufen und die Wände in nächster Nähe mit Plastikfolie schützen. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Berlin/Wolfsburg/dpa. - Samtpfoten werden sie häufig genannt.Doch ihre Pfoten haben es in sich: Mit ihren scharfen Krallen könnenKatzen auf jeden Baum klettern. In der Wohnung machen sich sich damitallerdings oft über Tapeten, Möbel oder Polstersessel her. DieUrsachen dafür sind verschieden, und ebenso verschieden sind dieLösungsmöglichkeiten. Nur eines steht fest: Wer nach Hause kommt undfrische Kratzspuren vorfindet, braucht seine Mieze dafür nicht mehrzu bestrafen - mit einer nachträglichen Standpauke können dieansonsten so schlauen Katzen nichts anfangen.

Der Grund dafür, dass sich Katzen an Tapeten oder Mobiliar zuschaffen machen, ist die Notwendigkeit, von Zeit zu Zeit ihre Krallenzu schärfen. «Genau genommen schärfen sie sie gar nicht, sondern sieziehen damit die Hornhäute ab, die immer wieder darüber wachsen»,erklärt Stefanie Neuendorf aus Berlin, Katzenexpertin beimZentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF). Im Freien könnten dieKatzen Bäume benutzen, in der Wohnung müssten sie sich andereMöglichkeiten suchen.

Halter von Wohnungskatzen sollten sich daher überlegen, ob sie ihrTier nicht ab und zu vor die Haustür lassen können. Allzu häufig istdas nicht möglich. Dann ist ein Kratzbaum die beste Wahl. «Er solltemöglichst nicht wackeln», empfiehlt Wolf-Dieter Schmidt, Tierarzt ausWolfsburg - sonst lässt die vermeintliche Sampfote mitunter selbstdas exklusivste Modell links liegen und kratzt weiter an der Tapete.

Um die Katze von dieser abzuhalten, kann am Kratz-Platz ein StückPlastikfolie aus dem Baumarkt angebracht werden. «Wo es glatt ist,kratzt sie nicht», erklärt Schmidt. Zusätzliche Sicherheit bietet esunter Umständen, den Kratzbaum direkt vor den Ort zu stellen, an demdie Katze bevorzugt ihre Krallen spielen lässt, rät StefanieNeuendorf. «Man kann ihn dann täglich um ein paar Zentimeterwegrücken.»

Dieses Vorgehen empfiehlt sich auch in Fällen, in denen der Halteretwas anderes als das Wetzen der Krallen als Ursache ausgemacht hat:Manche Katzen machen sich bevorzugt über Möbel an exponierten Stellender Wohnung her - «besonders oft in der Nähe der Eingangstür», wieNeuendorf erklärt. Zum einen kann das der Markierung ihres Revieresdienen. «Das machen sie auch, wenn sie allein gehalten werden», sagtTierarzt Schmidt. «Sie wissen ja nicht, dass Menschen diese Botschaftnicht entschlüsseln können.»

Zum anderen kann es sein, dass die Katze durch das Kratzen aneiner gut sichtbaren Stelle auf sich aufmerksam machen will. «Daskann ein Zeichen von Unzufriedenheit sein, vielleicht hat die Katzezu wenige Möglichkeiten, sich zu bewegen», erläutert Heidrun Betz vomDeutschen Tierschutzbund in Bonn. «Es kann auch daran liegen, dassjemand ein- oder ausgezogen ist oder dass sich in der Wohnung etwasverändert hat», erklärt Stefanie Neuendorf.

Unzufriedene Katzen sind laut Tierarzt Schmidt sogar so gerissen,dass sie sich dafür Stellen aussuchen, an denen der Halter hässlicheSpuren am allerwenigsten sehen will. Vor allen anderenLösungsversuchen ist dann insbesondere einer Erfolg versprechend -auch wenn es vielleicht schwer fällt: «Man muss versuchen, es derKatze Recht zu machen und noch mehr für sie da zu sein», sagtStefanie Neuendorf. Das könne zum Beispiel dann der Fall sein, wennihr Spielkamerad aus der Wohnung ausgezogen ist.

Mit der Katze zu schimpfen, hat in solchen Fällen meist keinenSinn, sagt Schmidt - damit hätte sie die gewünschte Aufmerksamkeiterreicht. «Sie sieht das als Lob an. Auch manche Kinder wollen liebergetadelt als gar nicht beachtet werden.» Nützt nichts anderes, könnenPheromone ein Ausweg sein: Künstlich hergestellte hormonähnlichePräparate, die einem Stoff nachempfunden sind, den Mutterkatzen beimSäugen der Jungen abgeben. Er wird in der Wohnung ausgebracht undsoll entspannende Wirkung haben.

Kratzt die Katze mit Sicherheit nicht aus Protest, kann der Halterdagegen deutlich werden: «Am besten ist ein schroffes Nein, währendsie gerade kratzt», rät Neuendorf. Nachträglichen Tadel verstehen dieTiere dagegen nicht. «Man muss sie schon in flagranti erwischen,sonst bringen sie das nicht in Zusammenhang», erklärt Heidrun Betz.«Am besten trägt man sie von der Kratzstelle weg und zum Kratzbaum.»Das alles mag kompliziert klingen, doch Stefanie Neuendorf rätHaltern, sich mit einer Tatsache abzufinden: «Es ist ja so: Ein Hundhat einen Herrn, eine Katze hat Angestellte.»