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Karnevals-Kater Karnevals-Kater: Böses Erwachen nach der Prunksitzung

29.01.2003, 12:45
Feuchtfröhliche Karnevalsfeier mit Folgen: Häufig plagt feiernde Narren am Morgen danach ein heftiger Kater. (Foto: dpa)
Feuchtfröhliche Karnevalsfeier mit Folgen: Häufig plagt feiernde Narren am Morgen danach ein heftiger Kater. (Foto: dpa) dpa

Aachen/Hamburg/dpa. - «Wer viel Alkohol trinkt, bringt seinen Elektrolythaushalt durcheinander», warnt Katrin Raschke, Ernährungswissenschaftlerin bei der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik in Aachen. Die Folgen sind Kopfschmerzen, lahme Glieder, ein wackeliger Kreislauf sowie eine Überempfindlichkeit gegen Licht und Lärm.

«Die oberste Regel lautet, nicht durcheinander zu trinken», rät Rolf Mentzell, Pressereferent bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) in Hamburg. Dem Experten zufolge wächst das Risiko eines Brummschädels außerdem mit Verschnitten: «Reiner Rum zum Beispiel ist besser bekömmlich.» Schuld sind die so genannten Fuselöle, die leicht zu Kopfschmerzen führen könnten. Als Fuselöl werden Beimengungen bezeichnet, die hauptsächlich aus höheren Alkoholen bestehen. Ihr Anteil ist vor allem in alkoholischen Getränken minderer Qualität vergleichsweise hoch.

«Zucker steigert ebenfalls die Wirkung von Alkohol», sagt Heike Klemm-Kitzing, Ärztin aus Hamburg. Wer Alkoholisches zu sich nimmt, sollte deshalb eher auf zuckerhaltige Getränke verzichten. Das gelte auch für Mischgetränke: «Von Cola-Whisky wird man halt schneller blau.»

Bier verursache ebenfalls eher einen Kater als andere Getränke, so Ernährungsexpertin Katrin Raschke. «Bier enthält viel Kalium, aber kaum Natrium. Das ist der Grund für die Kopfschmerzen», erklärt Raschke. Zu allen alkoholischen Getränken, besonders zu Bier, sollte deshalb ausreichend Wasser getrunken werden, um den Elektrolythaushalt des Körpers wieder auszugleichen.

Verstärkt wird die Wirkung des Alkohols durch Nikotin. Das liegt Rolf Mentzell zufolge daran, dass die Leber durch den Mangel an Sauerstoff erst vergleichsweise spät beginne, den Alkohol im Blut abzubauen.

Bei leerem Magen kann der Alkohol seine Wirkung besonders schnell entfalten. Eine anständige Mahlzeit vor der Feier kann also nicht schaden. Cornelia Schlüter, Beratungsärztin bei der AOK in Hamburg - und gebürtige Rheinländerin, empfiehlt eine fett- und salzhaltige Mahlzeit: «Ideal wären Matjes mit Bratkartoffeln.» Aber auch Salzstangen, Nüsse und Obst könnten helfen, dem Kater vorzubeugen, so Katrin Raschke.

Wer dennoch am nächsten Morgen mit dickem Kopf erwacht, dem rät Rolf Mentzell von der DAK zu einem Vitamin-C-haltigen Katerfrühstück. Auf keinen Fall sollte man einfach im Bett liegen bleiben, so Katrin Raschke. Schließlich müsse der Kreislauf wieder in Schwung kommen.

Medizinerin Klemm-Kitzing empfiehlt daher auch einen starken schwarzen Tee. Freunde alternativer Medizin schwören der Internistin zufolge auf Nux Vomica - getrocknete Brechnusssamen. Außerdem sollten Narren in Katerstimmung viel frische Luft atmen.

Von dem Volksglauben, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, raten die Experten einhellig ab: Es ist laut Mentzell lediglich eine Trinkerweisheit, dass der Kater am besten mit dem Getränk bekämpft wird, das am Vorabend zuletzt getrunken wurde. Dadurch verschwänden allenfalls die Entzugserscheinungen bei einem Alkoholiker, meint auch Heike Klemm-Kitzing.

Ohnehin sollte auch bei ausgelassenem Feiern bedacht werden, dass Alkohol ein Zell- und Nervengift ist, warnen die Experten. So empfiehlt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm, dass Männer pro Tag nicht mehr als 30 und Frauen nicht mehr als 20 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen sollten. Dabei entsprechen 10 Gramm einem kleinen Glas Bier oder einem doppelten Korn.

Wer regelmäßig mehr als die empfohlene Höchstmenge konsumiert, kommt davon so schnell nicht los: 1,6 Millionen Bundesbürger sind nach Angaben der Hauptstelle vom Alkohol abhängig, 73 000 Menschen sterben bundesweit pro Jahr an den Folgen des Missbrauchs. «Man sollte deshalb auch beim Fasching nicht viel Alkohol mit viel Spaß gleichsetzen und seine Grenzen nicht überschreiten», mahnt die Ernährungswissenschaftlerin Katrin Raschke.