Jugend Jugend: Wie aus Nobodys Idole werden

Hamburg/Hildesheim/dpa. - Shakira und Eminem haben es geschafft, Alexander Klaws und Juliette Schoppmann noch nicht ganz: den Aufstieg vom hoffnungsvollen Talent zum bewunderten Superstar. Einmal als Idol im Rampenlicht stehen - das ist der Traum vieler Jugendlicher, verwirklichen können ihn natürlich nur ganz wenige. Dennoch kann man von Idolen lernen - einfach weil sie aus ihren Talenten mehr herausholen als der Durchschnitt.
Gutes Aussehen, eine tolle Stimme oder sportliche Glanzleistungen stehen am Anfang. Doch zum Idol wird man damit noch nicht: «Ein Idol ist jemand, der mit seinen Möglichkeiten das Beste aus sich macht, aus dem Nichts nach oben schießt und dabei authentisch bleibt», sagt der Trendforscher Andreas Steinle aus Hamburg. Ein Beispiel dafür sei der amerikanische Rapper Eminem. «Das ist einer von der Straße, der es geschafft hat und sich dabei treu geblieben ist.»
Auch in dem deutschen Handballspieler Stefan Kretzschmar sieht Steinle ein Idol: «Er verbindet die Qualitäten eines Sportlers mit denen eines Popstars», befindet der Trendexperte. «So einer kann sogar einen langweiligen Sport wie Handball interessant machen.» Sportler können auch wegen ihres Aussehens leicht zum Vorbild werden, entsprechen doch ihre muskulösen Körper dem gängigen Schönheitsideal.
Ein Erfolgsrezept nach dem Motto «Wie werde ich ein Idol?» kann es nach Meinung des Entwicklungspsychologen Werner Greve jedoch nicht geben. «Was ein Idol ausmacht, entscheidet jeder Fan für sich.» Es seien verschiedene Eigenschaften, die Eminem zu einem bewunderten Star machen, so der Experte von der Universität Hildesheim. «Einer bewundert seine Kreativität, ein anderer seine rebellische Haltung und wieder ein anderer schätzt seine sensible Ader.»
Dennoch ist es oft kein Zufall, welche Künstler von Fernsehen, Kino oder Musikgeschäft als künftige Stars gehandelt werden. «Die neuen Idole sind häufig konstruiert», hat die Kunstpädagogin Professor Birgit Richard aus Frankfurt/Main bemerkt. «Die Boygroups der Neunziger und die Retortenbands von heute sind so zusammengestellt, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.»
Auch die Vorzeige-Rebellen Eminem oder Pink seien konstruierte Idole, meint Richard. «Sie zeigen sich immer in einer bestimmten Rolle». Für die Fans von Robbie Williams hingegen liege der Reiz in dessen Vielseitigkeit: «Er spielt abwechselnd den Spaßmacher, den Entertainer, den Cowboy und den tollen Liebhaber», sagt die Professorin.
Ein Idol für viele Mädchen ist die Popsängerin Shakira. «Sie entspricht dem gängigen Schönheitsideal, gibt sich aber zugleich ein bisschen aufsässig und emanzipiert», sagt Medienpsychologe Holger Schramm von der Universität Hannover. Deshalb könnten sich viele junge Frauen mit Shakira identifizieren. Weibliche Idole seien jedoch viel seltener als männliche, fügt Schramm hinzu. «Das liegt daran, dass immer noch viel mehr Männer als Frauen öffentlich im Mittelpunkt stehen.»
Wichtig sind Idole, weil sie einen Maßstab für die eigenen Ziele bieten. Zugleich aber sind sie so unerreichbar, dass man sich nicht ständig mit ihnen vergleicht, sagt Schramm. Die Nachwuchstalente aus der Sendung «Deutschland sucht den Superstar» seien hingegen weniger abgehoben, sagt Kunstpädagogin Richard. «Sie unterscheiden sich nicht stark von ihren Fans.» Die Möchtegern-Superstars vermittelten den Eindruck, dass jeder Teenager mit ein bißchen Training ein Idol werden könne.
Dieser Traum ist wohl auch das Geheimnis für den wochenlangen Erfolg des schrillen Superstar-Kandidaten Daniel Küblböck. «Er steht für die Botschaft, dass es jeder schaffen kann», meint Trendforscher Steinle. «Sogar wenn man aus einem kleinen Kaff in Bayern kommt und weder Erfahrung noch Beziehungen hat.»
Ein Idol kann helfen, die eigenen Ziele im Leben zu finden. «Es hilft bei der Ablösung von den Eltern und gehört zum Erwachsenwerden dazu», so die Einschätzung von Werner Greve. Gute Gründe, ein Idol zu haben, gibt es also viele - und der von den Idolen abgeschaute Vorsatz, das Beste aus den eigenen Talenten machen, muss ja gar nicht immer heißen, selbst zum Superstar zu werden.