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Einsamkeit im Homeoffice Warum Gespräche mit Kollegen so gut tun - und fehlen

Durch die Homeoffice-Pflicht bleibt der tägliche Büro-Talk auf der Strecke. Warum der so wichtig ist und was dabei am meisten fehlt.

Aktualisiert: 26.07.2021, 10:28
Der tägliche Büro-Plausch ist wichtig- und fehlt in Corona-Zeiten.
Der tägliche Büro-Plausch ist wichtig- und fehlt in Corona-Zeiten. (Foto: Imago/ PhotoAlto)

Halle (Saale)/MZ - Mit der Corona-Pandemie mussten viele Berufstätige ihren Arbeitsplatz ins Homeoffice verlegen. Trotz des effektiven Arbeitens, was hierdurch möglich wird, bleibt auch vieles auf der Strecke- Zum Beispiel das tägliche Gespräch mit den Kollegen.

Gespräche mit Kollegen fehlen im Homeoffice

Mit dem Ende der Homeoffice-Pflicht kehren auch die Gespräche mit den Kollegen langsam zurück. Jedoch sind viele Unternehmen aus Vorsicht zurückhaltend. Ein hybrides Modell wird darüber hinaus die Zukunft vieler Unternehmen bestimmen.

Kollegen, die von zu Hause aus arbeiten, können dementsprechend auch weiterhin nicht am täglichen Büro-Talk teilhaben. Und auch die Verabredung zum Kaffee oder zur Mittagspause über Videocall kann diesen nicht ersetzen.

Diplom-Psychologe Sascha Neumann erklärt gegenüber dem Spiegel, warum uns die Gespräche mit den Kollegen so fehlen. Er berät als Coach Unternehmen zum Thema Teambuilding. „Erst einmal sind es natürlich die Kollegen, die wir vermissen", sagt er. 

Im Homeoffice nimmt man den Gegenüber nicht richtig wahr

Darüber hinaus erklät er: „Wir haben fünf Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten –, und im Grunde können wir im Homeoffice keinen einzigen Sinn komplett ausleben.“

Bei einer virtuellen Kaffeeverabredung nehme man das Gegenüber nur verzerrt wahr – die Stimme klinge anders, riechen und berühren könne man sich nicht. „Dabei ist es das natürliche Bedürfnis des Menschen, andere mit allen fünf Sinnen wahrzunehmen“, erklärt Neumann.

Das viele Neuigkeiten, die man vor Homeoffice-Zeiten ganz automatisch mitbekommen hätte, verloren gehen, ist dabei oft besonders schade. So erfährt man von der Schwangerschaft einer Kollegin nur in einer Mail, von dem Wechsel des Kollegen erst dann, wenn er weg ist.

Einsamkeit im Homeoffice

Das Reden mit und über andere, das Austauschen von Neuigkeiten und der tägliche Plausch geht im Homeoffice fast vollständig verloren. Das führt dazu, dass sich viele im Homeoffice irgendwann einsam fühlen.

„Hier kommt das klassische In-Group/Out-Group-Phänomen zum Tragen“, sagt Sascha Neumann. Über andere zu reden, schweiße das eigene Rudel, die eigene Gruppe, zusammen. In Homeoffice-Zeiten und auch bei hybriden Modellen nach der Pandemie sei es deutlich schwieriger, den Teamzusammenhalt zu stärken.

Zwar ist der ein oder andere Chef vielleicht froh, dass die langen Tratsch-Pausen im Homeoffice wegfallen. Denn das bedeutet natürlich mehr Zeit zum Arbeiten. Sascha Neumann ist sich jedoch sicher, dass Unternehmen durch den sogenannten „Flurfunk“ erst „handlungswirksam“ werden.

Mitarbeiter in Präsenz zusammen bringen- Unternehmen „handlungswirksam“ machen

„Ich plädiere immer dafür, den Flurfunk zu fördern“, sagt er. Man kenne das aus der Politik, die wirklich wichtigen Entscheidungen eines Gipfels träfen die Politiker eher in der Kaffeepause als am Verhandlungstisch. „Auch in Unternehmen kommt man in der Pause auf die besten Ideen. Oder Führungskräfte entscheiden beim kurzen Austausch in der Küche über Personalien.“

Neumann hält es deshalb für wichtig, dass Unternehmen, die auch künftig auf Homeoffice setzen, trotzdem immer wieder alle Mitarbeiter in Präsenz zusammenbringen.