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Inliner Inliner: Rätsel auf Rollen

25.06.2002, 09:43

Berlin/Hannover/dpa. - In Hinblick auf den rechtlichen Status der Skater hat auch einUrteil des Bundesgerichtshofes (BGH) in Karlsruhe vom März nurvorübergehend für etwas mehr Klarheit gesorgt. Die Richter hattenlaut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) inBerlin entschieden, dass Inline-Skater als Fußgänger eingestuft undden «besonderen Fortbewegungsmitteln» nach Paragraf 24 derStraßenverkehrsordnung (StVO) zugeordnet werden. Gleichzeitig wiesensie aber auch darauf hin, dass eine genauere Regelung durch denGesetzgeber wünschenswert wäre.

Vor allem bei den Skatern selbst gilt die Einordnung als Fußgängerauf Rollen und die damit verbundene Nutzung der Gehwege nicht alsendgültig: «Wir wünschen uns, dass Inline-Skater künftig denRadfahrern ähnlich gestellt werden», sagt Bernd Schicker,Geschäftsführer des Deutschen Inline-Skating Verbandes (D.I.V.) inSeeheim-Jugenheim (Hessen).

Der ADAC in München wiederum hält Skater auf Radwegen fürproblematisch. Demnach sind die meisten Radwege zu schmal, um nebenden Radlern noch weitere Verkehrsteilnehmer zuzulassen - hinzu komme,dass Skater durch die spezielle Fortbewegungsart mit ausladendenPendelbewegungen mehr Platz benötigen. Für Schicker ist dies keinArgument: «Der Skater muss bei einer Begegnung mit Radfahrern nurkurz mit dem Schritt aussetzen.»

Eine Studie, die die Planungsgemeinschaft Verkehr (PGV) inHannover im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)erstellt hat, kommt zu dem Schluss, dass die Skater und Radfahrersich den Platz nur ungern teilen. Gefragt wurden Fußgänger, Radfahrerund Inline-Skater, wer sich von wem am meisten beeinträchtigt fühlt:Bei den Radfahrern standen die Skater als Störenfriede an ersterStelle, bei Skatern die Radfahrer. Fußgänger fühlten sich von beiden Gruppen vergleichsweise wenig beeinträchtigt.

Eigentlich passen die Skater jedoch weder auf den Gehweg noch auf den Radweg. Mit durchschnittlich 15 Stundenkilometern sind sie laut GDV etwas langsamer unterwegs als Radfahrer - jedoch um einiges schneller als Fußgänger. Außerdem sind Inline-Skater laut der Studiebei ihrer Wegwahl wählerisch. Ihnen kommt es nicht allein darauf an, ob sie nun auf Rad- oder Gehweg rollen - sondern vielmehr auf den Untergrund. Denn manche Beläge sind zum Befahren mit den kleinen Rollen ungeeignet oder einfach unangenehm. «Eigentlich müssten Skater eigene Verkehrsflächen haben», sagt Dankmar Alrutz von der PGV. Doch das sei eher unrealistisch.

Vorerst also müssen sich Inline-Skater weiter als eine Art rollende Desperados ihren Weg suchen. Und dabei gehen sie keinem ungefährlichen Hobby nach. Inline-Skating steht bei den Sommersportarten unter den behandelten Sportverletzungen laut dem GDV auf Rang zwei, direkt hinter Fußball. Im Jahr 2000 wurden demnach inDeutschland 900 Skater-Unfälle polizeilich erfasst, dabei kamen 830 Personen zu Schaden, acht Skater wurden bei Verkehrsunfällen getötet.

Zu den Unfällen mit anderen Verkehrsteilnehmern kommen noch die so genannten Alleinunfälle. Laut der Deutschen Verkehrswacht (DVW) inMeckenheim bei Bonn verletzen sich jährlich etwa 60 000 Skater so schwer, dass sie einen Arzt aufsuchen müssen. Bei mehr als einem Drittel der Verunglückten werden Verletzungen am Handgelenk diagnostiziert, danach folgen Unterarm- und Ellenbogenverletzungen. Die Zahl der Kopfverletzungen liegt bei fünf bis zehn Prozent.