Hobby Hobby: Neugier aufs Lesen schon frühzeitig wecken
Mainz/dpa. - Mit der Leseförderung sollten Eltern schon in frühester Kindheit beginnen: Bereits mit den ersten Bilderbüchern vermitteln sie ihren Kleinsten einen Zugang zu Büchern und damit zur Welt des Wissens.
Zusammen mit Kindergärten, Bibliotheken und Vorleseclubs wecken sie kindliche Neugier und die Lust aufs Lesen. «Die Sprachentwicklung beginnt acht bis zehn Wochen nach der Geburt», erläutert Prof. Wassilios Fthenakis, Leiter des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München. Schon zu diesem Zeitpunkt sollten Eltern den Babys die ersten Kinderbücher zeigen. «Hier wird eine sichere Situation der Interaktion zwischen Eltern und Kind und damit Vertrauen geschaffen», sagt Fthenakis.
Diese emotionale Funktion kann auch das Geschichtenerzählen auf dem Schoß von Mama oder Papa erfüllen. Allerdings unterscheide sich die Sprache in Büchern stark von der Alltagssprache, erläutert Prof. Bettina Hurrelmann, Leiterin der Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien (ALEKI) der Universität Köln. In der frühen Phase der Leseentwicklung sind Kinder deshalb darauf angewiesen, dass ihnen jemand Brücken von der Schriftsprache zur Alltagssprache baut. «Ein kompetenter Vorleser stellt sich fast unbewusst auf den Sprachsatz und der Erfahrungshorizont des Kindes ein und passt den Text beim Vorlesen an», sagt die Expertin.
Allerdings wird nicht in jeder Familie viel vorgelesen. Nach Hochrechnungen der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen in Stuttgart bekommt derzeit jedes Kind 0,3 gebundene Bücher pro Jahr geschenkt. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch Kindergärten. Daneben gibt es immer mehr Vorleseclubs: Ehrenamtliche Vorleser bieten vielerorts Bücher-Stunden für kleine Gruppen von Kindern an. Bundesweit wirbt die Stiftung Lesen aus Mainz für dieses Modell: Sie hat bislang knapp 7000 ehrenamtliche Lesepaten geschult.
Angesichts des riesigen Angebots ist die Auswahl der Bücher für den Vorleser eine Herausforderung. Die Renner sind Charaktere wie der Kleine Eisbär, Felix und die wilden Fußballkerle. «Solche erzählenden Bücher sind wichtig, damit sich Fantasie entwickeln kann und damit im Kopf Bilder entstehen», erläutert Susanne Ziemer, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen in Stuttgart. Jedes Kind hat seine Vorlieben, die berücksichtigt werden müssen. «Daneben ist es jedoch wichtig, dass Kinder verschiedene Genres und Gattungen kennen lernen», sagt Sigrid Strecker von der Stiftung Lesen in Mainz.
Ein Höhepunkt im Jahresablauf eines Vorleseclubs, in einer Schule oder einem Kindergarten kann die Begegnung von Kindern mit dem Autor oder Illustrator eines Buches sein. Bei der Vermittlung helfen die Friedrich-Bödecker-Kreise. Die Veranstaltung enthalte dabei neben dem Lesern zu einem großen Teil Gesprächselemente, sagt Udo von Alten, der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Friedrich-Bödecker-Kreise in Hannover. «Das Spannende für die Kinder sind Fragen wie "Wie entsteht ein Buch?" oder "Wie kommt die Idee in den Kopf?".»