Hilfe zur Selbsthilfe Hilfe zur Selbsthilfe: Physiotherapeuten sind Experten für Bewegung
BONN/KÖLN/DPA. - Ein gerissenes Kreuzband oder eine strapazierte Schulter - für diese größeren oder kleineren Wehwehchen ist der Physiotherapeut zuständig. "Keine Fußball- oder Handballmannschaft kann ohne einen Physiotherapeuten auskommen", sagt Michael Stehr, Bundesgeschäftsführer des Physiotherapieverbandes in Bonn. Mit Massagen, Gymnastik und Wärme- oder Kälte-Anwendungen kuriert der Physiotherapeut Schmerzen.
Ein Physiotherapeut wendet Behandlungen aus der sogenannten physikalischen Therapie an, wie Stehr erläutert. Dazu gehört etwa Krankengymnastik oder die manuelle Lymphdrainage, bei der Schwellungen an Armen oder Beinen "weggestrichen" werden. Die Patienten bekommen aber auch Schlammpackungen, Rotlichtbestrahlungen und Bäder verordnet.
"Physiotherapeuten sind Experten für Bewegung", erklärt Angelika Heck-Darabi vom Zentralverband der Physiotherapeuten und Krankengymnasten (ZVK) in Köln. Ihre Aufgabe ist es, Patienten wieder soweit fit zu machen, dass sie sich normal bewegen können. Oder zumindest sollen sie unabhängig von fremder Hilfe leben können.
Um die Ausbildung machen zu können, müssen Bewerber mindestens 17 Jahre alt sein und einen Realschulabschluss haben. "Seit vielen Jahren ist es jedoch gängige Praxis, dass sich viele junge Menschen mit Abitur für eine Ausbildung bewerben", sagt Heck-Darabi.
Bewerber sollten handwerkliches Geschick haben. "Die Behandlung verlangt hohe Präzision", sagt Stehr. Wichtig ist es aber auch, Patienten motivieren zu können. Das ist etwa bei der Krankengymnastik gefragt.
Nötig ist außerdem eine gute Mischung aus Einfühlungsvermögen und Distanz. Denn über eines sollten sich angehende Physiotherapeuten im Klaren sein: "Es ist ein Medizinberuf, bei dem man mit kranken und verletzten Menschen zu tun hat", sagt Stehr. "Man ist sehr nah dran am Patienten, und man muss aufpassen, dass man nicht zu sehr mitleidet."
In Deutschland bilden rund 200 Fachschulen Physiotherapeuten aus. Für die dreijährige Ausbildung wird ein Schulgeld fällig. Mittlerweile kann man die Ausbildung auch mit einem Studium kombinieren. Das Universitätsklinikum Münster etwa bietet seit dem vergangenen Wintersemester eine duale Ausbildung als Modell-Studiengang an. "Nach drei Jahren sind die Studenten Physiotherapeuten, ein Jahr später machen sie ihren Bachelor-Abschluss für Therapie und Gesundheitsmanagement", erklärt Margot Overbeck, Leiterin der Schule für Physiotherapie am Universitätsklinikum Münster.
Für die duale Ausbildung in Münster müssen Bewerber mindestens 18 Jahre alt sein und die Fachhochschulreife oder das Abitur haben. Voraussetzung für die Zulassung sind außerdem ein Pflegepraktikum und ein DLRG-Grundschein. "Außerdem müssen die Bewerber gesundheitlich topfit und sportlich sein", sagt Overbeck. Am Ende der Bewerbungsphase steht eine Aufnahmeprüfung. Hier wird getestet, ob sich die Kandidaten für den Beruf überhaupt eignen.
Nach der Ausbildung können Physiotherapeuten in einer Praxis arbeiten. Viele werden auch von Kliniken, Reha-Zentren, Kindergärten, Schulen, Betrieben oder Sportvereinen angestellt. Derzeit sind die Jobaussichten für Physiotherapeuten relativ gut. "Die Arbeitslosigkeit ist nicht sehr hoch", erklärt Stehr.
Allerdings gibt es viele junge Physiotherapeuten. Das schlägt sich bei der Bezahlung nieder. Hinzu komme, dass die Honorare der gesetzlichen Krankenkassen nicht sehr üppig sind, sagt Stehr. In Westdeutschland bekommen Physiotherapeuten im Schnitt 1600 Euro brutto.