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Hilfe für Vierbeiner - Tiertafel gibt Futter aus

Von Imke Hendrich 19.12.2007, 10:37

Rathenow/dpa. - «Für mich war es die Rettung in größter Not», sagt Birgit Seeger, Hartz-IV-Empfängerin und Frauchen einer Katze und eines Katers. Die 43-Jährige steht an der Ausgabestelle der «Tiertafel» auf einem Fabrikgelände im brandenburgischen Rathenow.

Hier bekommt sie jede Woche ein paar Dosen Katzennahrung sowie Trockenfutter für ihre Lieblinge. «Ohne die Tiertafel ginge es nicht.» Seeger ist kein Einzelfall. Claudia Hollm, Gründerin des derzeit bundesweit in sechs Städten aktiven Vereins «Tiertafel Deutschland», kennt so manche tragische Geschichte: «Für viele alte und ärmere Menschen sind ihre Tiere das Einzige, was sie noch haben.»

Um Hartz-IV-Empfängern, Obdachlosen, aber auch Rentnern zu helfen, ihre Tiere trotz finanzieller Not gut zu versorgen, hat sie den Verein ins Leben gerufen. «Wir geben einmal pro Woche kostenlos Futter aus, helfen mit Tipps bei der Pflege oder vermitteln Tierärzte», sagt die 43-jährige Programmiererin. «Lieferanten» für die Tafeln sind große Futtermittelunternehmen und Privatpersonen. «Essensreste sind aber tabu.» Geld- oder Sachspenden vom Hundehalsband bis zum Körbchen seien ebenfalls willkommen.

Mit Hilfe von rund 250 Ehrenamtlichen hat Hollm seit Oktober 2006 in Frankfurt/Main, Hamburg, im niedersächsischen Nordenham, Magdeburg sowie in Rathenow und Rhinow in Brandenburg Tiertafeln aufgebaut, in Berlin und München seien Anfang nächsten Jahres weitere geplant. «In Hamburg und Frankfurt stehen manchmal 300 bis 400 Leute an», berichtet sie. Ein ähnliches Projekt gibt es seit kurzem zudem in Nürnberg, initiiert vom dortigen Tierschutzverein. «Die Tafel ist sehr gut angenommen worden», sagt der Leiter des Nürnberger Tierheims, Denny Baruch.

Im größten Tierheim Europas in Berlin sieht man die Tiertafeln indes keineswegs als Konkurrenz - obwohl dort Spenden hinfließen, die sonst möglicherweise im Tierheim landen würden. «Die Tafeln sind eine gute Sache, da die Tiere so bei ihren Besitzern bleiben können», sagt Evamarie König vom Berliner Tierheim, in dem zu Spitzenzeiten 1500 Tiere vorübergehend eine neue Heimat finden. «Wir haben zunehmend Tiere, die aus finanziellen Gründen bei uns abgegeben werden.» Auch das Bundessozialministerium begrüßt nach Auskunft einer Sprecherin grundsätzlich soziale Einrichtungen wie die Tiertafel. Näheres wolle sie dazu aber nicht sagen.

Nach Auskunft Hollms sind zum guten «Durchfüttern» eines größeren Hundes etwa 30 bis 40 Euro im Monat nötig - eine Menge Geld, wenn man auf jeden Cent schauen muss. Aber für viele Tierbesitzer kommt es trotz finanzieller Engpässe nicht infrage, ihren Liebling abzugeben. «Eher esse ich nur noch Brot mit Butter», meint etwa Birgit Seeger. Bei den Tiertafeln wird übrigens in diesen Tagen auch Weihnachten gefeiert - «dann gibt es Hundeknochen», erzählt Hollm. Und auch für die Katze und den Kater von Birgit Seeger wird sicher ein Leckerli bereitgehalten.

Mehr Infos: www.tiertafel.de