Heizung Heizung: Die Luft muss raus

Halle (Saale)/MZ - Wenn der Herbst Einzug gehalten hat, ist es dafür höchste Zeit: Man sollte die Heizungsanlage gründlich durchchecken und sicherstellen, dass sie einwandfrei funktioniert. „Beim Auto ist die jährliche Wartung für viele selbstverständlich, bei der Heizung wird sie jedoch oft vernachlässigt“, sagt Birgit Holfert, Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale Bundesverband. Sie rät zur Überprüfung der Anlage. Das sollte so schnell wie möglich passieren, auf alle Fälle aber noch bevor es richtig kalt wird.
Das Einfachste und das, was jeder Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung selbermachen kann, ist das Entlüften der Anlage. „Befindet sich Luft im Heizkörper, wird das heiße Wasser, das durchgepumpt wird, nicht optimal verteilt“, erläutert Andreas Bäcker von der Innung Sanitär Heizung Klima in Köln. Die Folge: Auch ein voll aufgedrehter Heizkörper wird nicht richtig warm.
Am Heizkörper entlüften
Zum Entlüften wird das Ventil an dem noch ausgeschalteten Heizkörper mit einer Zange oder einem speziellen Vierkantschlüssel langsam aufgedreht. Es befindet sich in der Regel an der Seite des Radiators. Sobald keine Luft mehr entweicht und Wasser austritt, kann das Ventil wieder geschlossen werden.
Der Wasserdruck im System lässt sich an einem Messgerät an der Heizungsanlage ablesen. Ist dieser zu niedrig, muss Wasser nachgefüllt werden. Bäcker rät, dies dem Fachmann zu überlassen.
Dieser kommt am besten jährlich zu einer Wartung der Anlage ins Haus. Der Heizungsexperte überprüft die Abgaswerte und alle Funktionen, stellt die Elektronik richtig ein, kontrolliert und tauscht notfalls Verschleißteile aus. Für den Eigentümer beziehungsweise Mieter zahlt sich dabei die Reinigung des Heizkessels oder der Gastherme aus: Denn Rückstände auf Düsen oder den Brennern können die Wärmeabgabe behindern. Laut der Verbraucherzentrale Bundesverband kann ein Millimeter Ruß den Energieverbrauch um bis zu fünf Prozent in die Höhe treiben.
„Bei Ölheizungen ist die Wartung sogar noch wichtiger, da der Anteil von Fremdstoffen wie Schwefel und Additiven höher ist“, erklärt Holfert. „Das führt noch eher zum Verkleben der Düsen.“ Im schlimmsten Fall könne der Kessel ausfallen.
Mehrere Angebote einholen
„Eine regelmäßige Wartung verlängert die Lebensdauer der Anlage, erhöht ihren Wirkungsgrad und verringert die Brennstoffkosten“, sagt die Energieexpertin. Allerdings kostet so eine Überprüfung, die der Profi macht, etwas: etwa 70 Euro werden bei einer Etagenheizung fällig, rund 350 Euro können für eine Kesselanlage in einem Mehrfamilienhaus zusammenkommen. Ein Vermieter kann diese Kosten auf seine Mieter umlegen. Die Preisunterschiede sind allerdings beträchtlich, daher rät Holfert, Angebote von mehreren Betrieben einzuholen.
In der Heizperiode bieten die Verbraucherzentralen einen Brennwert-Check. Dabei wird die Effizienz von Gas- oder Heizöl-Brennwertgeräten überprüft, geben Experten Empfehlungen (siehe auch den Beitrag: „Die meisten Anlagen verpulvern Geld“). Auch ein Sanitär-Fachmann kann neben der jährlichen Wartung einen umfangreichen Heizungs-Check mit Schwerpunkt auf dem Einsparpotenzial der Anlage machen. Dieser beinhaltet eine Überprüfung der Pumpen sowie einen hydraulischen Abgleich.
Heutige Heizungspumpen arbeiten mit etwa 20 Watt, wo früher 100 Watt nötig waren. Ihre Leistung sollte zudem knapp ausgelegt sein. Als Faustregel für die Größenordnung gilt: Für jeden Heizkörper sind etwa 0,5 bis ein Watt Leistung erforderlich.
Der Fachmann macht eine Feinabstimmung zwischen Rohrnetz, Thermostatventilen, zentraler Regelung und Umwälzpumpe. Damit wird sichergestellt, dass genau die Menge aufgeheiztes Wasser in den Räumen ankommt, die dort auch gebraucht wird. Der Abgleich lohnt sich für alte und neue Pumpen.
Wenn eine Extrapumpe das Warmwasser verteilt, sollte sie auch hocheffizient sein. Eine Zeitschaltuhr verhindert, dass sie Tag und Nacht läuft, sondern nur dann, wenn wirklich Warmwasser benötigt wird. In Ein- und Zweifamilienhäusern kann oft ohne großen Komfortverlust ganz auf diese Pumpe verzichtet werden. In größeren Gebäuden lässt sich auf diese Weise nur eingeschränkt sparen.
Auch bei Umwälzpumpen hilft ein Energie-Label, sparsame Dauerläufer zu finden. Eine aktuelle Liste mit Klasse-A-Pumpen bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Würbach/Verbraucherzentrale
Liste des Ministeriums mit Klasse-A-Pumpen im Netz: www.vzsa.de/Stromsparen-beginnt-im-Keller
Bei dieser Feinjustierung wird die Anlage so eingestellt, dass jeder Heizkörper genau mit der Menge an Heizungswasser versorgt wird, die nötig ist, um die gewünschte Raumtemperatur zu schaffen. Der Abgleich dauert bei einem Einfamilienhaus eine Stunde und kostet rund 500 Euro. Er wird einmal gemacht, danach nur noch nach Umbauten und Modernisierungen.
Laut Informationen des Umweltministeriums Baden-Württemberg sind mehr als 80 Prozent der rund 15 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland nicht optimal eingestellt. Schon mit Maßnahmen, die keine großen Investitionen bedürfen, könnten zehn bis 15 Prozent der Heizkosten eingespart werden.
Dazu gehört etwa auch, dass die Regelung optimal eingestellt wird. So sollte die Vorlauftemperatur, mit der das Wasser vom Kessel zum Heizkörper fließt, nicht zu hoch sein. „Jedes Grad weniger an Raumtemperatur spart etwa sechs Prozent Heizenergie ein“, erläutert die Architektin Petra Hegen.
Mit wenig Aufwand Geld sparen
Hier lohnt es sich also, nachzujustieren. „Auch eine Nachtabsenkung der Vorlauf- sowie der Raumtemperatur spart Geld“, ergänzt Marco Erlenbeck, Energieberater der Verbraucherzentrale Hessen und Mitglied im Deutschen Energieberater-Netzwerk. „Wo die entsprechenden Einstellungen an der Therme oder am Heizkessel vorgenommen werden können, weiß der Fachmann.“ Der Experte hat noch einen weiteren Tipp: Ihm zufolge ist die einfachste Maßnahme zum Sparen die Dämmung der Rohrleitungen im Keller - das kann auch jeder selbst machen. Das Material gibt es im Baumarkt.
Rohre isolieren
Der Nutzen isolierter Heizungsrohre liegt auf der Hand: „Viele Leute freuen sich, dass der Keller immer schön warm ist, nutzen ihn zum Wäschetrocknen oder ähnliches“, sagt Erlenbeck. „Aber diese unkontrollierte Wärmeabgabe kostet unheimlich viel Geld.“ Schließlich komme die Wärme, die unten im Keller verloren gehe, oben in der Wohnung nicht mehr an.
Eine aufwendige, kostenintensivere Maßnahme und allein Sache von Profis ist der Austausch der Heizungspumpe, die das Wasser zum Radiator transportiert. Aber sie ist ein richtiger Energiefresser. Eine ungeregelte, ineffiziente Pumpe schicke das Wasser stets mit voller Leistung durch das Rohrnetz, auch wenn die Heizungsventile geschlossen sind, erklärt die Architektin Hegen. Eine differenzdruckgeregelte Hocheffizienzpumpe hingegen arbeitet nur, wenn nötig. Sie verbraucht so 80 bis 90 Prozent weniger Strom. Rund 150 Euro Ersparnis könne das für ein Einfamilienhaus pro Jahr bedeuten. Dem stehen Investitionskosten von bis zu 400 Euro gegenüber, so Hegen.
Weitere Informationen zum Thema Heizkosten gibt es auch von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, im Internet unter www.vzsa.de


