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Heimnetzwerk Heimnetzwerk: Schnelle Daten aus der Steckdose

Von Tobias Hanraths 26.10.2010, 07:36
Wo das WLAN nicht durch die Wände kommt, kann Powerline helfen. Die Adapter werden wie eine Netzgerät in die Steckdose gesteckt. (FOTO: REMMERS/DPA)
Wo das WLAN nicht durch die Wände kommt, kann Powerline helfen. Die Adapter werden wie eine Netzgerät in die Steckdose gesteckt. (FOTO: REMMERS/DPA) dpa-tmn

Berlin/Dortmund/dpa. - Die Vernetzung von Router, Rechnernund Mediaplayern ist nicht immer leicht. Netzwerkkabel bieten zwar eine stabile und sichere Verbindung, das Verlegen ist aber oft ein Graus. W-LAN ist praktisch, aber auch störungsanfällig. Die dritte, weniger bekannte Möglichkeit ist die Powerline-Technologie, die ein Netzwerk nutzt, das jeder hat: Das Hausstromnetz.

Für Experten ist die Vernetzung per Steckdose eine vernünftigeAlternative: «Powerline ist eine solide und zuverlässige Technologieund vor allem für Bestandswohnungen interessant», sagt SiegfriedPongratz vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik undInformationstechnik (VDE) in Berlin. Sinnvoll ist Powerline vorallem beim Überbrücken von Etagen. Wer zum Beispiel seinenDSL-Router im Erdgeschoss, seinen PC aber im ersten Stock stehenhat, bekommt mit W-LAN schnell Probleme - und Kabel verlegen istnicht jedermanns Sache.

Das ist auch für Pongratz ein entscheidendes Argument fürPowerline: «Man spart sich nicht nur das zusätzliche Verlegen vonKabeln, auch die Installation ist vergleichsweise einfach.»Startersets kosten je nach der Datenübertragungsgeschwindigkeit, diesie bieten, 50 bis 150 Euro. Sie enthalten in der Regel zweiAdapter, weitere Geräte können einzeln nachgekauft werden.

Die kleinen Kästen sind ungefähr so groß wie ein Ladegerät fürHandys, besitzen eine LAN-Buchse für Netzwerkkabel und werden direktin die Steckdose gesteckt. Computer, Modem oder andere Geräte werdendann per LAN-Kabel mit den Adaptern verbunden, die Verbindungzwischen den Adaptern wird automatisch hergestellt.

Manche Powerline-Geräte bieten auch noch einen Stromanschluss,damit sie die Steckdose nicht blockieren. Einige Modelle verfügenneben einer LAN-Buchse zum Beispiel auch noch über W-LAN. So lassensich zum Beispiel Laptops ohne Kabel flexibler online bringen, unddieReichweite des Netzwerks wird insgesamt erhöht.

Allerdings ist auch die Powerline-Technologie nicht frei vonTücken. Markus Pritsch von der Stiftung Warentest in Berlin hatmehrere Powerline-Adapter verglichen und hat vor allem Bedenken inBezug auf die Sicherheit: «Die Hersteller versprechen zwar, dass dasPowerline-Netz am Stromzähler endet. Unser Praxistest hat abergezeigt, dass sich die Nachbarn in Mehrfamilienhäusern undDoppelhaushälften meist problemlos einwählen können.» Der Grund: Austechnischen Gründen haben fast alle Powerline-Adapter bei derAuslieferung das gleiche Passwort. Pritsch empfiehlt deshalb, dasPasswort sofort nach der Installation zu ändern.

Auch bei der Geschwindigkeit halten die Powerline-Adapter nichtganz das, was die Hersteller versprechen: Für die Mehrheit derderzeit erhältlichen Geräte (Homeplug-AV-Standard) versprechen dieHersteller 200 Megabit pro Sekunde (MBit/s), in Wirklichkeit sind esdeutlich weniger. «Die Hersteller geben auf den Verpackungen dietheoretische Höchstgrenze an, nicht den realen Datendurchsatz», sagtPritsch. Der liege bei einer Powerline-Verbindung mit 200 MBit/s beiungefähr 39 MBit/s, irgendwo zwischen W-LAN und Netzwerkkabel. ZumSurfen sei das aber völlig ausreichend, auch die Übertragung vonVideos ist damit möglich. Die schnellsten derzeit erhältlichenAdapter schaffen jetzt schon knapp 1000 theoretische MBit/s.

Im ersten Quartal 2011 führt der Weltverband der Elektrik- undElektrotechnik-Ingenieure (IEEE) einen neuen Powerline-Standardnamens IEEE 1901 ein, mit dem theoretische 500 MBit/s möglich sind.Die Mehrheit der Adapter-Hersteller setzt derzeit auf denHomeplug-AV-Standard, aber unterstützt auch den neuen IEEE-Standard.Homeplug-AV-Adapter sollen mit ihm kompatibel sein.

Ungestörtes Surfen ohne Probleme also? Nicht ganz: «Theoretischist Powerline die perfekte Technik, weil es keinen zusätzlichenAufwand verursacht», sagt Bernd Aschendorf, Prof. fürGebäudesystemtechnik an der Fachhochschule Dortmund. «Aber derDatenfluss im Stromnetz kann auch gestört werden, zum Beispiel durchEnergiesparlampen.» Auch neuere Computer mit Schaltnetzteilenkönnten den Datenfluss kurz unterbrechen. Fürs Surfen oder zurVideoübertragung sei aber auch das kein Problem: «Die kleinenSchwankungen kriegen Sie als Nutzer normalerweise gar nicht mit.»