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Heil- und Gewürzpflanze Heil- und Gewürzpflanze: Der Salbei ist die Staude des Jahres 2003

15.05.2003, 08:48
Heilkraut und dekorative Kübelpflanze - für ihre Vielfältigkeit ist der Salbei, im Bild Salvia officinalis, zur Staude des Jahres 2003 gekürt worden. (Foto: dpa)
Heilkraut und dekorative Kübelpflanze - für ihre Vielfältigkeit ist der Salbei, im Bild Salvia officinalis, zur Staude des Jahres 2003 gekürt worden. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Die Liste der Salbeiarten ist lang: Neben dem Heil- und Küchenkraut Salvia officinalis und dem Steppensalbei zählt auch der Wiesensalbei zu den so genannten Salvien. Doch nicht nur Stauden, also mehrjährige, nicht verholzende Pflanzen, sind Mitglieder der Gattung: Auch einjährige Arten, zweijährige oder herrliche Kübelpflanzen tragen den Namen Salvia. Um auf diese Vielfalt aufmerksam zu machen, hat der Bund Deutscher Staudengärtner in Bonn den Salbei zur Staude des Jahres 2003 erklärt.

Von den lateinischen Worten «salvare», zu Deutsch «heilen», oder «salvere», «gesund sein», leitet sich der botanische Name Salvia ab. Denn schon die alten Römer wussten um die gesundheitsfördernde Wirkung von Salvia officinalis. Leonhard Fuchs notierte in seinem Kräuterbuch von 1543: «Salbey ist gut zu allerlei wunden, seubert dieselben und heylt sie.» Salbeiblätter «in wasser gesotten» seien hilfreich gegen Husten. Erkältungsgeplagte erfahren das heute noch am eigenen Leib, wenn sie mit Salbeitee und -bonbons ihre Beschwerden lindern.

Verantwortlich für die wohltuende Wirkung sind die ätherischen Öle Cineol, Borneol, Thujon und Pinen. Der Wiesensalbei (Salvia pratensis) enthält sie in milder, Salvia officinalis in kräftiger Menge. Über letzteres freuen sich auch Köche, denn das würzige Aroma des Salbei verfeinert allerlei Gerichte, etwa Saltimbocca.

Wer Salvia officinalis im Garten oder in einen Balkonkasten pflanzen will, hält nach schönlaubigen Sorten Ausschau: Die gelbe 'Icetrina' oder die weiß panaschierte 'Tricolor' erfreuen auch das Auge. Salvia pratensis dagegen gehört auch im Garten in naturnahe Wiesenpartien, die ruhig ein wenig mager und trocken sein sollten.

Dass Salbei auch anderweitig dienstbar sein kann, wussten die Weinküfer. Sie setzten schwachen Weinen oft Muskatellersalbei (Salvia sclarea) zu. Nicht nur den Geschmack, auch die Rauschwirkung sollte das Kraut verstärken. Wer die Blätter der stattlichen Zweijährigen reibt und ihren Duft schnuppert, den wundert das nicht. Mehr als 20 Zentimeter Länge erreichen die Blätter der Rosette im ersten Jahr. Im zweiten erhebt sich darüber der verzweigte, rosafarbene Blütenturm einen Meter hoch oder mehr.

In Düften schwelgen darf auch, wer sich den Ananassalbei (Salvia elegans oder rutilans) auf die Terrasse holt. Fruchtig duften die Blätter, die sich für Tee verwenden lassen oder Obstsalat parfümieren können. Allerdings gehört der nicht winterharte Strauch zu den Kurztagspflanzen und blüht erst im Spätherbst. Umso überraschender wirkt sein Rot jedoch dann, wenn alle anderen Pflanzen sich bereits in Winterruhe begeben haben.

Bei den einjährigen Salvia-Arten entschädigen Reichblütigkeit und andauernde Blüte für die kurze Lebensdauer. Die wohl bekannteste Art ist der Feuersalbei (Salvia splendens). Oft bestimmt sein glühendes Rot ganze Beete in Stadtparks. Da außer Blüten auch Hüllblätter und Stängel den roten Farbton tragen, «blüht» der Feuersalbei bereits, wenn die Knospen noch gar nicht geöffnet sind. Neben roten gibt es auch lachs-, lavendel- oder purpurfarbene Sorten. Besonders schön wirkt 'Vista Scarlet Bicolour', bei der Hüllblätter wie Blütenröhre ein lebhaftes Rot-Weiß-Farbspiel zeigen.

Als Sommertopfpflanzen sind zuletzt Mehl- (Salvia farinacea) und Buntschopfsalbei (Salvia horminium) in Mode gekommen. Ersterer bezaubert im Sommer durch schönes Blau, das sich von weiß bemehlten Knospen und Blütenstängeln abhebt. Letzterer treibt das Spiel des Feuersalbei auf die Spitze: Statt der unscheinbaren Blüten liefern die großen Hüllblätter Farbe - kräftiges Violett, Rosa oder Weiß. Als Schnittblumen eignen sich die beiden Einjährigen gleichermaßen gut.

Wem die Farben des Feuersalbei zu stark sind, der wird Freude am einjährigen Scharlachsalbei (Salvia coccinea) und seinem blauen Ebenbild, dem Azursalbei (Salvia patens), haben. Die lockeren Blütenstände passen in eine wiesenhafte Sommerblumenpflanzung ebenso gut wie in ein Staudenbeet. Im Juni und Juli und oft ein zweites Mal im Oktober stehen die vielen Sorten in Blüte.

Nachtblau reckt zum Beispiel 'Mainacht' die Blütenkerzen, 'Ostfriesland' zeigt ein Blauviolett. In Rosarot hüllt sich die 'Rosakönigin', und wer nach frischem Weiß Ausschau hält, sollte zu 'Adrian' greifen. Als besonders schön und gleichzeitig vital hat die in Freising (Bayern) ansässige Internationale Stauden-Union die Sorte 'Caradonna' ausgezeichnet. Sie verstärkt das Dunkelviolett ihrer Blüten durch dunkle Blütenstiele.

Farbe in herbstliche Gärten bringen auch drei weitere Arten: der Präriesalbei (Salvia azurea), der frische Böden liebende Sumpfsalbei (Salvia uliginosa) und der Quirlsalbei (Salvia verticillata). Von August bis September oder Oktober erfreuen die ersten beiden mit ihrem Blau. Der Quirlsalbei blüht dagegen von Juni bis September in Violett mit purpurnen Kelchen und weiß behaarten Blättern.