Hecke Hecke: Lebensbäume passen nicht nur auf den Friedhof
Bonn/dpa. - Einzeln gepflanzte Lebensbäume in Säulenform erinnern an mediterrane Zypressen. Gelbe Formen sorgen an trüben Wintertagen für etwas Farbe. Und in Kübel gepflanzt bilden Thuja eine immergrüne Kulisse auf Terrasse und Balkon. Vor allem aber sind sie zäh und widerstandsfähig wie kein zweiter Nadelbaum.
Von den Ureinwohnern der amerikanischen Westküste stammt der Begriff «Baum des Lebens». In allen Sprachen rund die Welt werden damit heute die Thuja-Arten bezeichnet. Die vielfältige Nutzbarkeit machte ihn zum Begleiter der Indianer: Aus der Rinde entstanden Kleidung, Polstermaterial und Schmuck. Das kaum verrottende Holz wurde zum Fertigen von Werkzeugen sowie als Baumaterial für Häuser und Kanus gebraucht. Aus frischen Trieben gewann man Medizin gegen Rheuma, Erkältung oder Fieber.
All das machte den Lebensbaum zu einem Eckpfeiler der Kultur der Ureinwohner. Ihrem Glauben zufolge wächst Thuja plicata dort, wo Menschen bestattet wurden, die ihr Leben lang anderen geholfen haben. Daher fällte man die Bäume nach Möglichkeit nicht.
Sein «kleiner Bruder» von der Ostküste, Thuja occidentalis, schlug als erster amerikanischer Baum auf europäischem Boden Wurzeln - 1547 in Fontainebleau bei Paris. Seiner Karriere als Park- und Gartenbaum kam eine besondere Eigenschaft entgegen: Ausgesät neigt er dazu, immer wieder neue Spielarten auszubilden: Säulen und Polster, kegelförmige oder kugelrunde Formen, mal in Grün, mal in Gelb, mal in Blaugrün.
Für hohe Hecken eignet sich beispielsweise die dicht verzweigte, auch im Winter zartgrüne 'Brabant'. 'Smaragd' ist die frischgrüne, etwas kleinere Variante. Zur schlanken Säule, die es mit jeder Zypresse aufnimmt, wächst 'Columna' heran. 'Rheingold', eine nur zwei bis vier Meter hoch werdende Form, präsentiert strahlendes Gold. 'Danica' und 'Tiny Tim' sind die Kleinsten mit sehr langsamem Wuchs. 'Danica' schafft in 20 Jahren gerade 50 Zentimeter Höhe.
Mit den beiden Nordamerikanern erschöpft sich das Spektrum der Thuja nicht: Thuja orientalis, der Morgenländische Lebensbaum, gilt als asiatisches Gegenstück. Der seltenere Koreanische Lebensbaum (Thuja koraiensis) bildet schmale, lockere Kegel von acht bis neun Metern Höhe. Als Kontrast zu den Säulen und Kegeln entwickelt sich der Japanische Lebensbaum (Thuja standishii) locker mit herabhängenden Zweigen.
Wer all diese Arten und Sorten nicht unterscheiden kann, macht am besten einen Geruchstest: Erinnert der Duft der leicht geriebenen Zweigspitzen an Apfelmus mit Gewürznelke, steht man vor Thuja occidentalis. Nach Obstkuchen mit Mandeln riecht der Koreanische Lebensbaum. Ananasduft verströmt der Riesen-Lebensbaum, und beim Japanischen Lebensbaum lassen sich Aromen von Zitronenbonbons oder Terpentin erschnuppern.