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Haushaltskonto und Beziehungstaler Haushaltskonto und Beziehungstaler: Paare sollten Kosten teilen

12.10.2005, 09:02
Damit die Liebe nicht beim Geld aufhört - gerade weil junge Paare es meist nicht so üppig haben, sollten sie mit ihren Finanzen offen umgehen. Auf diese Weise lässt sich Streit ums Geld vermeiden.
Damit die Liebe nicht beim Geld aufhört - gerade weil junge Paare es meist nicht so üppig haben, sollten sie mit ihren Finanzen offen umgehen. Auf diese Weise lässt sich Streit ums Geld vermeiden. Zürich Gruppe

Berlin/Oldenburg/dpa. - «Über Geld spricht man nicht - Geldhat man», heißt es im Volksmund. Auf viele junge Paare trifftzumindest letzteres nicht zu. Um Streit zu vermeiden, ist ein offener Umgang mit den Finanzen deswegen zu empfehlen. In der gemeinsamenWohnung helfen ein Haushaltsbuch und ein wenig Planung, den Überblicküber die Kosten nicht zu verlieren.

«Die Mehrheit der Jugendlichen kommt mit dem Geld gut zurecht», sodas Fazit von Dieter Korczak aus München, der sich mit Überschuldungbeschäftigt und als Gutachter an den «Armuts- und Reichtumsberichten»der Bundesregierung mitarbeitet. Schwierigkeiten bereiteten dieFinanzen vor allem Paaren, die mit 18 oder 19 Jahren einen eigenenHaushalt gründen und keine Unterstützung von den Eltern erhalten.

Es führe daher kein Weg daran vorbei, im Gespräch die gemeinsamenFinanzen zu regeln, sagt Elvira Hartmeier vom Beratungsdienst Geldund Haushalt des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) inBerlin - am besten schon vor dem Zusammenziehen. Der erste Schrittmüsse sein, Einnahmen und Ausgaben regelmäßig gegenüberzustellen. Nurso habe ein Paar einen echten Überblick über seine Finanzen.

Sarah Kamender aus Berlin und ihr Freund Patrick haben dieseRatschläge beherzigt. Sie sammeln die Belege für alle alltäglichenAusgaben und rechnen regelmäßig ab. «Wir setzen uns an denKüchentisch, schreiben alles auf und gleichen sozusagen unserenKontostand aus», erzählt die Studentin. Jeder zahle die Hälfte fürLebensmittel und alles, was sie für ihren einjährigen Sohn benötigen.

Entsprechend teilen sie auch die Einnahmen aus Kinder- undErziehungsgeld. Was durch den Job oder die Unterstützung der Elternin die Kasse kommt, behandeln sie aber getrennt. «Wir haben beide eineigenes Konto», sagt Sarah. Ein gemeinsames Haushaltskonto hält sienicht für notwendig. Jeder solle weiter über sein eigenes Geldverfügen können.

«Es möchte ja jeder eine gewisse Unabhängigkeit behalten, auch inder Beziehung», sagt Elvira Hartmeier. Es sei daher sinnvoll, dassdie Partner nicht nur über einen gemeinsamen, sondern auch über eineneigenen Etat verfügen. Am wichtigsten sei es, gemeinsameEntscheidungen zu treffen. «Wenn einer der Finanzminister ist, fangendie Probleme an», sagt Matthias Probandt, Psychologe undPaartherapeut in Oldenburg. Auch das altbackene «Haushaltsgeld», dasin der Regel «er» an «sie» zahle, sollte tabu sein. So könne heutekeine gleichrangige Beziehung auf längere Zeit funktionieren.

Verdient ein Partner mehr als der andere, empfiehlt ElviraHartmeier anteilige Ein- und Auszahlungen in den gemeinsamen Topf.Wenn einer von beiden gar nicht erwerbstätig ist, weil er sich etwaum Kind und Haushalt kümmert, rät Matthias Probandt zum Modell des«Beziehungstalers». Dabei würden Arbeiten wie Wäsche waschen,Einkaufen und Kindererziehung mit dem Gehalt aufgewogen, die dieseauf dem Arbeitsmarkt kosten. So werde deutlich, wie viel geldwerteArbeit der Partner, der zu Hause bleibt, in die Beziehung investiert.

Geld leihen sollte dem Partner oder der Partnerin nur, wer nichtunbedingt auf die Rückzahlung angewiesen ist. «Anders als derVolksmund sagt, hört beim Geld meiner Ansicht nach die Freundschaftnicht auf», sagt Probandt. «Ich finde, sie fängt beim Geld an.»