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Herbst Die Schnittsaison beginnt - Gehölze richtig schneiden

Blühende Hecken, gesunde Bäume und Vogelgezwitscher: Mit dem richtigen Schnitt zum perfekten Garten – aber nur, wenn Sie die entscheidenden Fehler im Herbst vermeiden.

Von Dorothee Waechter, dpa 07.10.2025, 00:05
Hecken sollten erst im Herbst geschnitten werden, wenn das Wachstum abgeschlossen ist – für saubere Konturen in den Wintermonaten.
Hecken sollten erst im Herbst geschnitten werden, wenn das Wachstum abgeschlossen ist – für saubere Konturen in den Wintermonaten. Christin Klose/dpa-tmn

Herbolzheim/Berlin - Seit dem 1. Oktober ist der Gehölzschnitt wieder freigegeben. So wird bereits an den ersten Tagen des Monats tüchtig drauflos geschnippelt. Meist in einer Art, die an einen gründlichen Hausputz erinnert. Dabei werden Hecken in Form gebracht, Sträucher gestutzt und Bäume mitunter kräftig ausgedünnt oder sogar ganz entfernt. 

Wichtig ist, dass der Schnitt in erster Linie im Einklang mit der Natur und den Gegebenheiten jeder einzelnen Pflanzenart erfolgt. Nur so werden die Pflanzen und auch die Tiere in ihrer Entwicklung im Lebensraum Garten gefördert. Hansjörg Haas, Diplom-Gartenbauingenieur und Buchautor aus Herbolzheim, gibt zu bedenken, dass man beim Schnitt grundsätzlich – unabhängig vom Zeitpunkt - darauf achten sollte, dass keine Tiere beeinträchtigt werden. Auch im Winter ist eine dichte Hecke ein Rückzugsraum für Vögel und die blühenden Haselruten eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten.

Der Herbstschnitt und seine Folgen

„Wenn man nach Mitte September Gehölze schneidet, kann die Wunde sich nicht mehr natürlich schließen“, sagt Hansjörg Haas und erklärt, dass die Schnittstelle meist bis in den Mai schutzlos der Witterung sowie Krankheitserregern und Schädlingen ausgesetzt ist. 

Er plädiert dafür, wichtige Pflegeschnitte erst im neuen Jahr durchzuführen. „Nur störende Zweige, die in den Weg hängen, und Äste, die durch Schneebruch gefährdet sind, werden im Herbst geschnitten“, erläutert Hansjörg Haas. 

Es gibt noch einen zweiten, wichtigen Aspekt, der gegen den Rückschnitt im Herbst spricht: die Frühlingsblüher. Pfeifenstrauch, Forsythie, Flieder und Haselnuss haben bereits die Blüten an den Trieben angelegt. Wer jetzt im Herbst die Triebe kürzt, schneidet unweigerlich die Blüten für das kommende Jahr weg. 

Das gilt auch für klassische Bauernhortensien, Zierkirschen, Winterblüte und Glockenhasel. Daher lässt man bei diesen Gehölzen die Schere jetzt ruhen und sorgt im Anschluss an die Blüte für den erforderlichen Pflegeschnitt. Nicht ohne die Nistaktivitäten der Vögel zu berücksichtigen.

Das vorhandene ältere Astgerüst ist in den Wintermonaten nach Angabe von Hansjörg Haas Frost- und Sonnenschutz für die erwünschten Triebe. Daher macht es Sinn, erst gegen Winterende die vergreisten alten Äste zu entfernen.

Ein guter Zeitpunkt für den Schnitt

Die Schnittsaison für Bäume und Sträucher beginnt Mitte bis Ende Januar. Dann sind meist alle trockenen Blätter abgefallen, und man kann das Astgerüst problemlos einsehen und sich einen Überblick fürs gezielte Ausdünnen und Einkürzen verschaffen. 

Bei Obstgehölzen soll Licht in die Krone und an die Früchte kommen, bei Sträuchern die Vitalität erhalten und bei Zierbäumen Luft und Licht in das Astgerüst gebracht werden. An frostfreien Tagen schneidet man zunächst unempfindliche Gehölze - damit wird das Wachstum angeregt. Als Beispiele nennt Hansjörg Haas Hainbuche, Liguster, Apfel und Birne. 

An erster Stelle steht das Entfernen von trockenem Holz und Zweigen, die beschädigt oder bedrängt werden. Wichtig ist, dass in den Gefäßen noch keine Reservestoffe nach oben transportiert werden. Erst Ende Februar bis März sind die empfindlicheren Gehölze, wie Hibiskus, Lavendel, Sommerflieder und Pfirsich dran. 

Hansjörg Haas weist auch darauf hin, dass bedingt durch den Klimawandel öfter mediterrane Gehölze wie Kreppmyrhte und Mönchspfeffer in den Gärten wachsen. Sie werden erst spät geschnitten, damit das vorhandene Astgerüst als Frostschutz dienen kann.

Ein Sonderfall sind die öfter blühenden Rosen, die tatsächlich erst im März geschnitten werden. Dabei wird der Rosenstock deutlich gekürzt und auch der bereits vorhandene Neuaustrieb entfernt. Sogenannte schlafende Augen werden durch den Saftstrom aktiviert und treiben innerhalb von wenigen Wochen kräftig und gesund aus. Schneidet man die Rosen im Herbst stark zurück, können sie durch Frost stark geschädigt werden. 

Schneiden im Einklang mit dem Wuchs

Sträucher lassen Jahr für Jahr junge Triebe aus der Wurzel wachsen. Leider wenden hier viele den sogenannten Hausmeisterschnitt an, bei dem nur die Spitzen halbrund geschnitten werden. Die Folge: nach einigen Jahren verkahlen die Sträucher von innen und der Strauch vergreist. Auch die Blühfreude lässt nach.

Hansjörg Haas empfiehlt regelmäßig ein Viertel bis ein Drittel der ältesten Bodentriebe an der Basis zu entfernen. So bleibt die Pflanze über Jahre locker und luftig, sagt der Buchautor und ergänzt, dass diese Pflege nicht so arbeitsintensiv ist, wie der Rückschnitt der Spitzen. 

Gut zu wissen: Bei Gehölzen hat häufig ein kräftiger Rückschnitt einen kräftigen Neuaustrieb zur Folge. Apfel und Birne entwickeln unzählige Wassertriebe, die zulasten der Ernte wachsen. Auch die Feige versucht den Verlust auszugleichen. Besser ist es, über den Sommer behutsam Äste herauszuschneiden, um Licht an die Früchte zu bringen, als den Baum im Herbst zu verstümmeln.

Sonderfall Heckenschnitt

Ein Sonderfall ist der formale Heckenschnitt. Hier spielt auch die Ästhetik eine wichtige Rolle. Gerade in den Wintermonaten sieht es besonders schön aus, wenn die Konturen der Hecken sauber geschnitten sind. Daher sollte man mit der Heckenschere die Kanten nacharbeiten, wenn im Herbst das Wachstum der Heckengehölze abgeschlossen ist. 

Das gilt nicht nur für die hohen Hecken, die den Garten umgeben. Sondern auch für Einfassungen, halbhohe Hecken und Formschnittgehölze. Eine klare Struktur harmoniert im Zusammenspiel mit noch nicht zurückgeschnittenen Gräsern und Stauden, die im Winter Schutz und Nahrung für die Gartentiere bilden. Klassische Heckengehölze wie Buche, Hainbuche, Feldahorn und Eibe erweisen sich als robust und vertragen diesen Schnitt problemlos.