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Hafenschiffer Hafenschiffer: Nicht nur auf großer Fahrt ist Zuverlässigkeit Trumpf

Von Deike Uhtenwoldt 02.10.2006, 16:50
Der Steuermann von heute - Hafenschiffer müssen sich durch Zuverlässigkeit auszeichnen und mit moderner Navigationstechnik umgehen können. (Foto: dpa)
Der Steuermann von heute - Hafenschiffer müssen sich durch Zuverlässigkeit auszeichnen und mit moderner Navigationstechnik umgehen können. (Foto: dpa) HADAG

Hamburg/dpa. - Der erste Blick des Ausbildungsleiters inder Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) gilt der Rubrik«Versäumnisse»: Und jeder, der da unentschuldigte Fehltage im Zeugnisstehen hat, landet in der Ablage mit den Absagen: «Das ist ein Beruf,für den man nicht unbedingt theoretisches Wissen braucht, aberPünktlichkeit und Zuverlässigkeit.»

Eine Chance für Hauptschüler, an der auch eine Neuverordnung desBerufsbildes nichts geändert hat: «Die haben da doch nur ein paarBuchstaben verdreht, inhaltlich ist der Hafenschiffer der altegeblieben», so die Meinung des Ausbilders. Anders dagegen stellt sichdas für die Festmacher dar, die von der See- und Landseite her großeContainerschiffe an den Kaimauern festmachen. Für diese Tätigkeit gabes bisher keinen Ausbildungsberuf, sondern nur Lehrgänge. Jetztwurden die Festmacherei und auch die Ewerführer und der Güterumschlagauf Schuten in die neue Ausbildungsverordnung integriert.

«Der Ausbildungsberuf Hafenschiffer ist durch die Modernisierungauf breitere Füße gestellt worden», erklärt Dagmar Winzier,Referentin im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. DieQualifikationen seien angehoben worden: «Die brauchen sowohltechnisches Verständnis als auch kommunikative Fähigkeiten, wenn siePersonen im Fähr- und Touristikverkehr befördern». Vor allembenötigten die Auszubildenden, die bei Wind und Wetter draußen sind, eine robuste Gesundheit.

«Wir hatten hier auch einen Bewerber, den wir gerne übernommenhätten, wenn er nicht ausgerechnet farbenblind gewesen wäre», erzähltStefan Mager, Schifffahrtsleiter der Alster Touristik ATG. Obwohl dieAlsterdampfer hauptsächlich auf Nebengewässern bleiben und denHamburger Hafen nur am Rand durchfahren, bildet auch die ATG erstmalsHafenschiffer aus. «Wir benötigen qualifizierten Nachwuchs», soAusbildungsleiter Mager, der dabei mit der HADAG Seetouristik undFährdienst AG kooperiert: «Allein können wir das Berufsbild nichtabdecken, weil uns der Hafen fehlt».

Genau genommen sind es ein Hafenschiffer und eine Hafenschifferin,die am ersten August bei der ATG an Bord gegangen sind: «Ich mag dieArbeit auf dem Wasser und den Kontakt mit den Gästen», sagt IsabelMondorf. Die 22-Jährige ist über ihren Freund, der für die HADAGdurch den Hamburger Hafen fährt, zu dem Beruf gekommen. Dass siezusammen mit einer weiteren Auszubildenden die weibliche Ausnahmenunter den 24 neu gestarteten Hafenschiffern sind, fällt derRealschülerin kaum auf: «Wir machen hier alles zusammen. Niemandbekommt eine Sonderrolle.»

Die Staatlichen Gewerbeschule Werft und Hafen in Hamburg istbisher die einzige Berufsschule, die Hafenschiffer unterrichtet - 19Auszubildende kommen aus Hamburger Betrieben. «Die meisten Schülerkommen aus der Touristik», so Berufsschulkoordinator Thomas Frank.Aber auch die Behördeneinrichtungen und Festmacher bilden aus: «SechsLehrlinge haben Hamburger Festmacher jetzt eingestellt. Zusätzlichhat sich ein Betrieb in Wilhelmshaven für die neue Ausbildung starkgemacht.»

Gering dagegen ist die Ausbildungsbereitschaft im Gütertransport:«Der Ausbildungsberuf zum Ewerführer ist mit der neuen Verordnungpraktisch stillgelegt», kommentiert Hans Staub. Aber auch wenn derBedarf an Hafenschiffern im Gütertransport nicht so groß ist, alleAuszubildenden lernen auch das Be- und Entladen von Wasserfahrzeugenund den Transport von Ladungen kennen, betont BerufsschullehrerFrank. «Nach der Ausbildung kann jede Barkasse, Fähre oder Schutegeführt werden.»

Ohne Aufsicht dürfen das die Hafenschiffer aber erst, nachdem siedas Patent erworben haben. «Rechtlich geht das noch nicht zusammen»,so Thomas Frank, der im Zuge seine Gewerbelehrerausbildung aucheinmal auf einem Fährschiff gearbeitet hat: «Das ist ein schönerBeruf und vor der besonderen Kulisse im Hafen sehr abwechslungsreich.»

Das Gehalt ist ausbildungsplatzabhängig. Bei den Behörden, Fähr-und Touristikbetrieben fangen die Auszubildenden im ersten Lehrjahrbei 610 Euro an und bekommen jedes Jahr 50 Euro mehr. Im gewerblichenBereich und bei den Schiffsbefestigern liegt die Ausbildungsvergütungdeutlich darunter. Ausgebildete Hafenschiffer steigen oft mit einemGrundgehalt von 2200 Euro brutto monatlich ein und bekommen fürSonn-, Nacht- und Feiertagsarbeit Zulagen.