Haarschmuck Haarschmuck: Retro-Trend auch bei Brautfrisuren

Hamburg/Berlin/dpa. - Dass auf den schönsten Tag des Lebens noch ein paar weitere folgen, hat sich unter Bräuten herumgesprochen. Schön und begehrenswert wollen sie immer noch sein, aber nicht so für die Ewigkeit herausgeputzt, dass selbst der Angetraute kaum noch wagt, das Kunstwerk an seiner Seite zu küssen. «Frauen wollen sich heute nicht mehr als Märchenprinzessin verkleiden», sagt Udo Walz, Promi-Haarkünstler aus Berlin. Der Trend gehe deshalb zu schlichten und dennoch glamourösen Frisuren, wie sie beispielsweise die Filmschauspielerin Grace Kelly in den sechziger Jahren trug. «Barock ist out - Glamour ist in», lautet Walz' Credo.
Auch Marlies Möller, Starfriseurin aus Hamburg, sieht in den Steckfrisuren der sechziger Jahre den Trend: «Sie passen eigentlich zu fast allen kurzen und langen Kleidern». Ein Chignon - ein im Nacken sitzender, oft aus Kunsthaar gefertigter Knoten - könne nach dem Standesamt sogar selbst aufgesetzt werden.
Die Haarexpertin Andrea Wolf geht sogar noch weiter zurück in die Vergangenheit: Richtungweisend seien nicht nur die Sechziger, sondern auch das Schönheitsideal der fünfziger Jahre, sagt die Kreativdirektorin im Hamburger Salon «Le Coup» von Promi-Coiffeur Gerhard Meir. Als Vorbild für aktuelle Brautfrisuren sieht Wolf zum Beispiel den kunstvoll gestalteten Nackenknoten der ehemaligen argentinischen First Lady Evita Peron: Der Knoten wird auf der Hälfte des Hinterkopfes angesetzt, ist oft in sich geflochten oder von Zöpfen umrandet und wegen seiner üppigen Ausmaße auch von vorne gut zu sehen. Prominenteste Trägerin dürfte derzeit das Top-Model Heidi Klum sein. Sie trug den Klassiker bei der jüngsten Bambi-Verleihung.
Mit Hilfe von Haarteilen lassen sich sogar kurze Haare zu solchen Kunstwerken umstylen, sagt Marlies Möller. Der ehemaligen Friseurweltmeisterin Martina Acht aus Frankfurt/Main zufolge kann man kurze Haare zudem an der Seite zurückfrisieren und dann mit künstlichen Strähnen in der Mitte des Kopfes Akzente setzen. Schön seien auch lange «Sixties-Ponys» und viel Glanz im Haar.
Unübersehbar festlich wird es mit Strassschmuck, Perlenbändern oder Haarreifen. Als Blumenschmuck für lange ebenso wie für kurze Haare empfiehlt Marlies Möller Orchideen, Lilien oder Calla. Auch Udo Walz bevorzugt große Blumen, von klassischen Röschen rät er hingegen dringend ab. Völlig out seien auch üppige, große Locken, so der Promi-Friseur: «Das sieht aus wie 'ne Kuh beim Alm-Auftrieb.» Ohnehin falle die Pracht spätestens um Mitternacht meist jämmerlich in sich zusammen. Schlichte, edel nach hinten frisierte Haare entsprächen dem Zeitgeist weit mehr.
Allerdings steht das Strenge längst nicht jeder Frau, wendet Haarprofi Martina Acht ein: «Wer hat schon so ein perfektes Gesicht, dass man die Gesichtspartien vollkommen frei lassen möchte?» Die meisten Frauen würden am schönsten Tag ihres Lebens vor allem ihrem Mann gefallen wollen. «Und Männer möchten eben gern eine sexy Frau haben. Die wollen sagen: "Wow, bist du schön!"».
Die Haartracht, für die sich in Martina Achts Salon besonders viele zukünftige Ehefrauen entscheiden, nennt die Chefin etwas despektierlich «Pamela-Andersen-Bett-Frisur»: lange, locker hochgesteckte Haare, aus denen überall, wie zufällig, Strähnchen herausfallen. Laut Acht braucht sich keine Braut wegen ihres hartnäckigen Hangs zur Romantik zu schämen. Schließlich seien die Hochzeitskleider viel edler und schlichter geworden, so dass üppig-zersauste Weiblichkeit auf dem Kopf nicht zu süßlich wirke.
«Man sollte so heiraten, wie man ist», sagt Kreativdirektorin Wolf. Sie selbst mag am liebsten die klassischen, altmodischen Hochsteckfrisuren, weiß aber auch, dass die aufwendigen Werke nicht jeder Brauts Sache sind: «Die Frauen beschweren sich zwar nie, aber da werden zwei bis drei Haarteile eingebaut. Das ist eine Wohltat, wenn sie den Apparat nach dem Fest endlich abnehmen können.»