Gesundheitsvorsorge Gesundheitsvorsorge: Vor allem ältere Menschen zahlen bei Zusatzpolicen mehr

Hamburg/Essen/dpa. - Gesundheitsvorsorge wird immer teurer - das bekommen vor allem ältere Menschen zu spüren. Hilfe könnten private Zusatzversicherungen leisten. Während dies bislang oft an der Altersgrenze von 65 Jahren scheiterte, bieten private Versicherer nun gemeinsam mit den gesetzlichen Krankenkassen auch für Senioren entsprechende Policen für Zahnersatz, Brillen oder Auslandsreisen an.
Doch billig ist das nicht: Ist ein «Senioren-Tarif» vorgesehen, entscheiden Eintrittsalter und Vorerkrankungen über die Beitragshöhe, sagt Thomas Isenberg, Gesundheitsexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin. «Sofern Zusatztarife für Kunden über 65 angeboten werden, sind diese wesentlich teurer als für junge und gesündere Versicherungsgruppen.» Nicht selten gebe es außerdem Leistungsbegrenzungen.
Ein Beispiel ist die DAK: Seit Januar bietet sie ihren Versicherten zusammen mit der Hanse-Merkur eine private Zusatzversicherung ohne Altersbeschränkung an. Schließt ein Mann den Vertrag mit 65 ab, zahlt er dafür monatlich 13,80 Euro, rund fünf Euro mehr als ein 30-Jähriger. Die Versicherung übernimmt ganz oder teilweise die Kosten für Heilmittel, Krankenhausbehandlung, Zahnersatz und Brillen sowie den Auslandsreiseschutz. Arzneimittel sind nicht mit abgedeckt: «Die Erstattung von Zuzahlungen für Medikamente würde zu teuer», sagt Jörg Bodanowitz von der DAK in Hamburg.
Ähnlich sieht es bei der AOK aus. «Unser Paket umfasst Zahnersatz, Erstattung von Brillen und eine Auslandsreisekrankenversicherung», sagt Ulrike Leschik-Hähn vom AOK-Bundesverband. Männer, die den Zusatzschutz noch mit 69 oder früher vereinbaren, kostet er nur 6,80 Euro, Frauen 8 Euro.
Auch bei Vorerkrankungen werden die Kunden zur Kasse gebeten. Typische Alterskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Weitsichtigkeit könnten zu höheren Prämien führen, berichtet Frank Neuhaus von der DKV in Köln, welche die Zusatzversicherung für AOK-Versicherte anbietet.
Preistreibende Vorerkrankungen soll eine Gesundheitsprüfung ans Licht bringen. «Wir fragen mit zwei oder drei Fragen nur das Notwendigste zu Vorerkrankungen und Gesundheistrisiken ab», sagt Leschik-Hähn von der AOK. «Dabei müssen die Versicherten natürlich wahrheitsgemäß antworten, sonst könnte das Konsequenzen für den Versicherungsschutz haben.»
Angewiesen auf Zusatzversicherungen sind Verbraucher nicht. «Zusatzversicherungen sind Luxus», sagt Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg. «Das heißt nicht, dass sie überflüssig sind, aber die gesetzlichen Krankenversicherungen decken vieles ab, vor allem große Risiken wie teure Operationen.»
Daran ändere auch die Gesundheitsreform nichts, so vzbv-Experte Isenberg. «Im Moment wird eher mit den Verbraucherängsten Marketing betrieben. Erst im nächsten Jahr braucht man auf jeden Fall einen neuen Schutz für Zahnersatz.» Den gebe es dann entweder über die gesetzliche Kasse oder als private - und wahrscheinlich teuere - Zusatzpolice.
Wer eine Zusatzversicherung abschließen will, ist dabei nicht auf seine Krankenkasse angewiesen. Gibt es dort keine Angebote oder sind diese zu teuer, könne ein Versicherter die Kasse wechseln oder sich selbst einen privaten Anbieter suchen, sagt Kranich. Die Kassenangebote hätten allerdings auch Vorteile: «Die Zusatzversicherungen sind etwas überschaubarer und günstiger, als wenn man einen individuellen Vertrag aushandelt.