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Zum Welt-Aids-Tag Zum Welt-Aids-Tag: So lebt dieses homosexuelle Paar mit der HIV-Diagnose

Von Ira Schaible 01.12.2016, 09:30
André (li.) hat sich mit HIV infiziert und nimmt Medikamente. Negative Auswirkungen spürt der 34-Jährige nicht. Zusammen mit seinem Freund Fabian setzt er sich für die Enttabuisierung der Krankheit ein.
André (li.) hat sich mit HIV infiziert und nimmt Medikamente. Negative Auswirkungen spürt der 34-Jährige nicht. Zusammen mit seinem Freund Fabian setzt er sich für die Enttabuisierung der Krankheit ein. Blitzlicht Bad Hersfeld

Frankfurt/Main - Fabian und André sind seit mehr als fünf Jahren ein Paar. Vor eineinhalb Jahren schien ihr Leben plötzlich am Scheideweg: André ging mit grippeähnlichen Symptomen zum Arzt und kam mit der Diagnose HIV positiv zurück. „Wir dachten erst, jetzt würde sich alles grundsätzlich ändern“, berichtet der 34-Jährige. „Wir haben überlegt, wie wir die letzten Jahre noch schön verbringen können“, erinnert sich Architekturstudent Fabian (24). Doch die Sorge erwies sich als unbegründet: „Wir leben weiter ganz normal zusammen“, sagt André. „Die Infektion hat uns sogar eher noch mehr zusammengebracht“, ergänzt sein Freund.

André hatte sich erst kurz vor dem Arztbesuch infiziert und bekam sofort Medikamente gegen HIV. „Ich lebe nicht anders als vorher, nur dass ich jeden Tag eine Tablette nehmen muss.“ Nebenwirkungen spürt der Unternehmensberater nicht. „Und das ist gar nicht selten“, betont er. Viele Menschen mit Bluthochdruck vertrügen ihre Arznei beispielsweise schlechter. Mit den Medikamenten lässt sich der Ausbruch von Aids verhindern. Die Kombination solcher Arzneien führe bei einer wirksamen Therapie dazu, dass man auf keinen Weg mehr ansteckend sei, betont Fabian.

Wer ungeschützten Sex hatte, sollte sich testen lassen

André mahnt jedoch: „Mittlerweile ist die Leitlinie, dass man sehr früh mit den Medikamenten beginnen sollte.“ Das sei auch ein gutes Gefühl: „Es ist viel beruhigender, wenn man weiß, dass man etwas für die eigene Gesundheit tut und auch weiß, dass man nicht mehr infektiös ist.“ Allerdings setze dies voraus, dass sich Menschen nach Sex ohne Kondom auch testen ließen. „Kondomloser Sex ist per se eine Situation, nach der man sich durchaus mal testen lassen sollte.“ Denn: „Es gibt durchaus noch Fälle, wo sich Leute mit dem Endbild Aids beim Arzt vorstellen, weil sie jahrelang nicht wussten, dass sie infiziert waren und sich auch nicht testen ließen.“ Nicht jeder fühle sich nach einer Infektion gleich grippig – abgeschlagen und hat Fieber.

Ein bisschen hat sich das Leben des Frankfurter Paars mit der Infektion dennoch verändert. André und Fabian engagieren sich in der Aufklärung und für die Enttabuisierung von HIV und Aids. Mit ihrer gemeinsamen Aktion „André's Ride“ sammeln sie nicht nur Spenden für die Frankfurter Aidshilfe. Sie kämpfen auch dafür, „das alte Bild von HIV, als Synonym für den Tod“ durch ein modernes ohne Ausgrenzung und Stigmatisierung abzulösen.

Sie verbindet großes Engagement und klare Haltung

Bei der Frankfurter Veranstaltung zum Welt-Aids-Tag an diesem Donnerstag in der Paulskirche gehe es zudem um eine klare Haltung in Zeiten des aufstrebenden Rechtspopulismus, sagt André. Kräfte, die Minderheiten ausschließen wollten, dürften nicht die Oberhand gewinnen. Zudem schnellten in Ländern wie Russland, in denen HIV tabuisiert werde, die Infektionen nach oben. (dpa/lhe)