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Wissenschaft Wissenschaft: Empfindlichkeit für Schweißgeruch liegt an OR11H7P

30.10.2007, 08:24
Ein Arbeiter wischt sich bei Temperaturen um 35 Grad Celsius bei den Abbauarbeiten der Fashion Week-Zelte am Brandenburger Tor in Berlin den Schweiß von der Stirn. (Foto: dpa)
Ein Arbeiter wischt sich bei Temperaturen um 35 Grad Celsius bei den Abbauarbeiten der Fashion Week-Zelte am Brandenburger Tor in Berlin den Schweiß von der Stirn. (Foto: dpa) dpa

Washington/ddp. - Dabei prägt besonders ein Erbgutabschnitt, der ineiner funktionsfähigen und einer defekten Variante vorkommen kann,die Empfindlichkeit der Nase gegenüber Schweiß. Zu diesem Ergebniskommen Forscher aus den USA und Israel. Wer beispielsweise von beidenEltern funktionsunfähige Kopien des Gens mitbekommen hat, nimmtSchweißgeruch erst wahr, wenn er sehr intensiv ist. Wer in seinemErbgut hingegen mindestens eine funktionierende Genkopie besitzt,reagiert meist bereits auf Duftspuren. Allerdings ist das Gen namensOR11H7P nicht der einzige Verantwortliche: Auch eine allgemeinegenetische Veranlagung sowie Umweltfaktoren beeinflussen dieEmpfindlichkeit des Geruchssinns, berichtet das Team um Idan Menashevom Weizmann-Institut in Rehovot in der Fachzeitschrift «PLoSBiology» (Bd. 5, Nr. 11, Artikel e284).

OR11H7P gehört zu einer Familie von mehr als 1000 Genen, auf denendie Baupläne für sogenannte olfaktorische Rezeptoren gespeichertsind. Dabei handelt es sich um Proteine an den Oberflächen vonSinneszellen in der Nase, die Duftstoffe erkennen und einenGeruchseindruck hervorrufen können. Beim Menschen sind allerdings nuretwa 350 dieser Erbgutabschnitte aktiv, die restlichen sind soverändert, dass sie als inaktiv gelten. Diese Entdeckung, für die2004 der Nobelpreis für Medizin verliehen wurde, zeigt zwargrundsätzlich, wie der Geruchssinn funktioniert, einige Zusammenhängelassen sich damit aber nicht erklären. Dazu gehört beispielsweise dieFrage, warum einige Menschen extrem empfindliche Nasen haben undandere nicht.

Um das zu klären, ließen Menashe und seine Kollegen 377Freiwillige an vier verschiedenen Düften - Banane, Eukalyptus,Pfefferminz und Schweiß - schnüffeln und verglichen dieEmpfindlichkeit der einzelnen Probanden mit ihrer genetischenVeranlagung. Besonders interessierte die Forscher dabei eine Gruppevon Genen, die sowohl in einer aktiven als auch in einer inaktivenForm vorkommen. Zumindest beim Schweißgeruch gab es einen klarenZusammenhang, zeigte die Auswertung: Die Probanden, bei denen derSchwellenwert für die Wahrnehmung sehr niedrig war, besaßenmindestens eine funktionsfähige Kopie des Gens OR11H7P. Außerdementdeckten die Wissenschaftler einen weiteren, bislang allerdingsnicht identifizierbaren genetischen Faktor, der dieGeruchsempfindlichkeit insgesamt verbesserte.

Die Studie habe zwei Dinge gezeigt, schreiben die Forscher. Zumeinen lässt sie darauf schließen, dass OR11H7P tatsächlich einewichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Schweißgeruch spielt. Zumanderen demonstriert sie jedoch auch, dass der Geruchssinn extremkomplex ist und neben der genetischen Veranlagung wohl noch eineReihe weiterer Faktoren die Empfindlichkeit der Nase prägen.

Völlig durchgeschwitzt wischt sich Bundesaußenminister Joschka Fischer am Samstag (9. Juli 2005) auf dem Wahlparteitag der Grünen in Berlin nach seiner Rede den Schweiß ab. (Foto: dpa)
Völlig durchgeschwitzt wischt sich Bundesaußenminister Joschka Fischer am Samstag (9. Juli 2005) auf dem Wahlparteitag der Grünen in Berlin nach seiner Rede den Schweiß ab. (Foto: dpa)
dpa