Weihnachten Weihnachten: Alternativen zum fettigen Gänsebraten an Heiligabend

Bielefeld/dpa. - «Das mussnicht sein», findet der Koch Klaus-Wilfried Meyer, der im städtischenKlinikum Bielefeld als Ernährungsberater tätig ist. «Mit ein paarTricks kann auch der Gänsebraten fettarm zubereitet werden - oder mangreift gleich auf leichtere Gerichte wie Wild zurück.» Außerdemkönnen Gewichtszunahmen durch Bewegung verhindert werden.
«Viele Menschen wollen auch an den Weihnachtstagen auf ihre Figurachten und sich nicht sinnlos vollstopfen», sagt Meyer,Vorstandsmitglied im Verband der Köche Deutschlands. Das sei jedochoft problematisch, vor allem wenn bestimmte Gerichte wie die Gansbereits seit Jahrzehnten zur Familientradition gehören. «Dann wird esschwierig, etwas Neues einzuführen und mit Altbewährtem zu brechen.»
Auch Meyer will an Heiligabend mit seiner Familie nicht auf diebeliebte Weihnachtsgans verzichten. «Das gehört einfach zum Festdazu.» Dabei greift er allerdings auf ein paar Tricks zurück, damitder Braten nicht so fettig wird und in der Nacht weniger schwer imMagen liegt. «Das einfachste Mittel ist, die Gans nicht mit Fett,sondern mit Wasser anzusetzen», erklärt Meyer. Dafür wird derBrattopf mit ein bis zwei Zentimeter Wasser gefüllt.
«Wenn die Gans dann in den Ofen geschoben wird, schwitzt sie ihrFett im Wasserbad regelrecht aus», erklärt der Koch. Nach etwa dreiStunden sei sie deutlich entfettet. «So kann man guten Gewissens beider Gans als Weihnachtsessen bleiben.»
Bei den Beilagen lassen sich ebenfalls Kalorien sparen, indembeispielsweise anstelle der Kartoffelknödel einfache Salzkartoffelnverwendet werden. «Der Rotkohl sollte zudem nicht mit Gänsefettgeschmacklich verstärkt, sondern vielleicht gleich durch Brokkoli,Rosenkohl oder Bratäpfel ersetzt werden», rät Meyer.
Eine Alternative zum klassischen Braten sind Wildgerichte. «Dasist das magerste Fleisch, das wir haben», weiß der Koch. «Man mussnur aufpassen, dass man den Hirschrücken oder das Rehfilet nicht zulange brät, weil es dann zu trocken wird.» Ansonsten sei Wildkombiniert mit Pilzen und einem mediterranen Gemüsemix ein sehrmageres Weihnachtsgericht.
Wer allerdings nicht auf die fettige Gans verzichten möchte,greift gerne auf alkoholische Getränke - so genannte Absacker -zurück, die die Verdauung des fettigen Essens beschleunigen sollen.«Das kann sogar tatsächlich helfen», bestätigt die MedizinerinElisabeth Steinhagen-Thiessen, die an der Berliner Charité dasStoffwechselzentrum leitet. «Immerhin hemmen fettige Mahlzeiten dieMagensäure, die wir zur Verdauung benötigen.» Alkohol wie Wein oderSchnaps könne die Säure wieder hervorlocken. «Dann hat man nicht mehrso ein Völlegefühl.»
Anstelle von Alkohol als «Magenputzer» empfiehlt ErnährungsberaterMeyer aber den Einsatz gesunder Kräuter. «Beifuß sorgt beispielsweisefür die Anregung der Gallenproduktion und fördert damit dieFettverdauung», erklärt der Experte. Daher könne die Weihnachtsgansneben Äpfeln, Zwiebeln und Rosmarin auch mit Beifuß gefüllt werden.«Dann ist ein Absacker meist gar nicht mehr nötig».
Kräutertees mit Kamille, Beifuß, Fenchel und Kümmel könntenebenfalls bei der Fettverdauung helfen - allerdings schmecken sie oftetwas bitter. Eine gute Alternative ist daher der Spaziergang an derfrischen Luft mit der Familie vor oder nach dem Essen, findet dieVorsitzende des Verbandes der Diätassistenten und Fachberaterin fürEssstörungen, Doris Steinkamp aus Krefeld.
«Man sollte an Weihnachten auch die positiven Aspekte des Festessehen und sich gedanklich nicht nur auf die vermeintliche Völlereikonzentrieren», sagt Steinkamp, die an Heiligabend mit ihren Kindernlieber Raclette als Braten isst. «Es kann doch sehr schön sein, einMal im Jahr gemeinsam an einem Tisch zu sitzen.» Das Essen könnedabei nur richtig genossen werden, wenn man sich auch auf die schöneSeite wie das Zusammenkommen aller Familienmitglieder besinnt.
Deswegen empfiehlt Steinkamp, gemeinsam zu kochen oder spazierenzu gehen. «Dadurch wird die Last von einem Familienmitglied genommen,das sonst nur den ganzen Tag allein in der Küche steht», sagt dieDiätassistentin. Bei einem Spaziergang werde zudem nicht nur dasEssen wieder etwas wegtrainiert, sondern oft auch die Spannungabgebaut, die bei den seltenen Familienzusammenkünften an denFeiertagen häufig im Raum stehe.
«Entscheidend ist allerdings, dass man sich nicht nur zurAdventszeit und zu Weihnachten Gedanken um gesunde Ernährung macht»,findet Steinkamp. Ein Weihnachtsbraten allein mache nicht dick. «Wirnehmen nicht von Weihnachten bis Neujahr zu - sondern von Neujahr bisWeihnachten!»