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Vorsorge Vorsorge: Masernimpfung ist für Erwachsene wichtig

Von Felix Rehwald 11.05.2006, 14:36
Ein kleiner Stich bringt Schutz - auch Erwachsene können sich noch gegen Masern impfen lassen. (Foto: dpa)
Ein kleiner Stich bringt Schutz - auch Erwachsene können sich noch gegen Masern impfen lassen. (Foto: dpa) Elke Wentker

Solingen/Berlin/dpa. - «Die Verläufesind umso schwerer, je älter der Erkrankte ist», sagt ThomasFischbach, Landesverbandsvorsitzender Nordrhein des Berufsverbandesder Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Solingen. So sei etwa beiErwachsenen das Risiko, eine so genannte Masernenzephalitis - eineGehirnentzündung - zu bekommen, doppelt so groß wie bei Kindern.

In Nordrhein-Westfalen ist es in diesem Frühjahr zur größtenMasernepidemie seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001gekommen. Innerhalb von zehn Wochen sind in dem Bundesland rund 1100Menschen erkrankt. Bei vielen kam es zu schweren Krankheitsverläufen:160 wurden ins Krankenhaus eingeliefert, ein siebenjähriges Kind mussmit schweren Spätfolgen rechnen.

In 10 bis 20 Prozent aller Masernerkrankungen kommt es lautFischbach zu Komplikationen. Die häufigste ist eine Lungenentzündung,die je nach Verlauf lebensbedrohlich werden kann. Während der Masernkann es auch zu Mittelohrenentzündungen kommen. Am gefährlichsten istjedoch die so genannte subakute sklerotisierende Panenzephalitis(SSPE). Bei ihr kommt es laut Fischbach zu einer zeitlich verzögertenGehirnentzündung. Die Folgen seien «schwerste neurologischeAusfälle», am Ende führe die Krankheit regelmäßig zum Tod.

Zwar sei das Risiko, an SSPE zu erkranken, für Säuglinge amgrößten. Laut Fischbach ist diese Masernvariante aber auch beiErwachsenen möglich. «Der einzige Schutz ist die Impfung. Jeder, dernicht oder nur unzureichend gegen Masern geimpft ist, sollte sichdaher umgehend impfen lassen», empfiehlt Fischbach.

Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin rät vor allem zurkonsequenten Impfung von Kindern. «Das Risiko für Erwachsene istrelativ gering», sagt eine Sprecherin. Schließlich hätten fast allemit wenigen Ausnahmen die Krankheit als Kind gehabt.

Thomas Fischbach hält eine Impfung für Erwachsene aber auch ausdem Grund für wichtig, um eine Epidemie zu verhindern. «Das ist wieein Gegenfeuer bei Waldbränden», erklärt derBVKJ-Landesverbandsvorsitzende. Denn jeder nicht Immunisierte könnesich anstecken und die Krankheit dadurch weiter verbreiten. Die«Durchimpfungsrate» in Deutschland von 64 Prozent hält er ohnehin fürviel zu niedrig. «Das reicht nicht . man müsste 95 Prozent haben.»

Säuglinge und Kinder sollten in jedem Fall geimpft werden, daunkontrollierte Wildinfektionen zu gefährlich seien. Von so genannten«Masernpartys», bei denen Eltern ihre Sprösslinge absichtlich mit anMasern erkrankten Kindern in Kontakt bringen, hält Fischbach dahergar nichts: «Das ist fahrlässig.» Möglich sei die Impfung beiSäuglingen ab dem Alter von neun Monaten. Die Impfempfehlungen sehenals frühesten Termin für eine Masernimpfung den elften Lebensmonatvor.

Sicheren Schutz vor Masern bieten laut Fischbach nur zweiImpfungen. Lebenslang immun sei auch, wer als Kind an Masern erkranktwar. Er empfiehlt Erwachsenen, in ihrem Impfausweis nachzuschauen, obbeide Impfungen vorgenommen worden sind. Wer sich wegen seinesImpfschutzes unsicher ist, sollte seinen Hausarzt um Rat fragen.

Eine Nachimpfung ist laut Fischbach für Erwachsene ohne weiteresmöglich. Allerdings übernehmen die Krankenkassen die Kosten nicht injedem Fall. «Es ist generell so, dass Impfungen Satzungsleistungender Kassen sind», erklärt ein Sprecher der KassenärztlichenBundesvereinigung in Berlin. «Jede Kasse kann für sich entscheiden,welche Impfung sie trägt und welche nicht.» In der Regel würden aberdiejenigen aus den Impfempfehlungen des RKI übernommen. Auch beibestimmten Indikationen - zum Beispiel bei einer Masernepidemie inder Region - könnten die Kosten übernommen werden.

Um sicher zu gehen, sollten sich Betroffene bei ihrer Krankenkasseerkundigen, so der Sprecher. Doch auch wenn Erwachsene eineNachimpfung selbst bezahlen müssten, sollten sie sich davon lautThomas Fischbach nicht abschrecken lassen: «Das wäre mir meineGesundheit Wert.»

Masern werden nach Angaben des RKI durch das Einatmen infektiöserTröpfchen sowie durch Kontakt mit infektiösen Sekreten übertragen.Das Virus führe bereits bei kurzem Kontakt zur Infektion. Zu denAnzeichen gehören Fieber, grippale Symptome sowie Schnupfen undHusten. Nach kurzzeitigem Fieberrückgang kommt es zum erneutenrapiden Temperaturanstieg. Außerdem tritt hinter den Ohren beginnendrosa-bräunlicher Hautausschlag auf.