Versteckte Prozente Versteckte Prozente: In vielen Speisen steckt Alkohol
Was ist mit alkoholfreiem Bier? Oder mit Apfelsaft, Fertigsuppen, Kuchen und Schokolade? In zahlreichen Lebensmitteln versteckt sich Alkohol in geringen Mengen und oft gibt nicht einmal die Zutatenliste einen eindeutigen Hinweis.
„Wer auf Alkohol verzichten will, sei es aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen, hat es nicht leicht und muss sich gut informieren“, sagt die Ökotrophologin Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Ethylalkohol und Ethanol, Weingeist, Calvados
„Die Rechtslage ist so, dass Alkohol jeder Art von Lebensmitteln in unbeschränkter Menge beigemengt werden darf, solange er nur auf der Zutatenliste ersichtlich ist“, sagt Schwartau. „Aber die Schrift ist oft sehr klein, schwer zu lesen und unter einem Falz oder an einer Abrissstelle versteckt“, kritisiert sie. Außerdem müsse man dann auch noch die Begriffe kennen, hinter denen sich Alkohol verberge: Ethylalkohol und Ethanol, Weingeist, Calvados, Branntwein, Amaretto, Obstbrand, Madeira oder Rosenwasser.
Auch alkoholfreies Bier, alkoholfreier Wein oder Sekt enthalten bis zu 0,5 Prozent Alkohol – völlig legal, denn eine Kennzeichnungspflicht fängt erst bei 1,2 Prozent Alkohol an. „Alkoholfrei stimmt also nicht“, sagt Schwartau. „Weniger irreführend wäre es für den Verbraucher, wenn 'enthält Alkohol' auf diesen Produkten stehen würde.“ Die Alkoholmenge ist zwar so gering, dass man auch nach einem „alkoholfreien“ Bier Autofahren könne. Aber es stimme eben nicht, dass kein Alkohol enthalten sei.
Problem für Kinder und trockene Alkoholiker
Ganz ohne Kennzeichnung kommen unverpackte Lebensmittel aus, also alles, was in der Bäckerei, im Restaurant, in der Kantine oder auf dem Wochenmarkt angeboten wird. „Hier hilft nur Nachfragen und sich auf die Nase verlassen“, sagt Schwartau.
„Betrunken werden Sie von den kleinen Mengen Alkohol in Lebensmitteln nicht und für Schwangere ist es gesundheitlich völlig unbedenklich“, beruhigt die Ernährungswissenschaftlerin. Problematisch sei es aber für trockene Alkoholiker und für Kinder. Denn Alkohol sei ein Geschmacksträger und Kinder gewöhnten sich so an den Geschmack des Alkohols.