Untersuchungen auf Darmkrebs Untersuchungen auf Darmkrebs: Angst ist schlechter Ratgeber
Halle/MZ. - Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 30 000 Menschen am Darmkrebs. Die Tumorart ist die zweithäufigste in Deutschland. Bei 55 000 Bundesbürgern jährlich wird diese Krankheit diagnostiziert. Neun von zehn Patienten hätten hervorragende Heilungschancen, wenn sie die Möglichkeit zur Früherkennung genutzt hätten, sagt der Onkologe Professor Hans-Joachim Schmoll von der Universität Halle-Wittenberg.
Bei kaum einer Tumorerkrankung wissen die Mediziner so viel über die Entstehung und ihr Fortschreiten. Fast immer sind zunächst gutartige Darmpolypen der Ausgangspunkt. Dies sind kleine, in den Darm hineinwachsende Schleimhaut-Geschwulste. Ursache können auch genetisch bedingte Grunderkrankungen oder chronische Darmerkrankungen sein. Auch fettreiche oder ballastarme Nahrung scheint die Entstehung von Darmkrebs zu begünstigen. Je früher die Diagnose gestellt und die Polypen entfernt werden, desto größer sind die Heilungsaussichten.
Deshalb haben sich führende Mediziner Deutschlands in der Felix-Burda-Stiftung mit Sitz in München zusammengeschlossen und die Münchner Erklärung verfasst. Darin verpflichten sich alle Beteiligten, die Bundesbürger zur Teilnahme an der Früherkennung zu motivieren. Denn damit, so die Überzeugung der Experten, könne die Zahl der Todesfälle durch Darmkrebs halbiert werden. In der Leitlinie heißt es, dass Personen, in deren Familie noch kein Darmkrebs aufgetaucht ist, ab dem 45. Lebensjahr jährlich zur kostenlosen Früherkennung gehen sollten. Dort wird der Enddarm abgetastet und mit einem Teststreifen verborgenes Blut gesucht.
Ab dem 50. Lebensjahr sollte alle zehn Jahre eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Dies gilt auch für Jüngere mit familiärer Vorbelastung oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Grundsätzlich sollte Blut im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier niemals ignoriert werden. Diese Symptome werden oft als Hämorrhoiden fehlgedeutet. "Blut im Stuhl ist immer das Zeichen, sofort zum Arzt zu gehen", sagt Schmoll. Angst vor einer Untersuchung sei ein schlechter Ratgeber.
Allerdings wurden bei rund 20 Prozent der Untersuchungen neben dem Darmkrebs bereits Metastasen entdeckt. Dann bestehen die primären Behandlungsziele vorwiegend in der Linderung der Symptome oder Hemmung des Tumorwachstums. Die Aussichten auf Heilung ist dabei in den vergangenen Jahren stark gewachsen, berichtet Schmoll. Jahrzehntelang hatte es für Patienten nur sehr wenig Hoffnung gegeben, wenn ein Darmkrebs mit Metastasen diagnostiziert wurde. Durchschnittlich fünf Monate nach der operativen Entfernung des Tumors war die Hälfte von ihnen gestorben. Kein Patient lebte noch nach fünf Jahren.
Hier lesen Sie weiter:
Angst ist schlechter Ratgeber