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Therapie bei Rückenleiden Therapie bei Rückenleiden: Regelmäßige Bewegung ist einfachstes Heilmittel

Von Arnd Petry 26.07.2006, 07:45
Mit Gymnastik gegen Schmerzen: Wer von Rückenproblemen geplagt wird, muss sich regelmäßig bewegen. (Foto: dpa)
Mit Gymnastik gegen Schmerzen: Wer von Rückenproblemen geplagt wird, muss sich regelmäßig bewegen. (Foto: dpa) DAK/Rickers

Selsingen/Köln/dpa. - Den Arzt suchendie meisten Betroffenen aber erst auf, wenn die Kreuzschmerzen zurQual werden. Dabei gibt es ein einfaches Mittel zur Vorbeugung undBehandlung: regelmäßige Bewegung.

«Sehr viele Rückenprobleme sind muskulär bedingt», erklärt DetlefDetjen, Sprecher der Aktion Gesunder Rücken. «Es ist nicht immergleich der Bandscheibenvorfall, der Schmerzen verursacht.» Durchpermanente Fehlbelastungen entstünden leicht Dysbalancen zwischenverschiedenen Muskelpartien, die zu Rückenschmerzen führen können.Detjen erzählt von Kameraleuten des WDR, die häufig Rückenproblemehatten. «Die Schultermuskulatur auf der Seite, mit der sie die Kameratrugen, war viel kräftiger als die andere Seite. Durch diesesUngleichgewicht sind Verspannungen und Schmerzen entstanden.»

Im Regelfall ist jedoch Bewegungsmangel Grund für Rückenschmerzen:«Rückenprobleme sind im Grunde Stoffwechselprobleme», erklärt AchimDenner, Bewegungswissenschaftler und Geschäftsführer vom FPZ in Köln,einem von der Aktion Gesunder Rücken empfohlenen Therapiezentrum mitFilialen in ganz Deutschland. Die menschliche Wirbelsäule, eineelastische Konstruktion aus Wirbeln, Bandscheiben, Muskeln und dendazu gehörenden Sehnen und Bändern, sei für Dynamik gebaut.

«Durch unseren Lebensstil wird sie jedoch eingesteift», erläutertDenner. Mangelnde Bewegung lässt die Rückenmuskeln erschlaffen. Siekönnen die Wirbelsäule beim Tragen der Körperlast nicht mehrausreichend unterstützen. Die Wirbelkörper müssen dadurch zusätzlicheLast tragen. Die Folge: Arthrose – und weitere Schmerzen.

Der Ausweg aus diesem Teufelskreis ist Bewegung. Doch nicht jederPatient kann - und will - an einem gezielten Rückentrainingteilnehmen. «Ein Patient, der starke Rückenschmerzen hat, muss vonseinem Arzt abklären lassen, ob er direkt an einer Bewegungstherapieteilnehmen kann oder ob er erst medikamentös oder manuell therapiertwerden muss», sagt Detjen. Denkbar sind klassische Massagen, eineChirotherapie oder Akupunktur. Zudem müsse die genaue Ursache derSchmerzen erkannt werden.

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Rückentrainings ist dieMotivation der Patienten: «Das funktioniert nur bei denjenigen, diesich bewegen möchten», sagt Denner. Es gebe jedoch Patienten, diedazu nicht bereit seien und lieber eine Spritze wollen.

Basis eines zielgerichteten Rückentrainings ist eine Analyse derWirbelmuskulatur: «Wir vermessen 90 Minuten lang die Muskeln an derWirbelsäule und machen eine genaue Analyse des Muskelkorsetts, ummuskuläre Schwächen zu finden», erklärt Denner. Daraus leitet sichder Plan für das Training ab - zweimal in der Woche, drei Monatelang. «Man optimiert in der Zeit die gesamten Wirbelsäulenfunktionen,hauptsächlich aber am Rumpf und an der Halswirbelsäule.»

Wer mitmacht, hat die Chance, die Ursachen der Schmerzen durch gezieltes Training zu beseitigen. So wie die Kameramänner, die ihrevernachlässigte Schulter stärkten und das muskuläre Ungleichgewichtausbalancieren konnten. Derartige Erfolge sind aber nur unterfachlicher Anleitung möglich. Training in Eigenregie in einerMuckibude verbietet sich: Wer Schmerzen am Rücken hat, gehöre in dieHände eines Therapeuten, sagt Detjen.

Wo fachliche Hilfe zu bekommen ist, weiß in der Regel derHausarzt, der das Training verschreibt. Ansonsten hilft dieKrankenkasse, die für die Kosten aufkommt. Voraussetzung dafür ist,dass die geplanten Leibesübungen dem Rücken helfen: «Wenn der Erfolgeiner Therapie nicht nachgewiesen ist, werden die Kosten nichtübernommen. Wir zahlen als Krankenkasse keine Fitnessstudios», sagtHermann Bärenfänger von der Techniker Krankenkasse in Hamburg.

Wer vorbeugend etwas für seinen Rücken machen will, muss nicht inein Sportstudio: Der Mensch ist ursprünglich ein Steppen- undSavannenläufer. Wer keine Schmerzen hat, sollte am Besten das tun,wofür das menschliche Bewegungssystem gemacht wurde: gehen undlaufen. «Bei Ausdauersportarten, bei denen man große Muskelmasseneinsetzt, werden auch die Rückenmuskeln versorgt», erklärt AchimDenner. Erst wenn Defizite da sind, bedürfe es einer speziellenTherapie mit Hilfe von Trainingsgeräten.

Informationen: Aktion Gesunder Rücken, Postfach 103, 27443Selsingen (Tel.: 0700/247 11 111).