Thema: Demenz Thema: Demenz: Zunehmende Verwirrtheit
Halle/MZ. - Gerlinde P., Dessau: Ist Demenz eigentlich das Gleiche wie Alzheimer?
Antwort: Nein, als Synonym kann beides nicht verwendet werden. Demenz ist der Oberbegriff, Alzheimer ist eine spezielle, die am häufigsten vorkommende Form der Demenz.
Horst P., Eisleben: Würde ich eigentlich selbst merken, wenn ich Alzheimer hätte?
Antwort: Ja, Sie wären wahrscheinlich der Erste, der das feststellen würde. Erst in zweiter Linie nimmt das Umfeld Einbußen Ihrer Gedächtnisfähigkeit wahr.
Silvia P., Aschersleben: Ich habe das Gefühl, dass mein Gedächtnis erheblich nachgelassen hat. Mein Hausarzt hat mich zur Computertomographie geschickt und bei der Auswertung gesagt, ich hätte keine Demenz. Kann ich mich darauf verlassen?
Antwort: Nein, ein normaler CT-Befund kann eine Demenz nicht ausschließen. Sie sollten sich zu einem Psychiater oder Neurologen überweisen lassen. Er wird weitere Untersuchungen veranlassen.
Ute P., Quedlinburg: Kann ich mit Gedächtnistraining einer Demenz vorbeugen?
Antwort: Gedächtnistraining ist immer gut, einer Demenz vorbeugen kann man damit aber nicht.
Paul P., Halle: Meine Frau leidet an Demenz, hat stark schwankenden Zucker und hohen Blutdruck. Warum bekommt sie gegen die Demenz keine Medikamente?
Antwort: Starke Schwankungen beim Blutzucker und hoher Blutdruck können auch die Gefäße im Gehirn beeinflussen und somit Demenz fördern. Deshalb ist es wichtig, mit Medikamenten vor allem den Blutzucker und den Blutdruck in den Griff zu bekommen.
Klaus W., Eisleben: Ich habe etwas von 460 Euro gehört, die Demenzkranke bekommen können. Können Sie mir Näheres sagen?
Antwort: Es handelt sich dabei um eine Zuwendung der Pflegekasse für eine spezielle Betreuung von Demenzkranken, zum Beispiel für Tagespflege und Urlaubsbetreuung. Solche Angebote können bis zu einer Höhe von 460 Euro im Jahr bezuschusst werden. Das Geld wird nicht ausgezahlt, sondern im Bewilligungsfall direkt an das beauftragte, vom Land anerkannte Betreuungspersonal überwiesen.
Gerda K., Saalkreis: Ich habe oft Depressionen. Muss ich Angst haben, dass sie in einer Demenz enden?
Antwort: Nein. Demenz und Depression sind zwei verschiedene Krankheitsbilder. Ein an Demenz Erkrankter kann oft depressiv werden. Jedoch hat ein depressiver Mensch kein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Bei depressiven Patienten können Probleme auftreten - zum Beispiel Vergesslichkeit -, die denen einer Demenzerkrankung ähnlich sind. Im Unterschied zur Demenz verschwinden oder bessern sich die Probleme jedoch in dem Maß, wie sich die depressive Stimmung des Patienten aufhellt.
Klaus F., Bernburg: Ist Demenz vererbbar?
Antwort: Demenz ist keine Erbkrankheit. Dennoch weiß man, dass bei 30 Prozent der Patienten eine familiäre Belastung vorliegt. In den wenigsten dieser Fälle tritt jedoch die Erkrankung in jeder Generation auf.
Grit D., Bitterfeld: Meine Oma ist 87 Jahre, wir pflegen sie zu Hause. Seit einiger Zeit hat sie krasse Ausfälle, fühlt sich fremd in der Wohnung und fühlt sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Wie sollten wir damit umgehen?
Antwort: Typisch für Demenzkranke ist, dass die Welt, in der sie gerade leben, für sie die Wirklichkeit darstellt. Wenn Ihre Oma sich in ihre Kindheit zurückversetzt fühlt, gehen Sie darauf ein. Reden Sie mit ihr, als wäre es tatsächlich so. Sie wird sich darüber freuen. Würden Sie Ihr sagen, Oma, das ist doch gar nicht so, würden Sie sie auf ihre Fehlleistung aufmerksam machen und sie würde traurig werden. Wichtig ist, dass Angehörige akzeptieren: Nur die Wirklichkeit des Dementen ist wichtig.
Petra M., Dessau: Meine Mutter ist 96 Jahre. Seit etwa zwei Jahren weiß sie oft nicht, wo sie ist, vergisst vieles. Ganz schlimm: Tag und Nacht werden verwechselt. Was sollten wir tun?
Antwort: Die hochgradige Vergesslichkeit und die Orientierungslosigkeit lassen darauf schließen, dass eine schwere Form der Demenz vorliegt. Wichtig ist, für Ihre Mutter wieder einen normalen Tages-Nacht-Rhythmus herzustellen. Bei älteren Menschen ist das Schlafbedürfnis mit sieben Stunden gestillt. Versuchen Sie, Ihre Mutter daran zu gewöhnen, dass sie erst erst gegen 23 Uhr ins Bett geht, dann bis 6 Uhr früh schläft und sich anschließend dem normalen Familienrhythmus anpasst. Oft pendelt sich nach einer gewissen Zeit ein normaler Schlaf-Wach-Rhythmus ein. Es gibt verschiedene Medikamente, die diesen Prozess befördern können - beispielsweise das Einschlafen. Dies sollten Sie aber mit dem Arzt besprechen.
Katrin E., Merseburg: Infolge einer höheren Medikamentendosis sind bei meiner demenzkranken Mutter Durchfall, Ausschlag und Lustlosigkeit aufgetreten. Auf Anraten der Ärztin haben wir die Medikamentengabe eingestellt. War das richtig?
Antwort: Generell sollte bei einer Demenzerkrankung keine Therapieunterbrechung erfolgen. Wissen müssen Sie, dass Demenz-Präparate oft erst nach Wochen anschlagen. Bestimmte Nebenwirkungen wie die von Ihnen geschilderten oder auch vorübergehend zunehmende Verwirrtheit treten leider häufig auf, vor allem, wenn der Körper sich noch nicht an das Medikament gewöhnt hat. Eventuell kann ein Wechsel des Medikaments in Betracht gezogen werden. Das sollte mit der behandelnden Ärztin besprochen werden.
Bernd G., Zeitz: Ab wann etwa kann Alzheimer auftreten?
Antwort: Bei den meisten Patienten tritt Alzheimer jenseits des 60. Lebensjahres auf.
Gudrun S., Halle: Meine an Demenz erkrankte Mutter wurde von der Pflegestufe III auf die Stufe II mit der Begründung heruntergestuft, dass sie ja mobil sei und sich selbst bewegen könne. Das stimmt zwar, doch braucht sie dabei immer Begleitung, damit sie nicht irgendwohin läuft und dann nicht mehr weiß, wo sie sich befindet. Wir haben gegen die Rückstufung Widerspruch eingelegt. Welche Möglichkeit gibt es noch?
Antwort: Sie haben einen Rechtsanspruch darauf, das Gutachten des Medizinischen Dienstes einzusehen beziehungsweise sich einen Auszug der Zeitorientierungswerte geben zu lassen. Sie geben Aufschluss über die Weglauftendenz eines Patienten. Den Antrag auf die Gutachteneinsicht können Sie bei der Pflegekasse stellen. Ansonsten müssen Sie abwarten, wie ihr Widerspruch beschieden wird. Sollten Sie damit nicht einverstanden sein, können Sie Klage erheben.
Gerda W., Halle: Ich will vorbeugend etwas gegen Alzheimer tun und nehme auf Anraten meines Hausarztes Knoblauchkapseln und ein Gingko-Präparat. Ist das gut?
Antwort: Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, dass Gingko oder Knoblauch vor Demenz schützen. Eher empfehlenswert ist da schon Vitamin E.
Helmut T., Dessau: Ich leide, wie mein Arzt sagte, an einem verstärkten Tremor. Er meinte, das könne auf Demenz hinweisen. Stimmt das?
Antwort: Nein, das Zittern ist keine Vorstufe einer Demenz. Wenn dafür eine ernsthafte neurologische Krankheit verantwortlich sein sollte, deutet das eher auf Parkinson hin.
Fragen und Antworten notierten unsere Redakteurinnen Kerstin Metze und Dorothea Reinert.