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Tag des Schlafes Tag des Schlafes: Über zehn Millionen Deutsche sind Schnarcher

17.06.2003, 07:50
Schlecht geschlafen: Psychische und physische Belastungen führen bei immer mehr Menschen zu Schlafstörungen. (Foto: dpa)
Schlecht geschlafen: Psychische und physische Belastungen führen bei immer mehr Menschen zu Schlafstörungen. (Foto: dpa) dpa

Leipzig/Regensburg/dpa. - «Schlafstörungen sind längst eine Zivilisationskrankheit», meintder Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Leipzig, JoachimSchauer. Rund 20 Prozent der Deutschen litten an einer Schlafstörung.Im Schlaflabor der Uniklinik wälzen sich jede Nacht drei Patienten inden Laken - angeschlossen an ein Dutzend Elektroden undGeräuschfühler. Ein Computer erfasst im Nachbarraum jede Bewegung derAugenlider, jedes Zucken der Gesichtsmuskeln und jedes noch so zarteSchnarchen.

Die Probleme der Patienten sind höchst unterschiedlich: Die einenschlafen zu wenig und nicht tief genug, die anderen plagen ruheloseBeine oder sie springen nachts plötzlich aus dem Bett. Tagsüber seiendie Betroffenen unkonzentriert und vergesslich, viele habenplötzliche Schlafattacken. «Viele leiden mitunter schon Jahrzehnte anSchlafstörungen mit fatalen Folgen», berichtet die Leiterin desSchlaflabors, Andrea Bosse-Henck. Erst eine Nacht in den 240akkreditierten Schlaflabors gibt darüber endgültig Aufschluss.

«Diese Erkrankungen dürfen nicht länger alsBefindlichkeitsstörungen abgetan werden und müssen von denKrankenkassen endlich anerkannt werden», fordert Zulley. Schlaf istnach Angaben der Deutschen Akademie für Gesundheit und Schlaf einesder lebenswichtigen und extrem unterschätzten Grundbedürfnisse.Schließlich «verschlafe» der Mensch rund ein Drittel seines Lebens -vorausgesetzt er ist gesund und kann sein Haupt entspannt zur Ruhebetten.

Existenzsorgen, Zukunftsängste, Beziehungsprobleme und Stress imBeruf verwehren dies immer mehr Menschen. «Gerade die durchpsychische Belastungen ausgelösten Schlafstörungen werden immerhäufiger», erklärt Schauer. Nur eine Berufsgruppe bleibe davonunberührt: «Am besten schlafen in Deutschland die Beamten.» Siehätten einen krisensicheren Job, feste Arbeitszeiten und einengarantierten Pensionsanspruch.

Um so alarmierender sind die Befunde der Kindermediziner. «Durchzu viel Fernsehen und Computerspiele schrecken immer mehr Kindernachts hoch, wie bei einem epileptischen Anfall. Dies kanngefährliche Folgen für das Wachstum haben», erklärt der LeipzigerKinderneurologe Joachim Merkenschlager. Schließlich werde in denverschiedenen Schlafstadien nicht nur die «Batterie» wiederaufgeladen, sondern gerade in der Traumphase auch der Alltagunbewusst bewältigt.

Doch nicht alle der 88 Schlafstörungen sind heilbar. «Es ist einPhänomen unserer Zeit: Alles muss immer schneller gehen, wir habenimmer weniger Zeit, und neigen dazu, zu wenig zu schlafen», urteiltThomas Penzel von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung undSchlafmedizin. Statt neun Stunden wie zu Kaisers Zeiten schlafen dieDeutschen laut einer Studie durchschnittlich nur noch sieben Stunden- von 23.04 Uhr bis 6.18 Uhr.

«Wir müssen wieder lernen, richtig zu schlafen», meint Zulley. Dieabendliche Flasche Bier oder das Glas Rotwein seien jedenfalls derfalsche Weg: Dadurch gelinge zwar das Einschlummern schneller. Sinktder Alkoholpegel allerdings, verlangt der Körper Nachschub und manwacht zwangsläufig auf.