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Stimmung Stimmung: Licht tanken

Von Felix Frieler und Lutz Würbach 08.04.2013, 15:37
Die ersten Strandkörbe sind im Ostseebad Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern) belegt.
Die ersten Strandkörbe sind im Ostseebad Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern) belegt. dpa Lizenz

Halle/mz. - Nach dem langen, dunklen Winter kommt endlich wieder die Sonne heraus. Das sollte man unbedingt ausnutzen: Denn das schöne Wetter wirkt sich positiv auf Stimmung und Gesundheit aus. Bei Sonne produziert der Körper vermehrt Serotonin. Es wird auch als Glückshormon bezeichnet. Serotonin bewirke, dass der Mensch beschwingter, ausgeglichener und zufriedener sei, sagt Thomas Aßmann vom Deutschen Hausärzteverband. Dieselbe Wirkung trete zwar auch ein, wenn man große Mengen Schokolade esse. Auch dann schütte der Körper Serotonin aus. „Aber die Schokolade macht sich auf den Hüften nicht so gut“, sagt Aßmann. Besser daher: Vom ersten schönen Tag an so viel Licht tanken wie möglich.

Helligkeit fördert Biorhythmus

Dass es früher und länger hell ist, kommt auch dem Biorhythmus zugute. Wenn man morgens mit der Sonne aufstehe und erst wieder ins Bett gehe, wenn es dunkel sei, könne sich der Körper besser auf den Tag-Nacht-Rhythmus einstellen, sagt Aßmann. „Wir nehmen das Licht jetzt bewusst wahr.“ Das ist im Winter anders, weil es oft trüb ist. Dann stehe man im Dunkeln auf und gehe im Dunkeln wieder zu Bett - und fühlt sich nicht so fit.
Serotonin ist ein Schlüsselhormon und regelt die Ausschüttung weiterer Hormone, zum Beispiel Endorphine. Auch diese Glückshormone wirkten sich positiv auf die Stimmung aus, ergänzt die Medizinmeteorologin Christina Koppe-Schaller vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Außerdem unterdrücken Endorphine zeitweise unter anderem das Schmerzempfinden - auch das kann die Stimmung steigern.

Nachschub für Vitamin-Depots

Darüber hinaus hilft die Sonne dem Körper, Vitamin D zu bilden. Es seit wichtig für den Knochenbau und das Immunsystem, erklärt Koppe-Schaller. Im Frühjahr lädt der Körper seine Vitamin-D-Depots auf, die er zuvor aufgebraucht hat. Im Winter reicht die Sonne nicht aus, um die Depots wieder aufzuladen. Daher haben viele Menschen in der kalten Jahreszeit einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel. Als Folge können sie einen Winterblues bekommen. Der hängt mit dem sogenannte Schlafhormon Melatonin zusammen, das in der dunklen Jahreszeit vermehrt produziert wird. „Melatonin ist in seiner Wirkung stimmungsdrückend, müde machend“, erklärt der Psychologe Prof. Jürgen Zulley von der Universität Regensburg. Dank der ersten Sonnenstrahlen dürfte diese Phase nun aber vorbei sein. Wie kommt die Produktion der Glückshormone nun so richtig in Schwung?

Vor die Tür gehen und Tageslicht einfangen.

Künstliche Beleuchtung mit handelsüblichen Glühlampen bringt nach Ansicht von Zulley nicht den Effekt des Tageslichts. Er rät deshalb zu täglich mindestens 30 Minuten an der frischen Luft, auch wenn die Temperaturen noch niedrig sind. „Selbst bei wolkenverhangenem Himmel kommt Tageslicht durch“, sagt der Psychologe Karl Kubowitsch.

Lichttherapie ersetzt den Sonnenschein.

Wenn in den nächsten Tagen Wolken die Sonne verdecken, bleibt eine Lichttherapie als Alternative. Spezielle, sehr helle Lampen simulieren dabei das Tageslicht. „Die Wirkung dieser Lichttherapie ist antriebssteigernd und stimmungsaufhellend“, erklärt Psychologe Zulley. Auch Kubowitsch bestätigt die Wirkung. Eine Studie von belgischen Forschern habe nachgewiesen, dass bei Lichttherapie die Emotionszentren im Gehirn wieder umschalten. Hilfreich sei aber nur kurzwelliges, blaues Licht. Passende Geräte gibt es auch für zu Hause. Laut Zulley müssen dafür aber mehrere Hundert Euro investiert werden.

Solarium hellt nicht die Stimmung auf.

„Das Risiko für die Haut ist größer als der Effekt fürs Gemüt“, sagt Kubowitsch. Auch Zulley warnt: Um Stimmung zu beeinflussen, sei die Wirkung des Lichts auf das Auge von entscheidender Bedeutung. „Im Solarium muss man die Augen schließen, weil UV-Licht nicht ins Auge gelangen sollte“, sagt er. Das Solarium helfe deshalb nicht, eine frühlingshafte Stimmung zu fördern.