Ab sechs Monaten Stiko: Corona-Impfung für Kleinkinder mit Vorerkrankungen
Für Erwachsene ist längst ein Corona-Impfstoff verfügbar. Bei Kleinkindern hat es länger gedauert. Aus Sicht der Ständigen Impfkommission müssen nun aber nicht alle Eltern mit dem Nachwuchs zum Kinderarzt.
Berlin - Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Corona-Impfung für Kinder von sechs Monaten bis vier Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen.
Die Empfehlung gelte auch für Kinder bis vor dem zweiten Geburtstag, die als Frühgeborene auf die Welt gekommen sind, teilte das Gremium mit. Ziel sei das Verhindern schwerer Verläufe von Covid-19, von Krankenhausbehandlungen und von Todesfällen.
Risikofaktoren bei zehn Prozent der Altersgruppe
Laut Stiko-Mitglied Martin Terhardt zählen als Risikofaktoren unter anderem besonders starkes Übergewicht, angeborene Immunschwäche, Herzfehler, chronische schwere Lungenerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, neurologische Erkrankungen und Tumorerkrankungen. Diese Gruppen entsprächen ungefähr zehn Prozent der Altersgruppe.
Für gesunde Kinder im genannten Alter ohne Vorerkrankungen empfiehlt die Stiko derzeit hingegen keine Corona-Impfung, „weil schwere Verläufe in dieser Altersgruppe sehr selten sind und der weitaus größte Teil der Infektionen bei gesunden Kindern mild oder asymptomatisch verläuft“.
Für die Impfung der Kinder von sechs Monaten bis vier Jahren soll laut Empfehlung vorzugsweise der Kinder-Impfstoff von Biontech/Pfizer (Comirnaty) verwendet werden. Drei Dosen (im Abstand von drei und acht Wochen) seien für eine Grundimmunisierung notwendig. Bei Kindern, die bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben, sind zwei Impfdosen empfohlen. Es gibt zwar auch einen speziell für Kleinkinder dosierten Impfstoff von Moderna, laut Stiko ist dieser aber derzeit hierzulande nicht verfügbar.
Eine Impfstoffdosis für die Fünf- bis Elfjährigen
Auch ihre bestehende Empfehlung für die Fünf- bis Elfjährigen hat die Stiko überprüft: Gesunde Kinder sollen nach wie vor eine Impfstoffdosis erhalten, wie Terhardt sagte. Zwar hätten in der Gruppe mindestens 90 Prozent mindestens eine Corona-Infektion gehabt. Von einer zusätzlichen einmaligen Impfung erhoffe man sich jedoch eine bessere Basisimmunität. Terhardt bedauerte, dass viele Eltern dieses Angebot bisher nicht angenommen hätten und rief dazu auf, dies zu überdenken. Kindern mit Grunderkrankungen in dieser Altersgruppe werden zwei Impfstoffdosen sowie bis zu zwei Auffrischimpfungen empfohlen.
Mit einem Ansturm auf Kinderarztpraxen rechnet Jakob Maske, der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte angesichts der neuen Empfehlung nicht. Auf Anfrage sagte er, dass das Interesse voraussichtlich schnell befriedigt werden könne: „Die Menschen, die ihre Kinder ganz unbedingt impfen lassen wollten, die haben das auch schon getan. Diejenigen, die auf die Empfehlung warten, sind nicht so viele, das hat man auch schon bei den vorherigen Altersgruppen gesehen.“ Terhardt geht davon aus, dass Tausende Kinder bereits mit den Vakzinen für höhere Altersgruppen geimpft wurden.
Impfung bei Kinder unter zwölf Jahren individuell abwägen
Zudem passte die Stiko ihre Empfehlung für Kinder unter zwölf Jahren mit Kontakt zu Risikogruppen an: Bisher galten hier zum Beispiel Angehörige mit hohem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf als Grund für eine Impfung. Diese Empfehlung werde nun „relativiert“, schreibt die Stiko. „Aktuelle Daten zeigen, dass die Impfung nur für einen kurzen Zeitraum vor der Übertragung der Omikron-Variante von Sars-CoV-2 schützt und dieser Infektionsschutz nicht verlässlich ist“, hieß es. Daher empfehle die Stiko hier eine individuelle Abwägung unter Berücksichtigung des Elternwunsches.