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Stiftung Warentest: Mängel bei Pflege-Beratung

25.06.2009, 07:53

Berlin/dpa. - Ambulante Pflegedienste beraten Senioren und Angehörige nach Einschätzung der Stiftung Warentest in Berlin beim ersten Gespräch nicht besonders gut.

Von 21 Diensten, die von der Stiftung in Mülheim an der Ruhr in Nordrhein-Westfalen getestet wurden, bekamen nur zwei die Note «gut». Die Mehrzahl informierte nur «befriedigend», drei kamen über «ausreichend» nicht hinaus, teilte die Stiftung mit. Die Tester stellten «erstaunliche Defizite» in Erstgesprächen fest. Berater gingen oft nicht auf die Pflegebedürftigen selbst ein und zeigten auch wenig Interesse an der Belastung der Angehörigen.

Die Stadt Mülheim im Ruhrgebiet haben sich die Tester bewusst ausgesucht: Fast jeder dritte der rund 170 000 Einwohner ist hier bereits über 60 Jahre alt. Damit nimmt die Stadt ein Szenario vorweg, das auf viele andere Kommunen in einer alternden Gesellschaft zukommt: viele gebrechliche Menschen, die auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind.

Wer in dieser Situation Hilfe für sich selbst oder alte Eltern sucht, ist nach Einschätzung der Stiftung bei öffentlichen Beratungsstellen oder Pflegestützpunkten meist besser aufgehoben als bei den Anbietern selbst. Sie konnten beim Test zum Beispiel wenig dazu sagen, wie eine Wohnung ganz konkret fürs Alter umgerüstet werden kann - mit Erleichterungen im Bad oder Sicherheit in der Küche.

Auch bei der Kalkulation der Gesamtkosten samt dem Eigenanteil der Familie mussten viele Pflegedienste passen. Manche wussten zu wenig über die neuen Regelungen bei Demenz und ließen auch Hinweise auf eine sinnvolle Kombination von Pflegeleistungen vermissen. Die Stiftung rät, vor einem Vertragsabschluss mit einem Pflegedienst Angebote und Kosten mehrerer Anbieter zu vergleichen.

Der Pflegedienst sollte über die Finanzierung und mögliche Anträge bei der Pflegekasse informieren, raten die Tester weiter. Wichtig sei auch die Frage, ob es einen Notfalldienst gibt, der rund um die Uhr erreichbar ist. Der Pflegedienst sollte potenziellen Kunden ausreichend Zeit lassen, den Pflegevertrag zu Hause zu prüfen.

Gespräche am Telefon oder Informationen per E-Mail reichen nach Ansicht der Tester nicht aus. Bevor Interessierte die Dienstleistung «Pflege» einkaufen, sollten sie sich immer einen persönlichen Eindruck vom Pflegedienst und seinen Mitarbeitern verschaffen. Denn für eine vertrauensvolle Pflege müsse die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmen.

Bundesweit gibt es heute mehr als zwei Millionen Pflegebedürftige. Zwei Drittel von ihnen werden zu Hause betreut. Dabei bieten bundesweit 11 000 Pflegedienste ihre Hilfe an. Über die Pflegequalität wachen die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung. Ab Herbst sollen die Ergebnisse der Prüfungen im Internet stehen. Dafür gibt es 37 Bewertungskriterien von Körperpflege über Betreuung bis zur Verwaltung.

Weitere Informationen: www.stiftung-warentest.de