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Sport statt Spa - Wellness und Fitness verschmelzen

Von Thomas Kärst 02.05.2008, 07:21

Düsseldorf/Hamburg/dpa. - Spaß im Spa, Wohlfühlen im Whirlpool - Wellness wird häufig mit Entspannung und «Abhängen» gleichgesetzt. Fast gerät dabei in Vergessenheit, dass die Wellness-Welle vor mehr als 30 Jahren in den USA als Gesundheitsbewegung startete.

So steht das Wort Wellness vor allem für Stressvermeidung, ausgewogene Ernährung und Sport. Mittlerweile kehrt die Bewegung zu ihren Wurzeln zurück - und so setzen auch Fitness-Studios, Sportvereine und Solarien hierzulande vermehrt auf Wellness.

«Bewegung ist eine der Grundsäulen des Wellness-Lebensstils», heißt es beim Deutschen Wellnessverband in Düsseldorf. Der Fitness-Gedanke verschmilzt dabei langsam mit dem Wellness-Begriff. Ablesen lässt sich das zum Beispiel an der Leitmesse FIBO in Essen. Gestartet vor mehr als 20 Jahren als «Fitness und Bodybuilding Messe», heißt sie inzwischen «Internationale Leitmesse für Fitness und Wellness».

Vor allem in den Fitness-Studios gebe es Wellness-Angebote, die ausschließlich die Bedürfnisse nach Entspannung bedienen, sagt der Gesundheitswissenschaftler Bernhard Breskewiz aus Düsseldorf. «Eine moderne Fitness-Anlage ohne Wellnessbereich werden Sie kaum finden», ergänzt Refit Kamberovic vom Deutschen Sportstudio Verband (DSSV) in Hamburg. Längst verfügten die allermeisten der bundesweit knapp 6000 Fitnessstudios über eine Sauna.

Ob klassisch finnisch oder Bio-Sauna, Erlebnisdusche oder Massageliegen: «Ein Cool-Down-Bereich wird inzwischen einfach verlangt.» Ein Grund ist laut Kamberovic auch der gestiegene Altersdurchschnitt der Besucher. «Vor 25 Jahren lag er bei knapp über 20 Jahren, heute dagegen schon bei 38 Jahren.»

Die älter gewordene Klientel macht sich stärker Gedanken über ihre Gesundheit: «Medizinische Fitness ist mehr gefragt - und statt Power Aerobic lassen es die älteren Besucher lieber etwas sanfter angehen», erläutert Kamberovic. Auch ein Gesundheitscheck und begleitetes Training spielten eine größere Rolle. Dementsprechend müsse auch das Personal qualifizierter sein.

Ähnlich sieht es in den Solarien aus: Das «Turbo-Bräunen» sei kaum noch gefragt, erläutert Leopold Neumann, Sprecher des Branchenverbandes Photomed in Endingen (Baden-Württemberg). Der Anteil der über 35-Jährigen steige deutlich. «Denen ist es nicht so wichtig, bei der Party braun auszusehen, die wollen sich entspannen und suchen die Gesundheitswirkung.» Daher bauten immer mehr Sonnenstudios ihr Angebot aus. «Da gibt es inzwischen richtige Wellness-Tempel, die Physiotherapie, Massagen oder eine Sauna anbieten», sagt Neumann.

Für die Solarienbranche hat das gestiegene Gesundheitsbewusstsein allerdings auch eine Schattenseite: Nicht zuletzt wegen der Diskussion um Hautkrebs und UV-Strahlung ist die Zahl der Sonnenstudios seit der Jahrtausendwende von rund 8500 auf inzwischen nur noch knapp 4800 zurückgegangen - Tendenz weiter fallend. Die verbliebenen Studios setzen laut Neumann stärker auf Qualität: Ein Prüfzertifikat, das nach den Kriterien des Bundesamtes für Strahlenschutz entwickelt wurde, tragen bislang rund 200 Sonnenstudios. Neben den Geräten wird dabei auch auf eine qualifizierte Beratung zu Gesundheitsfragen geachtet.

In den Sportvereinen gebe es deutlich weniger aufwendige Wellness-Angebote als in den kommerziellen Einrichtungen, sagt Wellness-Experte Breskewiz. «Dort findet man vor allem Nordic Walking, Gymnastik, aber auch Tai Chi - also eher die ruhigen, einfachen Sachen.» Entsprechende Kurse richteten sich eher an Menschen, die bislang wenig Sport getrieben haben. Eine Bereicherung für den Sport ist der Wellness-Gedanke laut Breskewiz allemal. «Wichtig ist doch der Aspekt 'Geht es mir langfristig gut dabei?'», sagt der Experte. Wer sich beim Sport nur abquält, höre bald wieder damit auf.

Mancher warnt allerdings vor einer Verengung des Wellness-Begriffs. Die Kommerzialisierung sei in manchen Bereichen weit fortgeschritten, sagt DWV-Geschäftsführer Lutz Hertel. «Bei Nordic Walking müssen Sie dann gleich entsprechende Schuhe, Stöcke und Handschuhe kaufen.» Ein einfacher Spaziergang im Wald oder am Meer mit frischer Luft und viel Bewegung bringe aber unter Umständen genausoviel, «ohne dass da gleich das Wellness-Etikett dranklebt».

Deutscher Wellness Verband: www.wellnessverband.de

Sport pro Gesundheit (Deutscher Sportbund): www.sportprogesundheit.de