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Zeitumstellung 2024 Erhöht die Zeitumstellung auf Sommerzeit das Herzinfarktrisiko?

Bald bleibt es endlich wieder länger hell. Am 31. März werden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Doch die Zeitumstellung hat ernsthafte Folgen für die Gesundheit. Studien zufolge soll sie sogar das Risiko für Herzinfarkte erhöhen. Stimmt das?

Von DUR/rw Aktualisiert: 13.02.2024, 12:06
Jedes Jahr am letzten Sonntag im März werden die Uhren von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt.
Jedes Jahr am letzten Sonntag im März werden die Uhren von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Foto: Imago/Bihlmayerfotografie

Halle (Saale). - Das wohl Schrecklichste am Winter ist, dass es abends so früh dunkel wird. Umso besser, könnte man meinen, dass bald wieder die Sommerzeit gilt. Am letzten Sonntag im März, dieses Jahr am 31. März, werden die Uhren von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Dann bleibt es abends länger hell - endlich!

Der Haken: Schule und Arbeit beginnen nach der Zeitumstellung zur  selben Uhrzeit wie vorher. Wir verlieren also eine Stunde Schlaf. Das ist nicht nur unangenehm, sondern hat auch ernsthafte Folgen für die Gesundheit.

Zeitumstellung: Wie sich die Sommerzeit auf die Gesundheit auswirkt

Studien zufolge erhöht die Umstellung auf Sommerzeit das Risiko für Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht. Grund dafür ist, dass die Sommerzeit nicht mit der inneren Uhr des Körpers übereinstimmt. Letztere lässt sich nicht nach vorne drehen. Forscher sprechen daher von einem sieben Monate anhaltenden "Mini-Jetlag".

Wie viele Menschen haben gesundheitliche Probleme nach der Zeitumstellung?

Ein Viertel der Deutschen hatte schon einmal gesundheitliche Probleme nach der Zeitumstellung. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK aus dem Jahr 2023 hervor.

Vor allem Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und Gereiztheit wurden genannt. Bei knapp 50 Prozent der Befragten hielten die Probleme bis zu einer ganzen Woche an, bei jedem Vierten sogar bis zu einem Monat.

Zeitumstellung: Steigt dadurch das Herzinfarktrisiko?

Eine Auswertung von Krankenhausdaten der DAK von 2016 zeigt außerdem, dass die Zahl der Herzinfarkte nach der Zeitumstellung steigt. "Während normalerweise täglich im Schnitt 45 Personen einen akuten Herzinfarkt erleiden, sind es an den drei Tagen nach der Umstellung auf Sommerzeit 54 - ein Anstieg von 20 Prozent", heißt es.

Auch andere Studien stellen einen Zusammenhang zwischen der Zeitumstellung auf Sommerzeit und der Zahl der Herzinfarkte her. Schon 2008 kamen schwedische Wissenschaftler des Karolinska-Instituts in Stockholm zu dem Ergebnis, dass in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung das Herzinfarktrisiko um fünf Prozent steigt.

Die Forscher führten dies vor allem auf den erhöhten Stress durch das frühere Aufstehen zurück, denn gerade morgens sei das Herz-Kreislauf-System besonders anfällig für Stress.

An diesem Wochentag ist das Herzinfarktrisiko erhöht

Laut einer US-Studie aus dem Jahr 2014 erlitten am Montag nach der Umstellung auf Sommerzeit 25 Prozent mehr Menschen einen Herzinfarkt. Die Gesamtzahl der Herzinfarkte in der Woche nach der Zeitumstellung ändere sich aber nicht, sagte Studienautor Amneet Sandhu damals. Der Anstieg der Herzinfarkte sei nur am Montag zu beobachten.

Verschiedene Studien belegen, dass das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, an Montagen ohnehin höher ist als an anderen Wochentagen. Amneet Sandhu und sein Team haben deswegen die Zahl der Herzinfarkte am Montag vor und am Montag nach der Umstellung auf Sommerzeit in vier aufeinander folgenden Jahren verglichen.

Dabei stellten sie einen Anstieg der Herzinfarkte um 34 Prozent von dem einen Montag auf den folgenden fest. Für die Studie nutzte das Forscherteam um Sandhu eine Datenbank des Bundesstaates Michigan, in der die Daten aller nichtstaatlichen Krankenhäuser des Bundesstaates gesammelt werden. Das Team analysierte rund 42.000 Herzinfarktfälle zwischen dem 1. Januar 2010 und dem 15. September 2013.

Zeitumstellung und Herzinfarkt: Datenlage ist nicht ganz eindeutig

Wissenschaftler aus Deutschland konnten hingegen keinen eindeutigen Anstieg von Herzinfarkten in den ersten drei Tagen oder der ersten Woche nach der Zeitumstellung feststellen. Das Forscherteam untersuchte knapp 25.500 Herzinfarktfälle, die sich zwischen 1985 und 2010 in Augsburg und Umgebung ereigneten.

Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass bestimmte Untergruppen wie Männer oder Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen, die bereits ACE-Hemmer einnehmen, nach der Umstellung auf die Sommerzeit ein erhöhtes Herzinfarktrisiko haben könnten.

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Auch finnische Forscher konnten keinen Unterschied bei der Zahl der Herzinfarkte nach der Zeitumstellung auf Sommerzeit im Vergleich zu anderen Wochen feststellen.

Die Datenlage ist also nicht ganz eindeutig. Ob die Umstellung der Uhr auf Sommerzeit das Herzinfarktrisiko erhöht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.