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Schwer verliebt Schwer verliebt: So macht die Beziehung nicht dick

11.03.2014, 14:07
Gemeinsam schlemmen: Soziologen fanden heraus, dass Menschen weniger Sport machen, sobald sie in Beziehungen sind.
Gemeinsam schlemmen: Soziologen fanden heraus, dass Menschen weniger Sport machen, sobald sie in Beziehungen sind. dpa Lizenz

Viele kennen das Phänomen: In einer Beziehung rückt der Sport schnell in den Hintergrund, das gemeinsame Essen und Kuscheln gewinnt dagegen an Bedeutung. Das stärkt zwar die Bindung, macht sich leider auf der Waage bemerkbar. Bevor der große Diätfrust ausbricht, können Paare aber gegensteuern - ohne, dass sich jeder alleine auf dem Laufband abquälen muss.

Soziologen an der Uni Heidelberg fanden heraus, dass Menschen weniger Sport machen, sobald sie in Beziehungen sind. Als Folge legen einige dann an Gewicht zu. „Singles haben einen höheren Erfolgsdruck, was die Optik angeht“, erklärt Patric Heizmann. Er hat mehrere Bücher zum Thema Schlanksein geschrieben und beschäftigt sich mit Fitness und Ernährung. Wer in einer Partnerschaft sei, fühle sich sicherer und lehne sich gerne mal zurück. „Essen ist ein verbindendes Ritual. Und wenn beide übergewichtig werden, verbindet sie das sogar noch mehr“, sagt Heizmann. Denn das wirke wie eine unausgesprochene Abmachung: „Wenn du nicht auf dein Gewicht achtest, muss ich es auch nicht tun.“

Auf die Essensauswahl kommt es an

Wer nach einer Weile mit seinem Gewicht hadert, muss den gemeinsamen Restaurantbesuch aber nicht gleich auf die Abschussliste setzen. Auf die Essensauswahl kommt es an: „Ich würde Kohlenhydrate wie Kartoffeln, Reis und Nudeln weglassen“, rät Heizmann. Das Stück Fleisch oder Fisch und die Portion Gemüse dürfen dafür ruhig etwas größer ausfallen.

Auch Frauen müssen sich bei der Essensmenge nicht zurückhalten. Zwar haben sie einen geringeren Energiebedarf, weil sie über weniger Muskelmasse als Männer verfügen: „Wenn sie das Naschen zwischendurch aber weglassen, dürfen sie bei den Hauptmahlzeiten ruhig genauso viel essen wie der Mann, ohne zuzunehmen“, sagt Heizmann.

Vermeiden sollte das Paar Angebote wie „All you can eat“ oder XXL-Portionen, sagt Diät- und Ernährungsexperte Sven David Müller. Hüftfreundlicher seien asiatische oder italienische Restaurants, die hochwertige Zutaten verwenden und bei denen eher weniger auf den Teller komme.

Gemeinsames versacken auf der Couch

Oft ist es aber gar nicht das auswärtige Essen, das Paare erst zelebrieren und später dann in Form von enger werdenden Klamotten verfluchen. Problematischer ist es das gemeinsame Versacken auf der Couch, die geteilte Tüte Schokolinsen oder Cracker und das obligatorische Glas Rotwein dazu. Bei manchen Paaren werde das schnell zum Ritual. „Da kann man aber gegensteuern, indem sich beide fragen: „Muss es denn immer das Glas Wein sein? Geht es uns um Alkohol oder um die Gemeinschaft“?“, sagt Müller.

Ist diese Frage geklärt, können Pärchen Alternativen finden. Heizmann rät beispielsweise zum Eisshake. „Milch, Vanilleeiweißpulver und gefrorene Früchte in den Mixer.“ Das Ergebnis sei cremig, süß und halte lange satt.

Nächste Seite: Einkaufen und Kochen zum Ritual machen

Ohnehin ist es besser, öfter selbst zu kochen. „Das klappt aber nur, wenn beide das gemeinsam machen“, sagt Müller. Er empfiehlt, das Einkaufen und Kochen zum Ritual zu machen und sogar in einen Kalender einzutragen. „Oder verteilen Sie klar die Rollen: Einer kauft alles ein, der andere schnibbelt.“ Aber nicht jedes Paar findet seinen Spaß beim Herumexperimentieren in der Küche. „Dann macht es keinen Sinn, sich zu zwingen.“ Einen Versuch ist es aber wert.

Ideal sei, das gemeinsame Essen einmal in der Woche zur gemütlichen Regel zu machen, sagt Paartherapeutin Brigitte Koch. „Dabei ist es gut, wenn die Kinder schon im Bett sind, Fernseher, Computer und Handys ausgeschaltet sind.“ Sie empfiehlt auch, dass sich beide dann sorgfältig kleiden und nicht in Jogginghose oder löchrigem T-Shirt am Tisch sitzen. Außerdem sollte während und nach dem Essen genug Zeit für gemeinsame Gespräche bleiben. Dabei könnten beide überlegen: „Wie können wir gesünder leben?“

„Wir sollten etwas für unsere Gesundheit tun“

Entscheidend sei dabei, wie das Gespräch verläuft. „Nachdem Frauen dieses Thema meist wichtiger ist als Männern, sollten sie vermeiden, den Partner zu bevormunden und besserwisserisch zu argumentieren“, warnt Koch. Also nicht: „Ich finde, du bist zu dick und solltest abnehmen“, sondern „Ich finde, wir sollten etwas für unsere Gesundheit tun“. Oder: „Ich habe das Gefühl, wir lassen uns ein bisschen gehen“, statt „Zieh dir doch mal was anderes an als die ausgeleierten Klamotten!“

Vielleicht gelinge es im Gespräch auch, sich neben dem selbstgekochten Essen zusätzlich auf mindestens einmal wöchentlich Sport zu einigen. Am besten funktioniert das, wenn beide zusammen eine neue Sportart anfangen, etwa Klettern oder Schwimmen. „Denn es ist blödsinnig, wenn der Outdoor-Läufer den Fitnessstudio-Liebhaber auf seine Seite ziehen will“, sagt Heizmann. Neben dem gemeinsamen Training kann dann jeder seiner eigenen Lieblingssportart nachgehen. (dpa/tmn)

Mit Chips auf dem Sofa. Statt gemeinsam zu versacken, sollten Paare sich lieber zum Teamsport aufraffen.
Mit Chips auf dem Sofa. Statt gemeinsam zu versacken, sollten Paare sich lieber zum Teamsport aufraffen.
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Paaren fällt es oft schwer, sich zu motivieren, gemeinsam Sport zu treiben.
Paaren fällt es oft schwer, sich zu motivieren, gemeinsam Sport zu treiben.
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