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Schüßler-Salze dienen als vielseitige Helfer

Von Eva Neumann 25.06.2008, 08:09

Dormagen/dpa. - Wenn eine kräftige Grippe im Anmarsch ist oder die Regelkrämpfe nicht nachlassen wollen, sind einfache und risikoarme Heilmittel gefragt. Viele Menschen greifen dann gern zu Schüßler-Salzen.

Bei kleineren Beschwerden können die Salze in Tabletten- oder Salbenform manch ein Medikament sparen, bei schwereren Erkrankungen eine schulmedizinische oder homöopathische Therapie begleiten. Wissenschaftlich belegt ist ihre Wirksamkeit allerdings nicht.

Namensgeber ist der Arzt Wilhelm Heinrich Schüßler (1821 - 1898) aus Oldenburg. Er wurde von den Erkenntnissen seines Zeitgenossen Rudolf Virchow inspiriert. Der Pathologe Virchow ging davon aus, dass Krankheiten auf Veränderungen der Körperzellen beruhen. «Daraufhin untersuchte Schüßler, aus welchen Mineralstoffen sich welche menschlichen Zellen hauptsächlich zusammensetzen», erklärt Hans-Heinrich Jörgensen, Vize-Präsident des Biochemischen Bundes Deutschland in Dormagen. So fand Schüßler zum Beispiel im Muskelgewebe überwiegend Kaliumphosphat und Magnesiumphosphat.

Nach Schüßler beruhen Krankheiten auf einer Verteilungsstörung dieser Mineralstoffe im Körper: Sie sind nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Schüßler-Salze, die er «Funktionsmittel» nannte, sollen dafür sorgen, dass die Mineralstoffe umverteilt werden. Schüßler selbst arbeitete mit zwölf Salzen. Seine Nachfolger führten weitere zwölf in die Therapie ein.

«Viele Erkrankungen können durch ein einziges Salz behandelt werden», erläutert Veronika Neundorfer vom Fachverband Deutscher Heilpraktiker in Bonn. So wird etwa ein akuter Infekt im ersten Stadium mit dem Salz Nummer 3, Eisenphosphat, behandelt. Bei einer Kolik, bei Migräne oder bei Wadenkrämpfen hat sich Nummer 7, Magnesiumphosphat, bewährt. Bei Erschöpfung kommt eine Kombination weiterer Salze zum Einsatz.

Doch die Schüßler-Salze stoßen auch an ihre Grenzen - zum Beispiel bei fortgeschrittenen oder besonders schweren Erkrankungen. «Hormonelle Erkrankungen sind generell mit Schüßler-Salzen nicht behandelbar», sagt Heilpraktikerin Neundorfer. Aber möglicherweise sei eine hormonelle Störung zum Beispiel durch Erschöpfung ausgelöst. «Diese kann mit Schüßler-Salzen behandelt und die Hormonstörung damit möglicherweise behoben werden.»

Meist werden Schüßler-Salze in Form von Tabletten eingenommen. Vergleichsweise jung ist die Anwendung der Salze in Salbenform. «Bei Säuglingen mit Koliken werden die Salben gerne zur Baucheinreibung eingesetzt», sagt Neundorfer. «Aber auch bei Hämatomen oder Gelenkschmerzen wirken sie sehr gut.»

Doch mit der Tablette oder Salbe allein ist es nicht getan. «Schüßler-Salze können nur die Aufnahme von Mineralstoffe verbessern, diese jedoch nicht ersetzen», sagt Bettina Knörr, Dozentin an der Sebastian Kneipp Akademie in Bad Wörrishofen. Deshalb sollte jede Schüßler-Therapie von entsprechender Ernährung begleitet sein. Wird beispielsweise bei Knochen- oder Wachstumsschmerzen das Salz Nummer 2, Kalziumphosphat, genommen, empfiehlt es sich, dies durch kalziumreiche Nahrungsmittel wie Kartoffeln oder Brokkoli zu ergänzen.