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Schlafstörungen im Alter Schlafstörungen im Alter: Entspannung ist besser als Tabletten

Von Eva Neumann 10.05.2006, 08:59

Regensburg/Berlin/dpa. - Rund 40 Prozent der 50- bis 80-Jährigen klagten überSchlafstörungen», sagt Jürgen Zulley, Leiter des SchlafmedizinischenZentrums am Universitäts- und Bezirksklinikum in Regensburg.«Senioren haben kürzere, flachere Tiefschlafphasen und häufigereWeckreaktionen.» Mehrmaliges nächtliches Erwachen sei normal.

Betroffene halten deshalb oft tagsüber ein Nickerchen. So knabbertTag-Schlaf am Nacht-Schlaf. «Länger als eine Stunden sollte einMittagsschlaf nicht dauern», rät Schlafforscher Zulley. DasNickerchen sollte dabei nicht im Dunkeln, nicht bei absoluter Ruheund nicht im Bett, sondern auf der Couch stattfinden.

Weniger geeignet ist meist der Griff zur Schlaftablette. «Seniorennehmen drei bis fünf Mal so viele Schlafmittel wie jüngere Menschen»,berichtet Zulley. Das führe jedoch langfristig zur Gewöhnung bis hinzur Abhängigkeit. Medikamente seien daher die zweite Wahl.

Stattdessen müssen die Ursachen der Schlafstörungen gefunden undbehandelt werden. «Zunächst sollte der Hausarzt konsultiert werden»,schlägt Kristina Schneider von der Initiative Gesunder Schlaf (IGS)in Berlin vor. «Er kann dann zu einem schlafmedizinischen Facharztoder auch in ein Schlaflabor überweisen.»

Am einfachsten lassen sich externe Ursachen beseitigen. «Dasgesamte Schlafumfeld haben die meisten Betroffenen nicht im Blick»,beobachtet Prof. Ingo Füsgen, Ärztlicher Direktor der GeriatrischenKliniken St. Antonius in Wuppertal und Geriatriedozent an derUniversität Witten/Herdecke. Zum Beispiel kann eine weiche Matratzeeinem Osteoporose-Patienten den Schlaf rauben.

Daneben gibt es eine Reihe physischer Ursachen: KrankhafteSchlafstörungen wie Schlafapnoe - Atemaussetzer mit Schnarchen -treten zwar im Alter öfter auf, sind jedoch behandelbar. Störungendurch chronische Erkrankungen wie Asthma, Herzerkrankungen oderArthritis sind dagegen kaum zu vermeiden: Die Patienten wachen wegenSchmerzen, Juckreiz oder Husten auf.

Hinzu kommen alterstypische Beschwerden. «Senioren leiden meist aneiner Muskelschwäche am Übergang zum Magen. Nach Mahlzeiten führtdies zum so genannten Reflux - im Mund entsteht ein saurer,unangenehmer Geschmack», sagt Geriater Füsgen. Zwei Stunden vor demZubettgehen sollte deshalb nichts mehr gegessen werden. VerstärkterHarndrang plagt ebenfalls viele Ältere. Am Abend sollte deshalb nichtmehr zuviel getrunken werden.

Viele Störungen sind auch in der Tagesgestaltung begründet:«Körperliche und soziale Aktivitäten sind zu stark reduziert», warntSchlafforscher Zulley an. Ein wenig erschöpfter Körper ist wenigerbettschwer. Und wenn die Herausforderungen fehlen, entstehen Leere,innere Unruhe und sogar Depressionen. Solch psychischen Störfaktorenlässt sich durch Aktivitäten wie Sport am Tage und durch Entspannungam Abend begegnen. Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen: NächtlichesAufwachen wird immer wieder vorkommen. «Dann sollte man das Lichtanmachen und noch zwei Seiten lesen», schlägt Geriater Füsgen vor.