1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Saure Säfte in der Speiseröhre: Saure Säfte in der Speiseröhre: Sodbrennen plagt jeden Zehnten

Saure Säfte in der Speiseröhre Saure Säfte in der Speiseröhre: Sodbrennen plagt jeden Zehnten

Von Miriam Tang 28.05.2003, 09:40
Schwere Geschütze für empfindlichen Magen - Torte, Kaffee und Zigaretten können Sodbrennen begünstigen. (Foto: DAK/Wigger/dpa)
Schwere Geschütze für empfindlichen Magen - Torte, Kaffee und Zigaretten können Sodbrennen begünstigen. (Foto: DAK/Wigger/dpa) DAK/Wigger

Herne/dpa. - Ein dumpfer Schmerz in der Brust und saures Aufstoßen nach dem Essen - Sodbrennen lässt das Essen für viele Menschen eher zur Last als zur Lust werden. «Man spricht von einer Volkskrankheit», sagt Henning Schulz, Oberarzt der chirurgischen Universitätsklinik Marienhospital Herne. Etwa zehn Prozent der Menschen in Deutschland seien von dem Leiden betroffen.

Bei Sodbrennen, von Medizinern Reflux genannt, wird Magensaft in die Speiseröhre hinaufgepresst. Wer Glück hat, den begleiten die Beschwerden nur eine begrenzte Zeit im Leben. «Etwa ein Drittel der Patienten haben eine kurze akute Phase, die gut mit Tabletten zu behandeln ist. Dann haben sie Ruhe», sagt Schulz. Auch könne ein weinseliger Abend mit viel fettem Essen kurzfristig Beschwerden nach sich ziehen, die aber wieder verschwinden. Chronisches Sodbrennen, das Patienten über einen Monat hinaus plagte, gehöre dagegen auf jeden Fall in ärztliche Behandlung: Es könne sich zu einer Speiseröhrenentzündung, zu narbigen Einengungen und im schlimmsten Fall weiter zu Krebs entwickeln.

«Sodbrennen ist ein Symptom mit unterschiedlichen Ursachen», sagte Schulz. In der Regel kommen Speiseröhre und Magensaft nicht miteinander in Berührung - eine Art Ventil verhindert den Rückfluss. Der Schließmuskel am Mageneingang siegelt die Speiseröhre zum Magen hin sicher ab. Schluckt ein Mensch einen Bissen, öffnet sich der Schließmuskel sobald das Essen mit der Speiseröhre in Berührung kommt. «Im Laufe des Lebens kann die Verschlusskraft dieses Ventils nachlassen», erläutert Schulz die Hauptursache des Sodbrennens. So komme die ungeschützte Speiseröhre mit dem aggressiven Mageninhalt in Berührung.

«Wir bilden nicht zu viel Säure, sondern das hoch komplexe Abdichtungssystem zwischen Magen und Speiseröhre funktioniert nicht richtig. Es ist zu viel Säure am falschen Platz», sagt auch Professor Peter Malfertheiner von der Universität Magdeburg. Die meisten Betroffenen bräuchten eine Langzeittherapie. Bei der Behandlung favorisiert der Mediziner die medikamentöse Blockierung der Produktion von Magensäure. «Mit Medikamenten ist 90 Prozent der Betroffenen geholfen», sagt auch Oberarzt Schulz.

Gute Ergebnisse könnten manche Patienten auch mit einer Operation erzielen, in der Chirurgen das Ventil wieder funktionstüchtig machen, so Schulz. Bedenken haben sowohl Malfertheiner wie auch Schulz gegen endoskopische Behandlungen: Sie befänden sich noch im experimentellen Stadium, es gebe noch keine Erkenntnisse über Langzeitwirkungen.

Ist es zu der Krankheit aber erst einmal gekommen, hat eine Änderung des Lebensstils nach Einschätzung von Malfertheiner nur begrenzten Erfolg. «Natürlich raten wir unseren Patienten, gesund zu leben, also eher das Fahrrad als das Auto zu nehmen», sagt der Mediziner.

Dennoch kann eine bewusste Ernährung die Symptome zumindest lindern. So hilft es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn schon, sich nach dem Essen nicht hinzulegen, um den Rückfluss der Magensäfte nicht zu fördern. Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt entlasten den Magen. Vor allem das Abendessen sollte nicht zu üppig ausfallen. Empfehlenswert seien fettarme und eiweißreiche Speisen - auf Tabak, Alkohol und Süßigkeiten sollte dagegen weitgehend verzichtet werden.

Ob Kaffee das Sodbrennen fördert, ist nach Angaben der Experten nicht pauschal zu beantworten. Am besten wird die Verträglichkeit laut DGE individuell ausgetestet. Dazu rät auch Professor Malfertheiner: «Wenn manchen die Tasse Kaffee so gut schmeckt, ist das Weglassen eher eine Einschränkung der Lebensqualität.»

Informationen: Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung (Gastro-Liga), Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen (Tel.: 0641/97 48 10, Fax: 0641/974 81 18)