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Rückenprobleme Rückenprobleme: Bandscheiben tanzen aus der Reihe

Von Tobias Wiethoff 21.03.2003, 19:01

Halle/MZ. - Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelknochen und stellen deren Beweglichkeit sicher, dienen darüber hinaus aber auch als wichtiger Stoßdämpfer. Bei fortgeschrittenem Verschleiß kann der geleeartige Kern durch eine "dumme Bewegung" nach außen geschleudert werden. Dort drückt er auf die Nervenwurzeln, die zwischen den Wirbelknochen vom Rückenmark ausgehen.

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls wird meist mit Hilfe eines Kernspin- oder Computertomogramms gestellt. Wie bei massiven Ausfallserscheinungen reagiert werden soll, ist weithin unumstritten: "Das ist ein orthopädischer Notfall, der operiert werden muss", sagt Professor Werner Hein von der Universitätsklinik in Halle, zugleich Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Bei einer Operation wird in der Regel die Wirbelsäule eröffnet und die Nervenwurzel von der auf ihr lastenden Bandscheiben-Substanz befreit.

Über die Notfälle hinaus herrscht unter Fachleuten dagegen keine Einigkeit, wie Bandscheibenschäden behandelt werden sollten. "In Deutschland wird zu schnell operiert", klagt Orthopäde Hein. "Zu diesem Mittel sollte man nur greifen, wenn konservative Methoden nicht helfen." Dagegen vertreten die Leiter der Alphaklinik in München die Auffassung, eine schonende Operation sei besser als langwierige Schmerzen.

Das auf Wirbelsäulen- und Knieprobleme spezialisierte Privatkrankenhaus behandelt nach eigenen Angaben jährlich rund 1 000 Bandscheibenvorfälle mit Hilfe der so genannten endoskopischen Technik: Dabei werden Kanülen durch die Haut zum Ort des Geschehens geführt und die störenden Gewebeteile anschließend mit feinen Instrumenten entfernt. Da der Eingriff ohne offene Schnitte und unter örtlicher Betäubung vonstatten gehe, könne der Patient in der Regel am nächsten Tag nach Hause entlassen werden, heißt es bei der Klinik.

Dem DGOOC-Präsidenten Hein sind solche Werbesprüche suspekt: "Den Leuten wird suggeriert, sie könnten mal eben zwischen Friseur und Einkaufen ihren Bandscheibenvorfall operieren lassen." Zwar setzt Hein die endoskopische Technik an seiner Klinik selbst ein. Doch auch für offene Operationen gebe es noch gute Gründe: "Mit Hilfe der dabei verwendeten Mikroskope kann man das lockere Gewebe viel präziser entfernen."

Es kommt jedoch vor, dass die erste Operation - mit welcher Technik auch immer - keine dauerhafte Besserung bringt. Dann bleiben zwei Möglichkeiten: Die Bandscheibe kann durch eine Prothese ersetzt werden. Als Alternative gibt es die Versteifung, bei der die Wirbel fest miteinander verschraubt und dadurch fixiert werden. Die Beweglichkeit wird hier der Schmerzfreiheit geopfert.

Wer sich all diese Torturen ersparen will, sollte schon in jungen Jahren auf die Gesundheit seines Rückens achten, sich viel bewegen und Sport treiben.