Risikofaktor Rotznase - Kinder stecken meist die Eltern an
Köln/Berlin/dpa. - Ob Schnupfen, Fieber oder Durchfall - Kinder fangen sich im Kindergarten oder in der Schule schnell eine Infektion ein. Oft stellt sich dann auch bei den Eltern eine laufende Nase oder eine gestörte Verdauung ein.
Während solche Ansteckungen kaum vermeidbar sind, sollten sich Erwachsene vor den sogenannten Kinderkrankheiten wie Masern oder Mumps schützen - sonst können sie ihnen durchaus gefährlich werden.
Vor allem im Kindergartenalter sind Jungen und Mädchen oft krank. «Etwa zehn bis 14 banale Infektionen im Jahr sind normal», sagt Gundhild Kilian-Kornell vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln. Dazu gehören Schnupfen und Husten, aber auch Magen-Darm-Infekte. Sehr verbreitet sind beispielsweise die Rotaviren: «An dieser Durchfallerkrankung kommt eigentlich kein Kind vorbei», sagt Ute Arndt vom Deutschen Grünen Kreuz in Marburg.
Die Erwachsenen sind meist mitbetroffen. «Sie stecken allerdings Magen-Darm-Erkrankungen ganz gut weg, dann gibt es mal einen Tag Durchfall und Bauchgrummeln», sagt Kinderärztin Kilian-Kornell. Bei den Erkältungskrankheiten seien die Auswirkungen verschieden - schließlich gibt es viele unterschiedliche Erkältungsviren. Für die meisten gilt: Erwachsene sind immun, wenn sie den Erreger einmal hatten, oder die Krankheit äußert sich abgeschwächt.
Ob die Eltern sich anstecken, hängt auch von ihrer persönlichen Verfassung ab. «Wenn man kaum zur Ruhe kommt, schlecht schläft oder beruflich sehr angespannt ist, steckt man sich natürlich leichter an», sagt Kilian-Kornell. Mütter und Väter sollten daher kürzer treten, wenn das Kind krank ist. Nicht sinnvoll sei es dagegen, den Kontakt zum kranken Kind einzuschränken. «Gerade wenn Kinder krank sind, brauchen sie viel Zuwendung», sagt Kilian-Kornell.
Auch ältere Familienmitglieder wie die Großeltern bedürfen besonderer Schonung. Pneumokokken beispielsweise kommen laut Ute Arndt besonders häufig bei kleinen Kindern im Alter bis zu zwei Jahren vor - und dann wieder gehäuft bei über 50-Jährigen. Die Bakterien können Hirnhaut- und Lungenentzündungen auslösen.
Riskanter als Erkältungen und Durchfallerkrankungen sind aber die sogenannten Kinderkrankheiten. Schon bevor sie eine Familie gründen, sollten Eltern klären, ob sie Masern, Mumps & Co. schon hatten oder ob die Impfungen aufgefrischt werden müssen, rät Kilian-Kornell. An erster Stelle steht der Keuchhusten: «Er kommt bei Erwachsenen gar nicht selten vor», sagt die Kinderärztin. Viele wüssten nicht, dass der Schutz vor der Krankheit nur etwa zehn Jahre lang besteht, wenn man sie durchgemacht hat oder geimpft wurde.
Auch Masern zählen zu den Krankheiten, die gar nicht so selten Erwachsene befallen. So war nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin rund ein Fünftel der rund 2300 bundesweit registrierten Masernpatienten älter als 19 Jahre. «Man kann davon ausgehen, dass mit zunehmendem Alter die Fälle schwerer verlaufen», sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Gefährliche Folgeerkrankungen bei Masern sind laut RKI etwa eine Gehirn- oder eine Lungenentzündung.
Nicht weniger gefährlich für Erwachsene ist Mumps. «Da ist man richtig außer Gefecht gesetzt», sagt Ute Arndt. Eine Hirnhautentzündung könne die Folge sein. Sehr gefährlich ist die Krankheit für junge Männer. «Es kann zu einer Hodenentzündung kommen», erläutert die Immunologin. Sind beide Hoden betroffen, können die Betroffenen zeugungsunfähig werden. Vor Windpocken und Röteln dagegen sollten sich vor allem schwangere Frauen in Acht nehmen - sonst drohen schwere Missbildungen beim ungeborenen Kind.