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Panikattacken Panikattacken: Wenn die Angst plötzlich überhand nimmt

Von Britta Schmeis 28.06.2006, 10:13
Scheinbar grundlose Angst kann viele Ursachen haben - vor allem junge Menschen sind von Panikstörungen betroffen. (Foto: dpa)
Scheinbar grundlose Angst kann viele Ursachen haben - vor allem junge Menschen sind von Panikstörungen betroffen. (Foto: dpa) DAK Wigger

München/Hamburg/dpa. - Oftmals tretendie Panikanfälle in Phasen auf, in denen sich das Leben ändert. Dochdie Betroffenen können lernen, mit den Ängsten umzugehen.

«Grundsätzlich ist Angst gut, weil sie zu einer Fluchtreaktion ingefährlichen Situationen führt», erklärt die Hamburger PsychiaterinAnne Karow von der Verhaltenstherapie-Ambulanz amUniversitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg. Und ihre KolleginAngelika Erhardt von der Angstambulanz des Max-Planck-Instituts inMünchen fügt hinzu, dass fast alle Ängste mit körperlichen Symptomen– wie Schwitzen, Zittern oder Herzrasen - verbunden sind. Krankhaftwird es, wenn diese Symptome ohne Anlass auftreten.

«Obwohl es keinen ersichtlichen Auslöser gibt, erleiden dieMenschen dann plötzlich Todesängste», erklärt Erhardt. DiesePanikstörungen sind oftmals mit der so genannten Agoraphobie gepaart.«Das ist die Angst vor Situationen, in denen der Mensch sich hilflosoder überfordert fühlt und eine Flucht in eine sichere Umgebung nurschwer möglich erscheint», erläutert Hans-Martin Hartmann vomAngstzentrum Berlin.

Hinzu kommt die Angst vor der Angst. «Weil die Betroffenen stetsbefürchten, wieder von einer solchen Attacke überfallen zu werden,vermeiden sie die jeweiligen Situationen», sagt Hartmann. Anderewiederum schaffen nicht mehr, das tägliche Leben zu meistern, weilsie sich den eigenen und fremden Erwartungen nicht gewachsen fühlen.

«Menschen mit Angststörungen haben oft sehr hoheFunktionsansprüche an sich selbst», sagt Karow. Vor allem inkonflikthaften Situationen gingen sie nicht sorgsam mit ihrenGefühlen und Bedürfnissen um, ergänzt Hartmann. Dann suche sich diePsyche einen Ausweg über körperliche Beschwerden.

Oft fühlen sich Menschen mit Angststörungen überfordert, stehenunter extremer Anspannung, fürchten Verantwortung. Da überraschen dieErgebnisse eine Studie der Münchner Angstambulanz nicht: Am stärkstenbetroffen sind Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, und es sindhäufiger Frauen. Vielen Therapeuten fällt auf, dass Angststörungenoftmals in Phasen auftreten, in denen sich das Leben ändert. «DieUrsachen für Panikstörungen sind noch nicht genau erforscht», sagtErhardt. Meist spielten genetische, neurobiologische,lerntheoretische und Umweltfaktoren zusammen.

Eine so komplexe Erkrankung erfordert eine Kombination vonverschiedenen Behandlungsansätze. «Leichte Antidepressiva undambulante Verhaltenstherapie sind in den meisten Fällen die Regel»,erklärt Erhardt. In der Therapie lernten die Patienten mit ihrenÄngsten umzugehen. Die allgemeine Anspannung müsse verringert werden,damit der Mensch wieder funktionstüchtig ist, sagt Karow.

Hans-Marin Hartmann glaubt nicht, dass die Konfrontationsmethodebei der Verhaltenstherapie immer das probate Mittel ist. «Stattdessensollte auch tiefenpsychologisch mit dem Patienten gearbeitet werden.»Sowohl ambulante als auch stationäre Behandlungen werden angeboten.«Etwa 60 Prozent der Patienten sind heilbar», sagt Erhardt.