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Neue Volkskrankheit Neue Volkskrankheit: Depressionen sind

22.09.2011, 13:18

Halle (Saale)/MZ/DPA/DMN. - Wie fühlt es sich an, eine Depression zu haben? Es ist mehr als Traurigkeit oder Bedrücktsein. Ulrich Hegerl, Mediziner der Universität Leipzig beschreibt das Gefühl, das Depressive haben, als „hässlichen, kalten Zustand“, verbunden mit dem Gefühl, dass „die Luft raus“ ist.

Nur ein Bruchteil wird angemessen therapiert

Der Torwart Robert Enke ist immer dann ein gern zitiertes Beispiel, wenn es um die fatalen Folgen einer nicht erkannten Depression geht. 2006 nahm sich der Spieler von Hannover 96 das Leben, weil er keinen Ausweg mehr sah aus einer Krankheit, an der geschätzt etwa vier Millionen Menschen in Deutschland behandlungsbedürftig erkrankt sind. Doch nur ein Bruchteil von ihnen wird nach Einschätzung von Prof. Detlef Dietrich von der European Depression Association angemessen therapiert. Dabei sei es bei richtiger Diagnose und Behandlung in den meisten Fällen möglich, die Erkrankung zu überwinden.

Rund 60 bis 70 Prozent der vier Millionen seien in ärztlicher Behandlung. Davon allerdings nur etwa 25 bis 30 Prozent mit der Diagnose Depression. Und sogar nur zehn Prozent der depressiven Menschen werden dann tatsächlich adäquat behandelt, so Experte Detlef Dietrich.

Ohne eine solche Behandlung droht Betroffenen im schlimmsten Fall ein ähnliches Schicksal wie dem Hannover-96-Torwart: Viele von ihnen sind suizidgefährdet. „Robert Enke passiert jeden Tag 30 Mal“, sagte Prof. Ulrich Hegerl von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Jährlich nehmen sich 9600 Menschen das Leben - vielen von ihnen könnte Experten zufolge geholfen werden.

Ärzte erkennen die Krankheit heute öfter

Denn je häufiger Depressionen erkannt werden, desto mehr Suizide lassen sich verhindern. „Wir sehen besser als früher, wie häufig Depressionen sind“, so Ulrich Hegerl. Ärzte würden die Erkrankung, die sich oft hinter körperlichen Beschwerden versteckt, vermehrt erkennen und auch als Depression benennen - und nicht hinter „Ausweichdiagnosen“ wie chronischer Rückenschmerz oder Tinnitus verstecken.

Das habe zur Folge, dass Betroffene mittlerweile mehr mit Antidepressiva behandelt würden und öfter Psychotherapien angeboten bekämen. „Die Versorgungssituation für die Betroffenen verbessert sich“, stellt Hegerl fest.