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Neue Studie "Jugendsexualität 2015" Neue Studie "Jugendsexualität 2015": Jung zärtlich vorsichtig

Von Katharina Elsner 12.11.2015, 16:15
Die Jugendlichen verhüten gut und sind meist gut aufgeklärt, das zeigt nun die Studie „Jugendsexualität 2015“
Die Jugendlichen verhüten gut und sind meist gut aufgeklärt, das zeigt nun die Studie „Jugendsexualität 2015“ dpa Lizenz

Berlin - Seit die Bravo nicht mehr das Leitmedium der Pubertierenden dieses Landes ist, fragen sich viele Erwachsene: Lernen die Jugendlichen heute von YouPorn und Musikvideos mit barbusigen, tänzelnden Damen an der Seite eines Rappers? Die Antwort lautet: Nein. Zumindest, wenn man der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) glaubt. Die stellte am Donnerstag die Studie „Jugendsexualität 2015“ vor. Zum achten Mal untersuchte die BZgA das Sexualverhalten junger Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren, insgesamt 5.750 Personen. Wann haben sie das erste Mal Sex? Und mit wem? Wer klärt sie eigentlich darüber auf? Verhüten sie?

Die Essenz dieser Befragung: Die Jugendlichen sind sexuell aktiv und verhüten gut. Allerdings: Sie sind nicht frühreifer als die Generationen vor ihnen. Nur die wenigstens der 14-Jährigen haben schon Geschlechtsverkehr. Die Ängste überbesorgter Eltern können also hier beruhigt werden. Mit zunehmendem Alter werden die Jugendlichen aber sexuell aktiver. Mit 17 hat mehr als die Hälfte der Befragten sexuelle Erfahrung, mit 19 drei Viertel.

Sexuelle Treue wichtig für Jugendliche

Jungs sind meist etwas später dran. Für Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, könnte ein Wertewandel der Grund sein. „Sexuelle Treue, auch eine feste Partnerschaft beim ersten Mal ist jungen Leuten wichtig“, sagt sie. Unabhängig von Geschlecht und Herkunft. Der Mythos von der großen Liebe, von dem oder der Richtigen beim ersten Mal, er lebt also auch in der heutigen Jugend weiter.

Eklatante Unterschiede gibt es laut der Studie bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Hier sind es junge Frauen „mit ausländischen Wurzeln“, die später sexuell aktiv werden als ihre „deutschen“ Altersgenossinnen, die auch eher moralische Gründe anführen, warum sie noch keinen Geschlechtsverkehr hatten. Angst vor den Eltern spielt dabei eine Rolle, und jede Dritte gibt das Motiv „vor der Ehe finde ich das nicht richtig“ an. Im Gegensatz trifft das nur bei vier Prozent der deutschen Mädchen zu.

Jugendliche mit Migrationshintergrund wichtiger Teil der Studie

Wer aber sind die Jugendlichen „mit Migrationshintergrund“? Wer wurde da befragt? Auf die Unterteilung, deutsche Herkunft und Migrationshintergrund, legen die Leiter der Studie großen Wert. Alle Antworten werden nach diesen zwei Kriterien separiert in Diagrammen dargestellt. Es handelt sich um Jugendliche, „die selbst nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder bei denen zumindest ein Elternteil bei der Geburt nichtdeutscher Staatsangehöriger war.“

Kinder also der zweiten Generation von Migranten, von EU-Bürgern und türkischen Eltern. Die dritte Generation wurde allerdings nicht einbezogen. „Das wäre zu kompliziert“, sagt eine Sprecherin von TNS Emnid, ein Marktforschungsinstitut, das die Befragungen durchgeführt hat. Wie aussagekräftig das Kriterium „Migrationshintergrund“ nun ist, ist nicht ganz klar.

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Heidrun Thaiss jedenfalls ist so entzückt über die Anwendung von Verhütungsmitteln beim Geschlechtsverkehr, dass sie gleich mehrmals darauf hinweist: Seit Beginn der Befragung 1980 hat sich das Bewusstsein bei allen deutlich erweitert, dass Sex auch übertragbare Krankheiten und Schwangerschaften mit sich bringen kann. Fast jeder dritte hatte damals kein Verhütungsmittel angewendet.

Heute geht kaum noch ein Jugendlicher das Risiko ein und benutzt beim ersten Mal Kondome, manchmal sogar Pille und Kondom gleichzeitig. Nur sechs Prozent der deutschen Jungen und acht Prozent der Mädchen verhüten nicht, bei den Mädchen mit Migrationshintergrund sind es sogar nur zwei Prozent. „Das ist eine ausgesprochen positive Entwicklung“, findet Thaiss.

Sexualkundeunterricht in Schulen erfolgreich

Verantwortlich für diese Erfolgsstory sind auch die Schulen. Sexualkundeunterricht erreicht praktisch alle, Ost wie West, mit oder ohne Hintergrund. Vor allem für migrantische Jugendliche ist die Institution Schule wichtig. Denn in deren Haushalten halten sich Eltern bei der Aufklärung eher zurück als bei ihren deutschen Nachbarn. Doch auch hier sprechen nicht alle das heikle Thema an, Mütter noch eher als Väter.

Oft ist es der beste Freund oder die beste Freundin, die vielleicht schon Erfahrung hat mit Knutschen oder Petting. Bei ihnen holen sich Jugendliche Tipps. Ein gutes Zeugnis für die junge Generation.